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Akademie der Künste [Editor]
Ausstellung kroatischer Kunst: Januar-Februar 1943 — Berlin: Preußische Akademie der Künste, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.48579#0011
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ZUM GELEIT

chon vor etlichen Jahrtausenden, vielleicht auch
(n noch früher, treten die schöpferischen Fähigkeiten
der Kroaten ■ im Bereiche der bildenden Künste in
jenem dalmatinischen Kroatien zutage, das die Wiege
ÄS des kroatischen Staatswesens geworden ist. Auf
diesem klassischen Boden errichtet das kroatische Volk entsprechend
seiner noch unentwickelten, aber durch und durch aufrichtigen
Seelenart die ersten gewölbten Kirchen, Kuppeln und Glockentürme,
ritzt seine Flechtomamentik in Stein und Marmor, meisselt auf
Grabplatten seine nur schwach aus der Fläche heraustretenden
Skulpturen, die es dann später, als in Bosnien und im Hum-land
(der heutigen Herzegowina) die kroatischen Könige und Banusse
geboten, auf den Denksteinen der sogenannten Bogumilensekte
weiterentwickelte. Trotz ihrer nur geringen Grössenmasse sind diese
Denkmäler bedeutsam und wertvoll durch die redliche Konsequenz,
mit der sie der Volksseele zum Ausdruck verhelfen. Es handelt sich
hier um keine Kunst von höherem Wert und Rang, und naturge-
mäss verschwinden diese Werke sowohl vor denen des romanischen
wie des gotischen Stils, ihrem Wesensgehalt nach sind sie aber offen-
herziger, und Ehrlichkeit ist ja der innerste Kem jeglichen künstle-
rischen Schaffens.
Auf dem Gebiete der einstigen Imperien von Rom und Byzanz,
wo Griechen, Illyrer und Römer, wo Heidentum und Christentum
ihre tiefen Spuren und ihre Denkmäler hinterlassen haben, wo auch
noch in weiterer Folge der Zeiten die Interessen und Ziele verschie-
dener Staaten, Völker, Bekenntnisse aneinanderstiessen und wo die
Einflüsse aller grossen mediterranen Kulturen und Zivilisationen
kräftigsten Widerhall fanden, boten sich den Kroaten ein frucht-
bares Wirkungsfeld und günstige Vorbedingungen für die Weiter-
entwicklung ihrer schöpferischen Fähigkeiten im Ablauf der Jahr-
hunderte.
 
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