Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Seidel, Paul; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]
Andreas Schlüter als Bildhauer: Rede am 17. Januar 1901 zur Vorfeier des königlich preussischen Kronjubiläums und des allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaiser und Königs in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 1901

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70865#0008
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

Wir sind gewohnt, in Andreas Schlüter in erster Linie
einen Architekten zu sehen, der auch die Gabe besass, für
die dekorative bildhauerische Ausschmückung seiner Gebäude
selber zu sorgen. Die Sache liegt aber umgekehrt. Schlüter
war in erster Linie Bildhauer und hat es verstanden, sich für
seine Arbeiten den architektonischen Hintergrund selber zu
schaffen. Dadurch erklären sich auch manche Unzulänglich-
keiten seiner architektonischen Thätigkeit, namentlich der
Mangel gründlicher technischer Kenntnisse, der bei dem Bau
des Münzthurmes seinen Sturz herbeiführen sollte. Das erklärt
aber auch wieder die Unmittelbarkeit der künstlerischen
Wirkung seiner Bauten, in denen er — frei von akademischem
Zwange — in erster Linie auf die malerische Erscheinung
und nicht auf die Uebereinstimmung mit klassischen Stil-
gesetzen bedacht ist.
Von Schlüters Jugend und Erziehung ist uns nur wenig-
bekannt. Im Jahre 1694 trat er als Hofbildhauer in die
Dienste des Kurfürsten und wurde ausserdem verpflichtet, in
unserer Akademie als Lehrer thätig zu sein. Ueber das, was
Schlüter vor Berlin, besonders in Warschau, gearbeitet hat,
besitzen wir keine sicheren Nachrichten. Um also seine
künstlerische Thätigkeit würdigen zu können, bleiben uns nur
seine Berliner Arbeiten, von denen wir aber auch nur einige
Hauptwerke in den Kreis unserer Betrachtung ziehen wollen.
Wenden wir uns zunächst zu seinen wichtigsten statua-
rischen Werken, dem Standbilde des Kurfürsten Friedrichs III.,
des späteren ersten Königs, und der Reiterstatue des Grossen
Kurfürsten.
Die Statue Friedrichs ist in Berlin so gut wie unbekannt,
da es doch nur Wenigen vergönnt ist, sie in Königsberg
 
Annotationen