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zwang, welcher bis dahin die Künste des Schönen mit den Handwerken in
Eine Klasse setzte und oft dieselben mit ganz fremdartigen Beschäftigungen
(die Maler häufig mit Glasern, Vergoldern, Formschneidern, sogar mit Rie-
mern, die bildenden Künste mit Steinmetzen, Rothgiefsern, Kupferschmie-
den u.s.w.) in Innungen, die den seltsamsten Statuten gehorchen mufsten,
zusammenfafste, zu sprengen, und unter dem Namen von Akademien zweck-
mäfsigere Vereine zu bilden, die von den Regierungen zum Theil auf die
freigebigste Art ausgestattet worden : versucht jetzt eine modische Alterthüm-
lichkeit, die seit einigen Jahren uns allenthalben äfft, die Kunstakademien zu
schmähen und herabzusetzen, als sei weder Grofses noch Lobenswerthes aus
ihnen hervorgegangen, ja als sei der Verfall der Kunst vorzüglich ihr Werk.
„Auf welcher Akademie", ruft man, „hat Albrecht Dürer studirt?
Nennt doch die Kunst - Universitäten, wo die Leonardo da Vinci, die
Michel-Angelo, wo Tizian, Correggio und Raphael sich bildeten?
Oder nennt uns wenigstens die Raphaele, die aus euern Akademien hervor-
gegangen sind! — Kehrt ihr nicht auf den naturgemäfsen Bildungsweg zu-
rück, der jene grofsen Meister zum Ziel der Vollendung führte, so wird
durch euer regelrechtes Kunst - Exercitium eben nichts entstehen, als aka-
demische Akte und akademische Lehrmeister, die wieder andere Lehrmeister
auferziehn. — Die Werkstatt des Meisters, nicht die akademische Schulstube,
ist der Übungsplatz, wo der Kunstjünger ächte Ruhmespalmen erringen lernt!
Verwendet die Summen, welche die Erhaltung der Akademien hinwegnimmt,
auf Unterstützung der Ateliers, und ihr werdet bald wieder Kunstschulen
erblühen sehen, wie jene altitalienischen, wo die Liste der Schüler eben so
viel unsterbliche Meister, als Namen zählt." —
Kämen solche vielversprechende Versicherungen eben so warm vom
Herzen, als laut von der Zunge, so liefse von der Rückkehr zur alten stren-
gen Zucht der Werkstatt sich wenigstens die Verdrängung jener neudeutschen
Stümperhaftigkeit erwarten, die ohne Finger oder Fufs zeichnen zu können,
doch viel erhabnere Dinge hervorzubringen versichert, als auf der unpoeti-
schen zu sehen sind. Allein eben die entschiedensten Verächter der akade-
mischen Kunstbildung wären am wenigsten geneigt, sich, nach der zunftmä-
fsigen Weise des Mittelalters, zuvörderst vier bis sechs Jahre als Lehrjungen
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zwang, welcher bis dahin die Künste des Schönen mit den Handwerken in
Eine Klasse setzte und oft dieselben mit ganz fremdartigen Beschäftigungen
(die Maler häufig mit Glasern, Vergoldern, Formschneidern, sogar mit Rie-
mern, die bildenden Künste mit Steinmetzen, Rothgiefsern, Kupferschmie-
den u.s.w.) in Innungen, die den seltsamsten Statuten gehorchen mufsten,
zusammenfafste, zu sprengen, und unter dem Namen von Akademien zweck-
mäfsigere Vereine zu bilden, die von den Regierungen zum Theil auf die
freigebigste Art ausgestattet worden : versucht jetzt eine modische Alterthüm-
lichkeit, die seit einigen Jahren uns allenthalben äfft, die Kunstakademien zu
schmähen und herabzusetzen, als sei weder Grofses noch Lobenswerthes aus
ihnen hervorgegangen, ja als sei der Verfall der Kunst vorzüglich ihr Werk.
„Auf welcher Akademie", ruft man, „hat Albrecht Dürer studirt?
Nennt doch die Kunst - Universitäten, wo die Leonardo da Vinci, die
Michel-Angelo, wo Tizian, Correggio und Raphael sich bildeten?
Oder nennt uns wenigstens die Raphaele, die aus euern Akademien hervor-
gegangen sind! — Kehrt ihr nicht auf den naturgemäfsen Bildungsweg zu-
rück, der jene grofsen Meister zum Ziel der Vollendung führte, so wird
durch euer regelrechtes Kunst - Exercitium eben nichts entstehen, als aka-
demische Akte und akademische Lehrmeister, die wieder andere Lehrmeister
auferziehn. — Die Werkstatt des Meisters, nicht die akademische Schulstube,
ist der Übungsplatz, wo der Kunstjünger ächte Ruhmespalmen erringen lernt!
Verwendet die Summen, welche die Erhaltung der Akademien hinwegnimmt,
auf Unterstützung der Ateliers, und ihr werdet bald wieder Kunstschulen
erblühen sehen, wie jene altitalienischen, wo die Liste der Schüler eben so
viel unsterbliche Meister, als Namen zählt." —
Kämen solche vielversprechende Versicherungen eben so warm vom
Herzen, als laut von der Zunge, so liefse von der Rückkehr zur alten stren-
gen Zucht der Werkstatt sich wenigstens die Verdrängung jener neudeutschen
Stümperhaftigkeit erwarten, die ohne Finger oder Fufs zeichnen zu können,
doch viel erhabnere Dinge hervorzubringen versichert, als auf der unpoeti-
schen zu sehen sind. Allein eben die entschiedensten Verächter der akade-
mischen Kunstbildung wären am wenigsten geneigt, sich, nach der zunftmä-
fsigen Weise des Mittelalters, zuvörderst vier bis sechs Jahre als Lehrjungen