heutige Blüte zum nicht geringen Teil verdankt wird einer persönlichen That
Kurfürst Friedrichs, der in seinem Lande, das damals überhaupt keine autochthone
Kunstübung besass, eine Centralanstalt für diese Interessen ins Leben rief, deren-
gleichen zu besitzen kein ander Land deutscher Zunge sich rühmen konnte.
Längst sind die Wandelgänge der politischen Geschichte Preussens klar-
gelegt. Träger der besten Namen auf dem Gebiete moderner Geschichtsforschung
haben sich an dieser Aufgabe entwickelt; und eine weitverzweigte Schule bildet
ihre Gefolgschaft. Für die Geschichte des geistigen Lebens und der Gesittung
unseres Volkes aber fehlt noch heute die bahnbrechende Arbeit. Noch fehlt
überhaupt der Führer, def die Methode dieser Arbeit vorzeichnet. Was bisher
auf diesem Gebiete Wertvolles geschaffen worden, sind docli nur Vorstudien
für das später zu errichtende grosse Gebäude. Die Aufgabe lockt nicht auf den
ersten Blick, weil unsere Kultur bis heute nicht jene führende Rolle im Völker-
verkehr erreicht hat, welche das politische Preussen gewonnen.
Und dennoch! Wo immer liier die Forschung ernster einsetzt, findet sie
ergiebigen Boden: das Alte, scheinbar längst Bekannte, lernt sie unter neuen
Gesichtspunkten sehen, und eine Fülle des Unbekannten erwächst ihr noch immer
aus den Archiven.
In nahe liegender Verbindung zur heutigen Feier sei es deshalb gestattet, auch
hier aus den Archiven einen solchen Baustein zu künftiger grösserer Arbeit bei-
zubringen. Es gilt uns zurück zu versetzen in die Zeit der Regierungsanfänge
Kurfürst Friedrichs III., um die Geschichte der Errichtung unserer Akademie in
breiten Zügen vor unserem Auge vorüberziehen zu lassen.
Nach jeder Richtung hin persönlich wohlvorbereitet, trotz seiner Jugend
durch manch harte Lebenserfahrung geprüft, hatte Friedrich III. im Jahre 1688
einen Thron bestiegen, dessen politische Bedeutung im europäischen Staaten-Konzerte
erst durch des Vaters gewaltigen Waffenruhm und staatsmännischen Blick begründet
worden. Nun galt es, dem dank der Bedeutung des Einen grossen Regenten hoch-
gekommenen Staate im Innern die Bedingungen zu schaffen, auf denen die junge
politische Grösse dauernd den Nährboden für ihre weitere Entwickelung fände.
Durch Ausbau der Verwaltung, mehr noch durch Förderung aller Faktoren,
welche die wirtschaftlichen Kräfte und die Gesittung des Landes zu entfalten
geeignet waren, musste dies geschehen. Friedrich ist sich dieser Aufgabe durchaus
bewusst; das Programm für ihre Lösung scheint ihn schon auf den Thron begleitet
zu haben. Wenigstens verfolgt er sie am zielstrebigsten in der ersten Hälfte
seiner Regierung.
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Kurfürst Friedrichs, der in seinem Lande, das damals überhaupt keine autochthone
Kunstübung besass, eine Centralanstalt für diese Interessen ins Leben rief, deren-
gleichen zu besitzen kein ander Land deutscher Zunge sich rühmen konnte.
Längst sind die Wandelgänge der politischen Geschichte Preussens klar-
gelegt. Träger der besten Namen auf dem Gebiete moderner Geschichtsforschung
haben sich an dieser Aufgabe entwickelt; und eine weitverzweigte Schule bildet
ihre Gefolgschaft. Für die Geschichte des geistigen Lebens und der Gesittung
unseres Volkes aber fehlt noch heute die bahnbrechende Arbeit. Noch fehlt
überhaupt der Führer, def die Methode dieser Arbeit vorzeichnet. Was bisher
auf diesem Gebiete Wertvolles geschaffen worden, sind docli nur Vorstudien
für das später zu errichtende grosse Gebäude. Die Aufgabe lockt nicht auf den
ersten Blick, weil unsere Kultur bis heute nicht jene führende Rolle im Völker-
verkehr erreicht hat, welche das politische Preussen gewonnen.
Und dennoch! Wo immer liier die Forschung ernster einsetzt, findet sie
ergiebigen Boden: das Alte, scheinbar längst Bekannte, lernt sie unter neuen
Gesichtspunkten sehen, und eine Fülle des Unbekannten erwächst ihr noch immer
aus den Archiven.
In nahe liegender Verbindung zur heutigen Feier sei es deshalb gestattet, auch
hier aus den Archiven einen solchen Baustein zu künftiger grösserer Arbeit bei-
zubringen. Es gilt uns zurück zu versetzen in die Zeit der Regierungsanfänge
Kurfürst Friedrichs III., um die Geschichte der Errichtung unserer Akademie in
breiten Zügen vor unserem Auge vorüberziehen zu lassen.
Nach jeder Richtung hin persönlich wohlvorbereitet, trotz seiner Jugend
durch manch harte Lebenserfahrung geprüft, hatte Friedrich III. im Jahre 1688
einen Thron bestiegen, dessen politische Bedeutung im europäischen Staaten-Konzerte
erst durch des Vaters gewaltigen Waffenruhm und staatsmännischen Blick begründet
worden. Nun galt es, dem dank der Bedeutung des Einen grossen Regenten hoch-
gekommenen Staate im Innern die Bedingungen zu schaffen, auf denen die junge
politische Grösse dauernd den Nährboden für ihre weitere Entwickelung fände.
Durch Ausbau der Verwaltung, mehr noch durch Förderung aller Faktoren,
welche die wirtschaftlichen Kräfte und die Gesittung des Landes zu entfalten
geeignet waren, musste dies geschehen. Friedrich ist sich dieser Aufgabe durchaus
bewusst; das Programm für ihre Lösung scheint ihn schon auf den Thron begleitet
zu haben. Wenigstens verfolgt er sie am zielstrebigsten in der ersten Hälfte
seiner Regierung.
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