Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Werner, Anton von
Ansprachen und Reden des Direktors A. von Werner an die Studirenden der Königlichen Akademischen Hochschule für die Bildenden Künste zu Berlin und Verzeichniss der Lehrer, Beamten und Schüler derselben seit 1875 — 1896

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70876#0020

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
gestellten Reichsfrieden! Es war ein Reichsfest, zu welchem
der Kaiser alle geistlichen und weltlichen Fürsten Deutsch-
lands eingeladen hatte, dazu die auswärtigen Gesandten und
eine grosse Menge von Fremden.
„Und inmitten aller Herrlichkeit“ (heisst es in der Chronik)
„thronte der Kaiser, umgeben von fünf blühenden Söhnen, so
dass alle Lust und aller Glanz des Lebens von ihm auszu-
gehen schien, der durch seine Hoheit Milde und Freundlich-
keit alle Anwesenden bezauberte.“ Aber galt es gleich auch
damals, einen Herrscher zu ehren, der Deutschland auf die
höchste Höhe des Ansehens und des Ruhmes jener Epoche
nach schweren Kämpfen erhoben hatte und der gleichwohl
im Kriege nur das Mittel zum Frieden sah, den er jetzt feierte,
so fehlte jenem Feste doch das aussergewöhnliche Moment,
welches unser Kaiserfest zu einem wahrhaft einzigen macht.
Friedrich Barbarossa war damals 64 Jahre alt und endete
wenige Jahre später sein thatenreiches Dasein: unser Kaiser
begann seine eigentlich weltgeschichtliche Laufbahn erst in
diesem Alter und steht heute in ungeminderter Thätigkeit
und Kraft auf einer Lebenshöhe, in einem Alter, wie es nur
wenigen Menschen zu erreichen vergönnt ist. Und mit starker
Hand und klarem Blick schützt und hütet er das kostbarste
Gut: den Frieden, und Alle, Alle, die jetzt herbeiströmen,
ihn zu beglückwünschen und ihm zu huldigen an seinem Ge-
burtsfeste, sie begrüssen in ihm den Hort und Hüter des
Friedens, den mächtigen Friedensfürsten, und sie huldigen
zugleich in ihm dem ehrfurchtgebietenden Alter, welches
selbst in unserer kritischen, materialistischen Zeit noch eine
Macht ist, vor welcher jeder sich beugt. Wir aber, das
deutsche Volk, wir jubeln auf in dem stolzen und beglücken-
den Gefühl: die ganze Welt beneidet uns heute, beneidet
uns um Ihn, unsern Heldenkaiser! —
Des Kaisers Grösse und politische und historische Be-
deutung Ihnen darzulegen, meine jungen Freunde, darf ich
mir gern ersparen, Sie stehen ja unausgesetzt unter dem
14
 
Annotationen