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dorf stattfand, und wenn die Zeit ihn auch gelehrt hatte, nachsichtig
über vieles hinwegzusehen, was seinen Grund in besonderen Ver-
hältnissen hatte, so konnte er nie über eine grosse Scheu hinweg,
sich in Situationen im Verkehr mit seinen Berufsgenossen zu begeben,
deren Ende nicht zu berechnen war, trotzdem er es stets als seine
erste Pflicht ansah, freundlich und wohlwollend gegen jeden sich
zu bezeigen. Diese Situationen hatten auch seine Übersiedelung
von Düsseldorf nach Weimar zur Folge, aus der die Gründung der
dortigen Kunstschule hervorgegangen ist. Es erfolgte ein Loslösen
von Kalckreuth und etwa zwölf ältern Künstlern, meist der
Akademie angehörend, von der Masse. Der Ruf des Grossherzogs
von Sachsen trat an ihn heran, behufs Bildung einer nationalen
deutschen Schule nach Weimar zu kommen. Er ging 1854 vorerst
allein dorthin, um sich zu informieren, und berichtet, dass selten ein
Künstler so herzlich empfangen worden sei, wie er. Was ihm
gesagt und versprochen wurde, berechtigte ihn in jeder Beziehung
zu glauben, dass sich dort etwas Bedeutendes schaffen liesse. Er
musste jedoch auf die ihm so ehrenvoll gemachten Anträge erwidern,
dass er vor allem Preusse wäre und bliebe, dass er aber ausserdem
durch die heiligsten Pflichten der Dankbarkeit seinem Königlichen
Herrn verbunden sei, und er sich daher erst überzeugen müsse, ob
dieser einer Übersiedlung nach Weimar nicht entgegen sein werde.
Der König war damals in Tegernsee. Verschiedene Unterredungen,
die er mit ihm hatte, gaben dem Künstler die Überzeugung, dass
er nach Weimar gehen könne, worin er von der Umgebung bestärkt
wurde. Seine Absicht war nun, wenigstens einen Versuch in Weimar zu
machen, und so siedelte er im Jahre 1858 ganz dorthin über, mit dem
Vorsatz, wenn sich die eröffneten Aussichten nicht realisierten, nach
Berlin zu gehen. Dieser Fall schien nach noch nicht zwei Jahren
einzutreten. Er zeigte sein Fortgehen an und blieb erst, nachdem
wirklich die Bildung einer Schule in Angriff genommen worden war.
Er wurde nun förmlich im Jahre 1860 betraut, sie zu gründen.
Nachdem er sie geschaffen, wurde ihm am 27. Dezember 1860
die Leitung angetragen, die er auch nach Genehmigung des Königs
annahm. Die Bildung dieser Schule, die unter allseitigem Wider-
spruch in Weimar entstand, wurde lediglich durch die ausdauernde
Liebe des Grossherzogs zur Kunst möglich, so wie dessen persön-
liches Wohlwollen Kalckreuth in den Stand setzte, Elementen
Widerstand zu leisten, die nicht eben immer auf taktvolle, noch
dorf stattfand, und wenn die Zeit ihn auch gelehrt hatte, nachsichtig
über vieles hinwegzusehen, was seinen Grund in besonderen Ver-
hältnissen hatte, so konnte er nie über eine grosse Scheu hinweg,
sich in Situationen im Verkehr mit seinen Berufsgenossen zu begeben,
deren Ende nicht zu berechnen war, trotzdem er es stets als seine
erste Pflicht ansah, freundlich und wohlwollend gegen jeden sich
zu bezeigen. Diese Situationen hatten auch seine Übersiedelung
von Düsseldorf nach Weimar zur Folge, aus der die Gründung der
dortigen Kunstschule hervorgegangen ist. Es erfolgte ein Loslösen
von Kalckreuth und etwa zwölf ältern Künstlern, meist der
Akademie angehörend, von der Masse. Der Ruf des Grossherzogs
von Sachsen trat an ihn heran, behufs Bildung einer nationalen
deutschen Schule nach Weimar zu kommen. Er ging 1854 vorerst
allein dorthin, um sich zu informieren, und berichtet, dass selten ein
Künstler so herzlich empfangen worden sei, wie er. Was ihm
gesagt und versprochen wurde, berechtigte ihn in jeder Beziehung
zu glauben, dass sich dort etwas Bedeutendes schaffen liesse. Er
musste jedoch auf die ihm so ehrenvoll gemachten Anträge erwidern,
dass er vor allem Preusse wäre und bliebe, dass er aber ausserdem
durch die heiligsten Pflichten der Dankbarkeit seinem Königlichen
Herrn verbunden sei, und er sich daher erst überzeugen müsse, ob
dieser einer Übersiedlung nach Weimar nicht entgegen sein werde.
Der König war damals in Tegernsee. Verschiedene Unterredungen,
die er mit ihm hatte, gaben dem Künstler die Überzeugung, dass
er nach Weimar gehen könne, worin er von der Umgebung bestärkt
wurde. Seine Absicht war nun, wenigstens einen Versuch in Weimar zu
machen, und so siedelte er im Jahre 1858 ganz dorthin über, mit dem
Vorsatz, wenn sich die eröffneten Aussichten nicht realisierten, nach
Berlin zu gehen. Dieser Fall schien nach noch nicht zwei Jahren
einzutreten. Er zeigte sein Fortgehen an und blieb erst, nachdem
wirklich die Bildung einer Schule in Angriff genommen worden war.
Er wurde nun förmlich im Jahre 1860 betraut, sie zu gründen.
Nachdem er sie geschaffen, wurde ihm am 27. Dezember 1860
die Leitung angetragen, die er auch nach Genehmigung des Königs
annahm. Die Bildung dieser Schule, die unter allseitigem Wider-
spruch in Weimar entstand, wurde lediglich durch die ausdauernde
Liebe des Grossherzogs zur Kunst möglich, so wie dessen persön-
liches Wohlwollen Kalckreuth in den Stand setzte, Elementen
Widerstand zu leisten, die nicht eben immer auf taktvolle, noch