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Abels, Björn-Uwe; Ixmeier, Eugen [Ill.]
Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler Unterfrankens (Text) — Kallmünz, Opf.: Verlag Michael Lassleben, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.70073#0026
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• =- 10 Grabhügel
Abb. 3. Grabhügel in Hanglage, nach Himmelsrichtung
der Hänge orientiert.
deutlich, daß an Nordhängen nur sehr wenige Hü-
gel (75 = 6,8 °/o) liegen und an Nordosthängen so
gut wie keine (3 = 0,3 °/o). Eine Verteilung auf
die verschiedenen grabhügelbauenden vorgeschicht-
lichen Perioden zeigt für die Hallstatt- und Früh-
latenezeit das gleiche Bild. Die spätbronzezeitlich-
urnenfelderzeitlichen Hügel und die schnurkera-
mischen Grabhügel können wegen ihrer geringen
Anzahl nicht zu einer Aussage herangezogen wer-
den. Die mittelbronzezeitlichen Grabhügel sind
nach Nordwesten, Westen, Südwesten und Süd-
osten gerichtet, lassen also auch den Norden und
Nordosten aus. Ob diese Verbreitung rein zufälli-
ger Natur ist oder ob in ihr eine Absicht gesehen
werden muß, läßt sich hier nicht klären.
Eine Besonderheit bei der Lage von Grabhügeln ist
die Beziehung zu Altstraßen. In einigen Fällen
reihen sich die Hügel ein- oder beidseitig so an
einem Waldweg auf, daß man annehmen muß, daß
Weg und Hügel gleichzeitig entstanden sind72 73
(Beil. 35,3). In einem Fall liegen die Hügel so
nebeneinander aufgereiht, daß man eine nicht mehr
sichtbare Altstraße vermuten kann7S. Es können
auch mehrere einzelne Hügel oder kleine Gruppen
weit verstreut entlang einer solchen Altstraße lie-
gen, bei der es sich dann sicherlich um einen vor-
geschichtlichen Verbindungsweg handelt 74.

Bei der Ansprache von Grabhügeln tritt in den
verschiedenen Landschaften Unterfrankens immer
wieder das Problem auf, ob es sich in jedem Fall
tatsächlich um Grabhügel oder aber auch um Stein-
lesehaufen und Dünen handelt. Der ersten Mög-
lichkeit steht man in der Rhön und im Spessart,
der zweiten in der Mainebene westlich des Spes-
sarts und zwischen Würzburg und Steigerwald ge-
genüber. Im Gegensatz zu Oberfranken, wo wir
Grabhügel antreffen, die von Feldabsteinungen
überschüttet wurden und somit als Grabhügel
äußerlich nicht mehr erkennbar sind, handelt es
sich in Unterfranken eindeutig um reine Steinlese-
haufen. Sie treten in den sonst unbesiedelten Ge-
bieten des Spessarts und der Rhön in großer Menge
auf. Teilweise bilden sie Felder von 300—500 Hü-
geln. Ihre Durchmesser überschreiten in den wenig-
sten Fällen 3 m, und sie sind meistens an steilen
Hängen angebaut, so daß sie von unten wie kleine
Grabhügel, von oben jedoch wie flache Terrassen
aussehen. Die Lage an Steilhängen außerhalb der
Hochflächen spricht dafür, daß es sich um Feld-
absteinungen handelt. Versuchsgrabungen um die
Jahrhundertwende haben nur negative Ergebnisse
gezeitigt. Anders verhält es sich bei den Dünen
Unterfrankens. Jede Düne im Raume Aschaffen-
burg-Alzenau und Kitzingen-Schweinfurt, die an-
nähernd rund ist, mag ein vorgeschichtliches Grab
bergen. So läßt sich zum Beispiel bei einigen Hü-
geln schlechterdings nicht sagen, ob es sich um
Grabhügel oder um Dünen handelt 75. Einige die-
ser Dünen-Grabhügelfelder wurden archäologisch
untersucht, wobei es sowohl zu negativen76 wie
auch positiven 77 Ergebnissen kam. Das Grabhügel-
feld Alzenau 1 liegt inmitten einer welligen Dünen-
landschaft. Bei den Grabhügeln handelt es sich
sicherlich um Dünen, die abgerundet wurden und
in die hallstattzeitliche Bestattungen eingebracht
worden waren. Von der hallstattzeitlichen Bevöl-
kerung muß dieser Vorgang als Nachbestattung
gewertet worden sein, da sie vermutlich in den
Dünen ältere Grabhügel zu sehen glaubten, zumal
ja in dem Raum Aschaffenburg-Alzenau beinahe
jeder schnurkeramische Grabhügel eine hallstatt-
zeitliche Nachbestattung enthält. Bei einer Düne in

72) Aschaffenburg 3, Erbshausen 1 (Ldkr. Würzburg), Großwenkheim 1 (Ldkr. Bad Kissingen), Guttenberger Wald 7 (Ldkr.
Würzburg), Hainert 1 (Ldkr. Haßberge).
73) Hainert 2.
74) Die Gruppen Bühler 1 und Hundsbach 1—3, beide Ldkr. Main-Spessart, liegen an der Altstraße „Rennweg“.
75) Horhausen 1 und 2 (Ldkr. Haßberge), Hörstein 1 und Wasserlos 1 (beide Ldkr. Aschaffenburg).
76) Kahl 1 (Ldkr. Aschaffenburg).
77) Alzenau 1 (Ldkr. Aschaffenburg). — BAUB 6, 1885, 159; Volkach 1 (Ldkr. Kitzingen) — Arbeitsbericht 1972, 270.

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