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Thiel, Viktor
Papiererzeugung und Papierhandel vornehmlich in den deutschen Landen von den ältesten Zeiten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. — 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2403#0020
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Papiererzeugung und Papierhandel. 125

Bedeutsam treten in der deutschen Papiergeschichte die Hansa-
städte auf. In Lübeck wurde Papier als „Kölnische Ware" eingeführt,
vermutlich französischer Herkunft; aber auch italienisches Papier ge-
langt dahin. 1460 kosteten 2 Ries „Lumbersch (lombardisches) popyrs
und 5 boke 1 nobel unde is dat beste popyr dat hyr to kope"136). Über
die Anfänge der Papiererzeugung in Lübeck in den ersten Jahrzehnten
des 15. Jahrhunderts wurde bereits gesprochen. Auch Rohstoffhandel
ging über Lübeck, so 1431 nach Lüneburg. Die Stadt bildete einen Durch-
gangsplatz für den literarischen Verkehr nach den Ostseeprovinzen137).

In Mecklenburg, wo schon 1419 die Universität Rostock errichtet
wurde, erstanden Papierbetriebe 1524 in Qrabow, vor 1558 in Neustadt,
vor 1575 in Porkenstein, 1589 in Gadebusch. Grabow bezog Lumpen aus
Lübeck und Hamburg und lieferte Papier dorthin138).

In Pommern (1456 Gründung der Universität in Greifswald) wurde
1528 in Damm eine herzogliche Papiermühle errichtet. 1569 verlieh der
Herzog von Pommern dem Buchdrucker Johann Eichhorn in Stettin das
Privileg für eine Druckerei und den Bau einer Papiermühle in Kökeritz.
1579 entstand eine neue Papiermühle zu Damm, die alte ging ein. Als
1581 die Universität in Greifswald eine Druckerei einrichtete, dürfte
sie auch die Papiermühle in Kemnitzerhagen gebaut haben, deren Be-
trieb 1594 erwähnt wird139).

In Danzig brachte schon in den Jahren 1473—94 eine Papiermühle
der Stadtkasse 12 Mark Wasserzins ein140). Das rege religiöse Leben
in Preußen, wo sich der deutsche Ritterorden betätigte, brachte hier nicht
nur den Buchdruck zu früher Entwicklung, sondern förderte auch das
Aufkommen der Papiererzeugung. 1523 wurde eine Papiermühle in
Königsberg begründet. Der 1543 geplante Bau einer zweiten Papier-
mühle unterblieb. Doch wird 1584 eine Papiermühle in Kreuzburg er-
wähnt141). Da die alte Königsberger Papiermühle mit der Zeit sich als
untauglich erwies, ließ der Markgraf-Herzog Georg Friedrich eine an-

136) Hössle in: „Papierfabrikant" XX auf Grund von Mitteilungen des
Stadtarchivars Dr. Techen in Wismar.

13') Vgl. „Archiv" VI, 114, 122, 140; X, 128; XVII, 161, 232; XVIII, 107;
XIX, 54.

138) Im 17. Jahrhunderte kamen 5 Papiermühlen hinzu, im 18. Jahrhunderte
noch 2; 1811 wurde die letzte Papiermühle in Mecklenburg gebaut. (W. Stieda,
Geschichte der alten Mecklenburger Papiermühlen, in: Jahrbücher des Vereines für
mecklenburgische Geschichte 1915 Nr. 80.) Die ältesten Wasserzeichen bei Bri-
quet Nr. 2241. Vgl. auch „Archiv" XVII, 149, 169.

139) Kosegarten, Geschichte der Universität Greifswald, 1857, I, 207 (nach
Hössle in: Der Papierfabrikant XX). 1700 wurde die Papiermühle in Leistenow
errichtet, 1750 durch die Universität Greifswald die Papiermühle in Hanshagen.
Vgl. auch Wehrmann in: Monatsblätter Pommerscher Geschichte und Altertums-
kunde 1903 Nr. 5.

uo) Sonstige Nachrichten über diese Papiermühle sind nicht vorhanden. Erst
1566 wird ein Papiermacher genannt, Heinrich Probstly; er mietete 1570 eine
Kupfermühle für Papiererzeugung und übernahm hernach die Leitung der 1574
in Straszin bei Danzig begründeten Papiermühle (Simson, Geschichte Danzigs II,
355, 523; Keys er in der Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins H. 61
S. 174; Hössle in: Der Papierfabrikant XXI Heft 15).

m) Karl Lohmeyer, Geschichte des Buchdrucks und Buchhandels im Her-
zogtum Preußen, in: „Archiv" XVIII. — In Trutenau bei Königsberg bestand eine
Papiermühle seit 1660.
 
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