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Thiel, Viktor
Papiererzeugung und Papierhandel vornehmlich in den deutschen Landen von den ältesten Zeiten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. — 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2403#0046
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Papiererzeugung und Papierhandel. 151

in Polnisch-Weistritz bei Schweidnitz, der Papier aus Lindenbast nach
Angaben Dr. Frieses herstellte, 1792 Dr.-Friese, als er Proben eines
aus der syrischen Seidenpflanze hergestellten Papiers vorlegte, 1802
ein gewisser Engelmann, der Papier aus Stroh erzeugte236). Am Ende
des 18. Jahrhunderts stellte die „Fichtenmühle" bei Nürnberg sehr
schönes starkes Schreibpapier aus Fichtenspänen her237). Doch erst um
die Mitte des IQ. Jahrhunderts hatten neue Versuche zur Verwendung
von rohen Pflanzenfasern Erfolg. Nunmehr wurde es möglich, Papier
in Massen zu erzeugen. Da Holzstoff gerade auf deutschem Boden reich-
lich vorhanden war, konnte die deutsche Papiererzeugung im 19. Jahr-
hunderte zu riesenhafter Höhe aufsteigen. Diese Entwicklung darzu-
stellen, soll der Gegenstand einer eigenen Arbeit sein.

236) Mar teil a. a. O. Über Versuche, die im 18. Jahrhundert zur Herstel-
lung von Pflanzenfaserpapier gemacht wurden, gibt Bogeng, Oesch. der Buch-
druckerkunst I, 40 ff. einige Auskunft.

237) Roth, Geschichte des Nürnberger Handels III, 164 (1801). Ich hatte
die Absicht, die Entwicklung der Papiererzeugung im Zeitalter des Merkantilismus
auch für einige der kleineren deutschen Territorien zu behandeln; aus äußeren
Gründen mußte ich hievon Abstand nehmen. Es wäre eine dankenswerte Aufgabe
für die lokalen Geschichtsvereine, in ihrem Interessenkreise eine solche Arbeit
durchführen zu lassen.

Eine noch zu leistende Arbeit bildet eine Geschichte der Papierpreise. Wohl
steht mir einiges Material hiefür bereits zur Verfügung, doch könnte es in aus-
reichendem Maße wohl nur durch eine planmäßige Durchforschung der Archiv-
bestände in den verschiedenen deutschen Landschaften gewonnen werden. Es
sind nur solche Angaben brauchbar, die nicht nur die Menge, sondern auch die
Güte, Sorte und Herkunft bezeichnen; von Belang ist auch die Zeit und der Ort
des Verkaufes, sowie die Bezeichnung des Verkäufers und Käufers. Von Einfluß
auf die Bildung der Papierpreise waren die Erfordernisse zur Beschaffung des
Rohmaterials. Preisangaben für Hadern sind nur brauchbar, wenn sie die Sorte
bezeichnen; wichtig ist auch die Bezeichnung des Lieferanten (eines Beauftragten
der Papiermühle oder eines Händlers). Endlich sind einzubeziehen alle Nach-
richten über die Höhe der Entlohnung und den Umfang der Verpflichtung des
Arbeitspersonals.

Für Anregungen und Mitteilungen, die meine Arbeit förderten, bin ich ins-
besondere Dank schuldig Hof rat Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Erben und Hof rat
Univ.-Doz. Dr. Ferdinand Eich ler in Graz, sowie Oberfinanzrat Frant. Zum an
in Altbunzlau, der soeben in der Zeitschrift: Slovanskä knihoveda eine Studie:
Pocätky a vyvoj papirnictvi v Europe (Anfang und Entwicklung der Papiererzeu-
gung in Europa) veröffentlichte und mir Sonderabdrücke seiner zahlreichen Ar-
beiten zur böhmischen Papiergeschichtsforschung überließ.

Für freundliche Unterstützung danke ich auch der Direktion des Staatsarchivs
in Hamburg, ferner den Herren Prof. Ernst Kirchner in Biberach und Dr.
Albert Jaf fe in Pirmasens, endlich Herrn Alfred Schulte in Düsseldorf, dessen
Aufsatz „Die ältesten Papiermühlen der Rheinlande'' soeben im „Gutenberg-Jahr-
buch" 1932 erschienen ist und die Gründung einer Papiermühle zu Gennep am
Niederrhein für 1428 erweist! Es ist daraus ersichtlich, daß von der örtlichen Ge-
schichtsforschung noch mancher Aufschluß über das Aufkommen der deutschen
Papiererzeugung zu erwarten ist.
 
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