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Adama van Scheltema, Frederik
Die altnordische Kunst: Grundprobleme vorhistorischer Kunstentwicklung — Berlin: Mauritius-Verl., 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.62960#0150
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Il6 DER KREIS ALS MUTTERFORM




Abb. 21. Entstehung des Kreis- und Spiral-
ornaments an den Bronzezeitschwertern, (dazu
Taf. X, 1). a) Terramaren. b) Dänemark,
c) Norditalien, d) Oberbayern.

ständigen konzentrischen Kreise (Taf. X, i): in vier Reihen schmücken sie den
Griff und auf den Griffflügeln erscheinen sie in reicher Ausstattung, eine Er-
innerung an die alte Verzierung der Griffnägel, die nun selber bezeichnender-
weise aus dem Ornament ausscheiden1. Schon an Schwertgriffen der glei-
chen M. II-Stufe zeigen sich aber an Stelle der Reihen konzentrischer Kreise
laufende Spiralwindungen und auch das obere Paar Kreise auf den Griffflügeln
kann zu einer Brillenspirale zusammengefaßt werden (Abb. 21 d). Wir sehen
hier also folgendes: das freie Kreisornament entsteht schon in der Reinecke
B-Stufe, d. h. vor M. II und zwar in engem Zusammenhang mit einem Rand-
ornament; erst in der M. II-Stufe entwickelt sich aus dem Kreisornament die
Spirale. Hier liegt also ein sicherer Fall vor, wo der Kreis sich chronologisch und
damit formengenealogisch als die Voraussetzung der Spirale erweist.
Es hätte selbstverständlich keinen Sinn, diesen Fall zu verallgemeinern und
die durch die gesamte Bronzezeit über die Metallgeräte zerstreuten Doppelkreise
aus dem Randomament der Schwertgriffnägel erklären zu wollen. Aber wohl
ist von allgemeiner Bedeutung die Einsicht, wie leicht der Kreis aus dem alt-
bekannten Randornament hervorgehen konnte. Denn es gibt noch ganz andere
Fälle, wo der gleiche Prozeß sich vollzog. So ist die Umsäumung einer runden
Knauf-, Knopf- oder Zierplatte als bloßes Betonen einer gegebenen Form noch
durchaus im Sinne der altbekannten Gerätornamentierung gedacht und sie ist
1. Dieses schöne, oberbayrische, aus dem Nachlaß Jul. Naues stammende Schwert be-
sitzt nur zwei Griffnägel am Ende der beiden Griffflügel. Ihre Köpfe sind nicht orna-
mental bezeichnet.
 
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