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Oettingen, Wolfgang von; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Contr.]
Die Königliche Akademie der Künste zu Berlin 1696-1900: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaiser und Königs am 27. Januar 1900 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.70907#0010
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noch Landvermesser, sonst aber nur unbedeutende Künstler
hervorgingen; von einer Einwirkung auf den Geschmack des
Publikums durch die Anstalt war längst nichts mehr zu hoffen,
und wenn eine gewisse Steigerung des Kunstsinns in Preussen
etwa seit dem Siebenjährigen Kriege zu spüren ist, so haben
wir diese der vertieften Bildung und dem gereiften Wohlstände
der bürgerlichen Kreise zuzuschreiben.
Erst am Ende seiner Regierung gab Friedrich dem
Drängen des für die schönen Künste und für ihre Wieder-
erweckung in Berlin begeisterten Ministers v. Heinitz nach
und gestattete, äusser einer Erhöhung des Etats, der auf
jährlich im Ganzen 200 Thaler herabgesunken war, die Vor-
arbeiten zu einer umfassenden Neuordnung der Akademie.
Aber erst seinem Neffen, Friedrich Wilhelm II., war be-
schieden, das neue Statut, am 26. Januar 1790, zu unter-
zeichnen und dadurch der öffentlichen Kunstpflege von Neuem
eine gewisse Förderung angedeihen zu lassen. Dieses zweite
Statut ist ein sehr charakteristisches Erzeugniss der Kunst-
auffassung seiner Entstehungszeit: dennoch hat es, freilich
nicht ohne Veränderungen und wesentliche Zusätze sowohl im
Wortlaut als in der Praxis, fast hundert Jahre, nämlich bis zu
der Einführung des jetzt geltenden, dritten Statutes, der vor-
nehmsten preussischen Kunstanstalt als Träger gedient.
Um den Geist zu verstehen, der es beseelt, müssen wir
uns daran erinnern, dass die letzten Jahrzehnte des vorigen
Jahrhunderts auch in Preussen eine Zeit des Strebens nach
Aufklärung und eines lebhaften Willens zum Guten und
Schönen waren. Die philanthropischen Ideen aus dem damals
empfindsamen England und die revolutionären, eine neue, auf
Vernunft, Tugend und Schönheitssinn gegründete Weltordnung
 
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