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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Schafställe der Nordheide — Hameln: Niemeyer, Heft 10.1994

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Dachschafställe
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https://doi.org/10.11588/diglit.51141#0045
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Dachschafställe

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Bei dem Versuch, noch etwas Licht in die
Entstehungsgeschichte und wirtschaftliche
Bedeutung dieser Heideschafställe zu be-
kommen, sind die Ausführungen zu dem
Thema „Schapkab’ aus dem Lüneburger
Wörterbuch <110> nützlich : „ Unter dem
Schapkab’ n haben wir zunächst einen im
Dorfe selbst erbauten Schafstall zu verstehen.
Im Laufe der Zeit wurden derartige Ställe
von vielen aber auch draußen, mitten in der
Heide, gebaut. Die im Dorfe gelegenen Ställe
wurden dann oft nicht mehr für diesen Zweck
benutzt, sondern für andere Dinge, zum
Unterbringen von Getreide oder Heu, zum
Hineinlegen von Einquartierung etc. So wird
es ausdrücklich z. B.für das Kirchspiel
Eimke bezeugt. Vielfach sind diese Ställe
auch zu Häuslingshäusern umgebaut worden.
Stellenweise scheinen die Außenställe die
Regel geworden zu sein: so erklärt es sich,
wenn in Ebstorf unter einem Kaw'n schlecht-
hin ein auf freiem Felde stehender Schafstall
verstanden wird. “ Nach dieser Schilderung
ist davon auszugehen, daß - in Übereinstim-
mung mit den Befunden am Objekt - diese
Ställe überwiegend erst auf die in der
Gemeinheitsteilung zugeteilten Flächen
gestellt worden sind.
Auf der „Hohen Heide“ findet man als Au-
ßenställe fast ausschließlich Sparrenställe der
„Leichtbauweise“. Daß auch bei diesen öfters
Hölzer in Zweitverwendung eingebaut wor-
den sind, wurde bereits von Schlöbcke er-
wähnt. Ein Dachschafstall in Niederhaver-
beck (Tafel 2) weist am Torständer die
eingeschnitzte Jahreszahl 1756 auf; die
innere Sparrenkonstruktion ist jedoch nach
ihren Merkmalen deutlich jünger. Oftmals
lassen leere Zapfen- und Nagellöcher erken-
nen, daß ursprünglich ganz anders geartete,
ältere Zimmermanns werke als Baumaterial
herhalten mußten. Dieses ist z.B. der Fall bei
einem Dachstall in Lüllau (Abb. 14), bei
dem das Rähm eines ehemaligen Wand-
gebäudes als Torständer verwendet worden
ist.
Die Tatsache, daß sich die reinen Dachställe
im Gebiet der Hohen Heide verhältnismäßig
häufig erhalten haben, steht im Gegensatz zu
der sonstigen Beobachtung, wonach einfa-
chere, primitive Bauwerke eher als aufwen-
digere Gebäude durch Verfall und Abriß in

Verlust zu geraten pflegen und deshalb im
heutigen Bestand unterrepräsentiert sind.


Abb. 14: Lüllau, Lkrs. Harburg, kleiner Hofschafstall
in Nurdachbauweise mit zweitverwendeten Hölzern

Die typischen Heideschafställe sind erhalten
geblieben, weil die Schnuckenhaltung in
jenen Gebieten sehr lange, mitunter bis in die
Mitte unseres Jahrhunderts hinein, betrieben
wurde; vielleicht aber auch, weil die Heimat-
bewegungen sich dieser romantischen Bauten
sehr früh angenommen haben. Trotz aller
Schutz- und Reparaturmaßnahmen lassen die
heute noch stehenden Ställe die Schwäche
dieser Bauweise deutlich erkennen. Die auf
den Boden stoßenden Teile des Weichdaches
sind durch aufsteigende Feuchtigkeit und
durch die Wühlarbeit von Kleintieren erheb-
lich beschädigt, was sich oft auch auf die
meistens nur auf Findlingen ruhenden
Sparrenfüße nachteilig auswirkt. Manchmal
versucht man, die Ställe durch einen un-
schönen Stacheldrahtzaun zumindest vor
verderblichen Kletterpartien unternehmungs-
lustiger Touristen zu schützen. Jedenfalls
handelt es sich bei den Dachschafställen um
Gebäude, die auch bei „normaler“ Nutzung
 
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