Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Amersdorffer, Alexander; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Contr.]
Der Krieg und die Kunst: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs 1916 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler Mittler und Sohn, 1916

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70873#0007
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
7

Gehaltene überschreiten, gehen hinaus über alles, was die
Menschheit früher erschüttert hat. Es ist ein übergewaltig
gesteigerter Pulsschlag unseres Lebens, ein neuer, unerhörter
Rhythmus unseres ganzen Seins, auf den wir alle uns ein-
stellen mußten. Die Zahl derer, die so stumpf sind, daß ihr
Inneres diesen Rhythmus nicht mitempfindet, ist wohl sehr
gering.
Wie verhält sich nun die Kunst zu diesem großen welt-
historischen Begeben? Sie kann nicht unberührt von ihm
bleiben, denn sie ist ja schließlich nichts anderes als der
sichtbare Ausdruck des Seelenlebens der Nation. Was diese
innerlich bewegt, das muß seinen Ausdruck in den Schöp-
fungen der Kunst finden. Das ist eine Notwendigkeit, die
dadurch nicht geändert wird, daß es manchen genialen
Künstler gegeben hat, der gewissermaßen außerhalb seiner
Zeit stand und in seinem Schaffen vielleicht anderes als den
Willen und die Stimmung seiner Zeit ausdrückte. Solche
Genies sind Ausnahmeerscheinungen, die nur die Regel be-
stätigen; sie tragen eben ihre eigene Welt in sich, in die
uns ihre Schöpfungen hineinblicken lassen. Verfehlt wäre
es, die Folgerung hieraus zu ziehen, daß alle großen Künstler
das Sonderrecht hätten, auf einsamer Höhe fern von dem
geschichtlichen Begeben ihrei* Zeit zu thronen. Gerade
der Besten bedürfen wir, wenn alles, was mit dem jetzigen
Kriege zusammenhängt und ihm seine Bedeutung gibt, einen
vollgültigen Ausdruck in der Kunst finden, wenn das Kunst-
schaffen unserer Zeit wirklich ein Spiegel des Gewaltigen,
das wir miterleben, sein soll.
Wer das Verhältnis der Kunst zum Kriege erschöpfend
 
Annotationen