10
Stellung geltend, und es ist interessant zu verfolgen, wie er
eine Brücke zu schlagen sucht von der schematisierenden
ornamentalen Art seiner Vorgänger zu einer persönlichen
Auffassung und Wiedergabe der Natur. Er geht sogar soweit,
Ortschaften so porträtmäßig darzustellen, daß wir sie heute
noch erkennen, wenn auch im großen und ganzen seine
Wiedergabe von Landschaft und Architektur des organischen
Zusammenhanges noch entbehrt. Der Naturalismus Giottos,
wie der seiner Schüler und Nachfolger beschränkt sich auf
Studien zu Einzelheiten, aber die Welt, die aus diesen Einzel-
heiten zusammengetragen wird, ist die Grundlage, auf der
die ganze italienische Landschaftskunst sich aufbaut. Die
Darstellung belaubter Bäume macht den Malern besondere
Schwierigkeiten, auch Giovanno Bellini, um 1500, zu dessen
Schülern Tizian zählt, gelingt sie noch nicht. Er bevorzugt
den Feigenbaum, der wegen seiner wenigen großen Blätter
und der charakteristischen Zeichnung seiner Äste leichter dar-
zustellen ist, wie er sich denn auch besonderer Beliebtheit
erfreut in der venezianischen Kunst der Zeit. Die Florentiner,
angeregt durch die reiche Gartenkultur des Arnotales, bringen
neue reizvolle Einzelheiten. Bei Benozzo Gozzoli sehen die
Talgründe aus wie wohlgepflegte, in Beete eingeteilte Gärten.
Sie komponieren aber noch steif und konventionell. Piero
di Cosimo studiert die Natur eingehender. Er und Gozzoli
suchen bestimmte Ansichten ihrer Umgebung wiederzugeben,
was aber noch einen gekünstelten Eindruck macht, während
die Venezianer, mehr beeinflußt von den Niederländern, zu
lebendigerer, freierer Komposition gelangen. Bei Giorgione
finden wir schon eine größere Harmonie zwischen Figur
Stellung geltend, und es ist interessant zu verfolgen, wie er
eine Brücke zu schlagen sucht von der schematisierenden
ornamentalen Art seiner Vorgänger zu einer persönlichen
Auffassung und Wiedergabe der Natur. Er geht sogar soweit,
Ortschaften so porträtmäßig darzustellen, daß wir sie heute
noch erkennen, wenn auch im großen und ganzen seine
Wiedergabe von Landschaft und Architektur des organischen
Zusammenhanges noch entbehrt. Der Naturalismus Giottos,
wie der seiner Schüler und Nachfolger beschränkt sich auf
Studien zu Einzelheiten, aber die Welt, die aus diesen Einzel-
heiten zusammengetragen wird, ist die Grundlage, auf der
die ganze italienische Landschaftskunst sich aufbaut. Die
Darstellung belaubter Bäume macht den Malern besondere
Schwierigkeiten, auch Giovanno Bellini, um 1500, zu dessen
Schülern Tizian zählt, gelingt sie noch nicht. Er bevorzugt
den Feigenbaum, der wegen seiner wenigen großen Blätter
und der charakteristischen Zeichnung seiner Äste leichter dar-
zustellen ist, wie er sich denn auch besonderer Beliebtheit
erfreut in der venezianischen Kunst der Zeit. Die Florentiner,
angeregt durch die reiche Gartenkultur des Arnotales, bringen
neue reizvolle Einzelheiten. Bei Benozzo Gozzoli sehen die
Talgründe aus wie wohlgepflegte, in Beete eingeteilte Gärten.
Sie komponieren aber noch steif und konventionell. Piero
di Cosimo studiert die Natur eingehender. Er und Gozzoli
suchen bestimmte Ansichten ihrer Umgebung wiederzugeben,
was aber noch einen gekünstelten Eindruck macht, während
die Venezianer, mehr beeinflußt von den Niederländern, zu
lebendigerer, freierer Komposition gelangen. Bei Giorgione
finden wir schon eine größere Harmonie zwischen Figur