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Thiel, Viktor
Papiererzeugung und Papierhandel vornehmlich in den deutschen Landen von den ältesten Zeiten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. — 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2403#0005
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1 10 Papiererzeugung und Papierhandel.

mats und auf der Rückseite besiegelt, sind auf Papier geschrieben13).
Solche Rechnungszettel aus Papier kommen um diese Zeit auch schon in
der Kanzlei der ungarischen Könige vor14). Und ebenso begann man
damals (spätestens 1313) in der Wiener Kanzlei der Herzoge von Öster-
reich für geschäftliche Vormerkungen und Mitteilungen Papier zu ver-
wenden15). Aus der Kanzlei des Grafen Albrecht von Görz haben sich
Papierurkunden a. d. JJ. 1287 und 1301, aus der des Grafen Hans von
Ortenburg a. d. Jahre 1314 erhalten (HHStA Wien). Aus Papier sind
die Protokollbücher Kaiser Heinrichs VII., die in Italien zurückgeblieben
sind. Auch die Kanzleien Ludwigs des Bayern und der Luxemburger waren
mit Papier versehen16). Frühe kam auch den Rhein entlang der Ge-
brauch von Papier auf. So ist der Fehdebrief, den 1302 Johann v. Buren
der Stadt Aachen sandte, auf Papier geschrieben17). In dem 1310 an-
gelegten Prager Stadtbuche, das auf Papier geschrieben ist, ist eingangs
vermerkt, daß es /// fertones gekostet hat; es umfaßt 281 Blätter
(273X375), über 30 Blätter sind verloren gegangen18). Die älteste
Papierhandschrift aus der Wiener Stadtkanzlei ist ein Dienstbuch aus
dem Jahre 132619). Wie beträchtlich der Papierhandel in Lübeck im
Jahre 1353 gewesen ist, kann man aus dem Umstände ersehen, daß der
Stadtrat es für nötig hielt, ein halbes Ries Papier als Grenze des Ge-
werbebefugnisses der Krämer festzusetzen20). Aber noch lange wurde
in den Kanzleien für alle Schriften, die besonders wichtig erschienen,
Pergament verwendet. Den Gebrauch des Papiers zu Notariatsurkunden
hatte Kaiser Friedrich II. 1231 verboten21), und erst 1549 erlaubte der

13) HHStA Wien, Handschriften, Böhm 381 f., 526, 523, 530—533. Der Re-
gistratur des Innsbrucker Schatzgewölbes unter Kaiser Maximilian 1. schrieb 1518
auf ein leeres Blatt eines dieser Rechnungsbücher: „ist ain guet schreibpapyr
gewest." Auch das Trienter Rechenbuch 1260 war aus Papier. Eine Anzahl tiroli-
scher Steuer- und Rechnungsbücher aus der Zeit um 1300 befindet sich im Mün-
chener Hauptstaatsarchive (Keinz a. a. O.).

u) J. Laszlo Szönyi, 14. szazadbeli papiros — okleve leink vizjegyei. Bu-
dapest 1908.

15) HHStA Wien, Handschrift Böhm Nr. 49 ist das älteste Kanzleibuch der
Habsburger, ein im Jahre 1313 angelegtes Pfandbuch (Chroust a. a. O., Ta-
fel 409 a). Auch das sogenannte Formelbuch König Albrechts I. (Böhm Nr. 577)
ist auf Papier geschrieben. Nach Schweizer (MIÖG 2, 225) ist es indes eine
Kompilation verschiedenartiger Kanzleibehelfe, die auf Abt Otto v. Heiligenkreuz
(1318—1327) zurückgehen dürfte.

16) Bresslau, Urkundenlehre 1/2 S. 130f., 171 ff.; 11/2 S. 502. Das älteste
Registerbuch Ludwigs des Bayern, 1322 begonnen, ist von Bertold von Tuttlingen
auf Papier geschrieben. Chroust a. a. O. Tafel 8 gibt die Wasserzeichen wieder,
die bei Briquet nicht verzeichnet sind. — Vgl. Erben in den Denkschriften der
Wiener Akademie 66. Bd. S. 10. Es ist sicher, daß in der Kanzlei Ludwigs des
Bayern auch Konzepte auf Papier geschrieben worden sind. Aus Papier ist auch
das jüngere Kanzleikopialbuch des Markgrafen Ludwig d. Ae. von Brandenburg,
das Mitte der Vierzigerjahre des 14. Jahrhunderts angelegt wurde, sowie das 1375
begonnene Landbuch Karls IV. für die Mark Brandenburg (Chroust a. a. O.
Tafeln 539 a und 551).

17} R. Pick, in: Zeitschr. d. Aachener Geschichtsvereins IX, 63.

18) Mitteilung des Prager Stadtarchivars Prof. Dr. Vojtisek. — Ferto — Vier-
ting = 4 Pfennige.

19) Thiel, Geschichte der Papiererzeugung und des Papierhandels in Nieder-
österreich (erscheint demnächst).

20) W e h r m a n n, Älteste Lübecker Zunftrollen S. 272.

21) Bresslau II/2 S.500.
 
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