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Hat man dies Mittel nicht zur Hand, so nehme man Wein, in dem
Stahl abgelöscht ist. Will man einen Menschen kauterisiren, so
eignen sich dafür goldene Instrumente besser, wie andere. Gold
ist bei Tage kälter und aus seiner Abkühlung erkennen die Nacht-
schwärmer, dass ihnen der Morgen droht. Das Gold entsteht von
allen Metallen am tiefsten in der Erde, und je tiefer es in der Erde
liegt, Tum so näher ist es der Hölle. Desshalb sagt man auch:
Geh zum Teufel, wenn Du Gold willst! Der Ueberfluss des Goldes,
das jheisst seine Schlacke, wird lateinisch Cadmia genannt. Wer
sie in die Augen tröpfelt oder sonst wie hereinbringt, dem beizt
sie die Flecken von den Augen, wie Platearius lehrt. Hämmert
man das Gold, so wird es heller, weicht dem Hammer aus und
breitet sich überallhin aus. So handelt auch der Gerechte: leidet
er, so klärt sich sein Verstand und seine Erkenntniss, und er wird
entflammt zur Liebe gegen Gott. Wisse, dass Gold mehr Werth
besitzt als alle körperlichen, aus den Elementen hervorgehenden
Dinge und edler ist, wie die Steine. Es wird nemlich weder von
der Luft noch vom Wasser noch von der Erde angegriffen und
schwindet im Feuer nicht. Im Gegentheil wird es im Feuer besser
und nimmt eine Feuchtigkeit in demselben auf. Auch Schwefel,
der doch andere Metalle verbrennt, greift das Gold nicht an. weil
es eine so ebenmässige und lautere Mischung der Elemente dar-
stellt. Es besteht aus zehn Theilen Wärme, zehn Theileu Kälte
und ebensovielen Theilen Feuchtigkeit und Trockenheit. So be-
hauptet wenigstens unser lateinischer Text. Ich kann aber dieser
Angabe nicht recht beipflichten, denn sie ist wohl kaum richtig.
Weil aber das Gold so gleichartig zusammengesetzt ist, haben die
Gelehrten seinen Namen so hoch gestellt und gefunden, dass es so
sehr dauerhaft ist, wie oben schon bemerkt wurde. Das Gold steht
tinter den übrigen Metallen wie die Sonne unter den anderen Ge-
stirnen. Alle anderen Metalle zersetzen sich, wenn man sie in
gepulvertem Zustande zu Arzneizwecken aufbewahrt.

2. Vom Silber.

Argentum heisst Silber. Platearius sagt, es sei gleiehmissig
kalt. In reinem Zustande ist es unveränderlich. In Legirungen
zerbricht es dagegen leicht. Es lässt sich mit Zange und Hammer
gut ziehen und bearbeiten und hat einen schönen, augenehmen
iüang, besonders nach einem Zusätze von Kupfer. Desshalb gebot
 
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