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Leiden hatte ihn 1888 gezwungen, seine Lehrämter niederzulegen.
Als 1897 W. Bargiel, der an seine Stelle getreten war, starb,
hatte sich v. Herzogenbergs Gesundheitszustand so gebessert, dass
er seine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen konnte; aber kurze Zeit
danach warf ihn die tückische Krankheit wieder aufs Lager und
hielt ihn mit unsäglichen Schmerzen fest bis zu seinem am 9. Ok-
tober 1900 erfolgten Tode. v. Herzogenberg hat sich auf allen
Kompositionsgebieten, mit Ausnahme der Oper, hervorgetan, hat
uns mit einer grossen Zahl reizvoller Lieder beschenkt, hat Kammer-
musikwerke, Sinfonieen, Kantaten und andere grössere Chorwerke
geschrieben. In allen diesen Kompositionen zeigt sich nicht nur
ein eminentes technisches Können, das namentlich aus der Kontra-
punktik seiner im strengen Stil geschriebenen Werke glänzend
hervortritt, sondern auch ein sehr feiner Formensinn. Seine Melodik
ist mehr zart, als kraftvoll, wie denn auch das Aussprechen starker,
leidenschaftlicher Empfindungen weniger in seinem künstlerischen
Charakter liegt, als die Schöpfung geklärter Stimmungen, in die
öfter ein feiner Humor hineinspielt, und die Darstellung ruhiger
Grösse. Von besonderem Werte sind seine geistlichen und kirch-
lichen Werke: das Requiem, das zu den bedeutendsten seiner Art
überhaupt gehört, die dem Andenken seiner 1892 verstorbenen
Frau gewidmete „Totenfeier“, endlich die Kirchenoratorien „Die
Geburt Christi“, „Die Passion“ und „Erntefeier“. Die neuen Wege,
die er hier einschlug, können wohl einmal zur Belebung und Auf-
frischung unserer kirchlichen Musik führen.
Jacobsen, Heinrich Fredereck, ist am 10. Januar 1851 in
Hadersleben geboren. Seine künstlerische Ausbildung im Violinspiel
erhielt er an der Königlichen Hochschule für Musik in Berlin, haupt-
sächlich unter Joachim. 1876 wurde er als Hülfslehrer fürViolinspiel,
1883 als ordentlicher Lehrer an dieser Anstalt angestellt. Im Juli 1892
erhielt er den Titel eines Königlichen Professors. Er starb am
20. Mai 1901.
Leibi, Wilhelm, am 23. Oktober 1844 in Köln als Sohn des
Domkapellmeisters Carl Leibi geboren, besuchte dort die Elementar-
schule, dann das Friedrich Wilhelm-Gymnasium bis zur Obersekunda,
nahm darauf kurze Zeit Zeichnenunterricht bei dem Maler und Kunst-
Leiden hatte ihn 1888 gezwungen, seine Lehrämter niederzulegen.
Als 1897 W. Bargiel, der an seine Stelle getreten war, starb,
hatte sich v. Herzogenbergs Gesundheitszustand so gebessert, dass
er seine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen konnte; aber kurze Zeit
danach warf ihn die tückische Krankheit wieder aufs Lager und
hielt ihn mit unsäglichen Schmerzen fest bis zu seinem am 9. Ok-
tober 1900 erfolgten Tode. v. Herzogenberg hat sich auf allen
Kompositionsgebieten, mit Ausnahme der Oper, hervorgetan, hat
uns mit einer grossen Zahl reizvoller Lieder beschenkt, hat Kammer-
musikwerke, Sinfonieen, Kantaten und andere grössere Chorwerke
geschrieben. In allen diesen Kompositionen zeigt sich nicht nur
ein eminentes technisches Können, das namentlich aus der Kontra-
punktik seiner im strengen Stil geschriebenen Werke glänzend
hervortritt, sondern auch ein sehr feiner Formensinn. Seine Melodik
ist mehr zart, als kraftvoll, wie denn auch das Aussprechen starker,
leidenschaftlicher Empfindungen weniger in seinem künstlerischen
Charakter liegt, als die Schöpfung geklärter Stimmungen, in die
öfter ein feiner Humor hineinspielt, und die Darstellung ruhiger
Grösse. Von besonderem Werte sind seine geistlichen und kirch-
lichen Werke: das Requiem, das zu den bedeutendsten seiner Art
überhaupt gehört, die dem Andenken seiner 1892 verstorbenen
Frau gewidmete „Totenfeier“, endlich die Kirchenoratorien „Die
Geburt Christi“, „Die Passion“ und „Erntefeier“. Die neuen Wege,
die er hier einschlug, können wohl einmal zur Belebung und Auf-
frischung unserer kirchlichen Musik führen.
Jacobsen, Heinrich Fredereck, ist am 10. Januar 1851 in
Hadersleben geboren. Seine künstlerische Ausbildung im Violinspiel
erhielt er an der Königlichen Hochschule für Musik in Berlin, haupt-
sächlich unter Joachim. 1876 wurde er als Hülfslehrer fürViolinspiel,
1883 als ordentlicher Lehrer an dieser Anstalt angestellt. Im Juli 1892
erhielt er den Titel eines Königlichen Professors. Er starb am
20. Mai 1901.
Leibi, Wilhelm, am 23. Oktober 1844 in Köln als Sohn des
Domkapellmeisters Carl Leibi geboren, besuchte dort die Elementar-
schule, dann das Friedrich Wilhelm-Gymnasium bis zur Obersekunda,
nahm darauf kurze Zeit Zeichnenunterricht bei dem Maler und Kunst-