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werke anregte und die Schönheit ins Volk trug — war das
nicht öffentliche Kunstpflege im besten Sinn? Gewiss! Nur
fehlte der Held, der jene Rüstung würdig und mit Nutzen
getragen hätte: das gross gedachte Statut fand kein grosses
Geschlecht von Akademikern, und es verrostete nur um so
rascher, je weniger zweckentsprechend es gehandhabt wurde.
Schon Herr v. Heinitz konnte der von ihm selbst ge-
stellten Aufgabe nicht voll genügen. Die Zeit mag ihm bald
genug gemangelt haben, und in der praktischen Behandlung
der Kunstangelegenheiten zeigte er sich am Ende doch nur
als Dilettant; sein Urtheil war nicht zuverlässig, und bei den
Ausstellungen z. B. kam ihm viel darauf an, dass die Wände
ordentlich bis an die Decke hinauf und mit strenger Symmetrie
in Grösse und Gegenständen behängt wurden. Die Mitglieder
des Senates, trotz des ihnen ertheilten Ranges als Räthe,
trotz ihrer Steuerfreiheit und ihrer Loge in der Oper, ver-
fielen bald in Unthätigkeit; man gerieth auch in Verlegenheit
um tüchtige Mitglieder der Akademie und war zufrieden,
wenn gute Kunsthandwerker erklärten, sie wollten sich auf-
nehmen lassen, »falls es nichts koste«. Als dann vollends
mit der Noth der Napoleonischen Drangsal die Freude an
der bildenden Kunst und an künstlerisch verfeinerter Um-
gebung zurücktrat und man sich vielfach mit Poesie und
Lautenspiel begnügen musste, da verdorrte der Lebensnerv
der Akademie, die hinreichende Arbeit.
Aus diesen traurigen Jahrzehnten aber gingen die Gene-
rationen hervor, die die neue Zeit wo nicht begründen, so
doch im Wesentlichen vorbereiten sollten, und in nie geahnter
Weise vertiefte sich die Bildung, erhöhte sich die geistige Be-
weglichkeit unseres Volkes. Diese frisch pulsirende Kraft zer-
werke anregte und die Schönheit ins Volk trug — war das
nicht öffentliche Kunstpflege im besten Sinn? Gewiss! Nur
fehlte der Held, der jene Rüstung würdig und mit Nutzen
getragen hätte: das gross gedachte Statut fand kein grosses
Geschlecht von Akademikern, und es verrostete nur um so
rascher, je weniger zweckentsprechend es gehandhabt wurde.
Schon Herr v. Heinitz konnte der von ihm selbst ge-
stellten Aufgabe nicht voll genügen. Die Zeit mag ihm bald
genug gemangelt haben, und in der praktischen Behandlung
der Kunstangelegenheiten zeigte er sich am Ende doch nur
als Dilettant; sein Urtheil war nicht zuverlässig, und bei den
Ausstellungen z. B. kam ihm viel darauf an, dass die Wände
ordentlich bis an die Decke hinauf und mit strenger Symmetrie
in Grösse und Gegenständen behängt wurden. Die Mitglieder
des Senates, trotz des ihnen ertheilten Ranges als Räthe,
trotz ihrer Steuerfreiheit und ihrer Loge in der Oper, ver-
fielen bald in Unthätigkeit; man gerieth auch in Verlegenheit
um tüchtige Mitglieder der Akademie und war zufrieden,
wenn gute Kunsthandwerker erklärten, sie wollten sich auf-
nehmen lassen, »falls es nichts koste«. Als dann vollends
mit der Noth der Napoleonischen Drangsal die Freude an
der bildenden Kunst und an künstlerisch verfeinerter Um-
gebung zurücktrat und man sich vielfach mit Poesie und
Lautenspiel begnügen musste, da verdorrte der Lebensnerv
der Akademie, die hinreichende Arbeit.
Aus diesen traurigen Jahrzehnten aber gingen die Gene-
rationen hervor, die die neue Zeit wo nicht begründen, so
doch im Wesentlichen vorbereiten sollten, und in nie geahnter
Weise vertiefte sich die Bildung, erhöhte sich die geistige Be-
weglichkeit unseres Volkes. Diese frisch pulsirende Kraft zer-