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der Einflüsse der Natur sich entwickeln also z. B. in den Kräutern
mit Hülfe der Wärme, der Kälte, der Feuchtigkeit oder der Trocken-
heit, um sie für eine bestimmte Arznei brauchbar werden zu lassen.
An den Steinen dagegen ist von diesen Momenten Nichts zu nennen,
zu demonstriren oder nachzuweisen. Die Kraft des Steines ist
lediglich durch Kälte oder Wärme bedingt und hieraus folgt, dass
Gott den Steinen ihre Kräfte ohne zwischenwirkende Energie ver-
liehen hat, lediglich aus seiner Allmacht heraus, wie unser lateinischer
Text sagt. An Stelle des Wirkens der Naturkräfte hat er sie be-
gnadigt aus seinem göttlichen Willen heraus, denn man findet an
den Gesteinen ausser dem segenbringenden Einflüsse auf die mensch-
liche Gesundheit noch andere wunderbare und bedeutende Kräfte.
Der Maguetstein und der Adamas z. B. ziehen das Eisen an, und
der Adamas zeigt den Schiffern auf der See den Polarstern am
Himmel, wie wir noch sehen werden. Der Ostolan macht den
Menschen unsichtbar, und der Karfunkel leuchtet in der Nacht.
Ebenso besitzen noch viele andere Steine wunderbare Eigenschaften,
wie uns das vorliegende Werk bezeugt. Der letzte Grund alle
dieser W^under ist der göttliche Wille mit seiner Allmacht, den die
heilige Schrift den Wunderthäter in den menschlicheii Angelegen-
heiten nennt. Die hier mitgetheilte Anschauung unseres Urtextes
kaun indessen nicht als richtig angesehen werden, und es ist eine
kindliche Auffassung, zu denken, dass Gott den Steinen ihre Kräfte
ohne Beihülfe der natürlichen ^Einflüsse verliehen habe, bei den
Bäumen und Kräutern dagegen anders verfahren sei, weil die
Kräuter mit Hülfe der Kälte und Wärme wirken und die Steine
auffallende Fähigkeiten besitzen., die man nicht auf die Element©
zurückführen kann. Das ist eine sehr einfältige Denkweise, weil
auch die Steine kühlende und anfeuchtende, Wirkungen von den
elementaren Kräften her besitzen, aus denen ihre Eigenart hervor-
gegangen ist, und das Herz und andere menschliche Organe starken*
wenn man sie zerstossen mit den Speisen oder in Arzneiform geniesstf
Wir sehen das zum Beispiel bei der Latwerge, die Diamargariton
heisst und zerstossene Perlen und gepulvertes Gold enthält. Weiter
sage ich, dass die Kräuter ebenso wunderbare Eigenschaften be-
sitzen, wie die Steine, wie zum Beispiel das Eisenkraut, das Lieb©
zwischen zwei Menschen erweckt, das Baurahiehelkraut, welches-
Schlösser aufthut und die Betonie, die weissagende Kräfte verleiht,
Desshalb sage ich, der Megenberger: Ich bezweifele, dass der

Schulz, Konrad von Megenberg's Buch der Ätar. 24
 
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