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umgekehrt eckige Steine an einfach gestalteten Lagerstätten. Dess-
halb sage ich, der Megenberger: Form und Gestalt der Steine ist
abhängig von besonderen Kräften der Gestirne, die im Stande sindr
die Form und das Verhältniss zwischen der Feuchtigkeit und den
Däns^en zu beeinflussen. Denn Form und Gestaltung aller, aus-
den vier Elementen hervorgehenden Dinge wie auch die Elemente
selbst unterstehen dem vom Himmel ausgehenden Einflüsse. Ebenso
äussert sich auch Aristoteles im zweiten Buche von der Entstehung
und dem Untergang der Elemente, das den lateinischen Titel führt:
De generatione et corruptione.1)

Die Färbung der Steine, weiss, schwarz, grün, roth, violett
und so fort, entsteht durch den Einfluss der Gestirne auf das
wechselnde Mischungsverhältniss zwischen Dünsten und Feuchtigkeit.
Enthält die Feuchtigkeit viel irdische Substanzen, so wird der Stein
schwarz oder dunkel, ist sie wasserreich, so wird der Stein farblos,.
Ueberwiegen der Luft lässt die Färbung gelblich oder bleich werden,.
Vorwalten des Feuers macht sie roth. So wechselt also die Farbe
der Steine ebenso, wie das Verhältniss der vier Elemente in der
Feuchtigkeit wechselt, aus der die Steine entstehen. Darum sind
auch die Steine kostbarer und wirksamer, die aus den Ländern
herkommen, in denen die vier Elemente reiner und weniger von
fremdartiger Substanz durchsetzt sind, wie z. B. die aus dem Orientr
das heisst aus den gegen Sonnenaufgang gelegenen Ländern
stammenden Steine und die, welche nach einigen Angaben mit den
vier Flüssen aus dem Paradise herausgeführt werden.

Eine Frage von grosser Wichtigkeit ist die: Woher und auf
welche Weise kommen die Steine zu der grossen Kraft und wunder-
baren Wirksamkeit, die sie der menschlichen Gesundheit und anderen.
Dingen gegenüber äussern ? In unserem lateinischen Texte heisst esr
menschlicher Vernunft sei nicht erkennbar, woher die Steine ihre
Eigenkräfte haben, wenn sie ihnen nicht von Gott gegeben sind^
Denn Aristoteles sagt in dem Buche von den übernatürlichen
Dingen, lateinisch Liber Metaphysicae genannt, dass alle Kräfte von;
Gott kommen. Die Kräfte indessen, die wir in den l£räuterny
Bäumen und Früchten finden, sind von Gott in mittelbarer Weisey
mit Hülfe einer zwischenwirkenden Energie in sie gelegt. Gott
lässt nemlich in den genannten Gegenständen die Kräfte mit Hilfe

*) Bie sechs, unter diesem Titel geschriebenen Bücher sind vom
Albertus Magnus, nicht von Aristoteles verfasst
 
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