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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Schafställe der Nordheide — Hameln: Niemeyer, Heft 10.1994

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Gestaltungsvarianten
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https://doi.org/10.11588/diglit.51141#0206
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Gestaltungsvarianten

abzugleiten - was dann meistens das Ende
des Gebäudes besiegelt. Nicht weniger
gefährdet sind die Außenwände, deren
Schwellen oft im Boden und Mist vergangen
sind. Die größte Gefahr für den Bestand
solcher aus der Nutzung gefallener Gebäude
besteht aber in Schäden des Strohdaches, die
von den Eigentümern aus Kostengründen
kaum repariert werden können. Wenn nicht
gelegentlich die Gemeinden oder andere
staatliche Stellen eingreifen, muß man schon
zufrieden sein, wenn ein solches aussage-
kräftiges Bauwerk der Vergangenheit durch
eine provisorische Dachdeckung, zum Bei-
spiel mit Bitumenpappe, bis auf weiteres vor
dem sicheren Untergang bewahrt werden
kann.
Eine zusammenfassende Betrachtung kann
nicht an bestimmten Varianten der äußeren
Gestaltung vorbeigehen. Vor allem die
Kübbungsställe weisen ein sehr schlichtes
Außenfachwerk aus, wobei auf die ver-
schiedenen Typen der Giebelaussteifung
(Kopfbänder, Schrägstreben) bereits hinge-
wiesen wurde. Bei den älteren Ställen wurde
in der Regel die Innenständerkonstruktion in
die Giebelwände aufgenommen, wobei die
Kopfbänder an den Wandhöftständern denen
des Innengefüges entsprechen. Gewisse
Abweichungen der Konstruktionsweise der
Giebelwände von derjenigen des Innen-
gefüges kommen vor. So sind bei der Bau-
weise mit verkämmten Innenbalken die
Giebelbalken meistens nicht verkämmt,
sondern aufgezapft, was den Grund darin hat,
daß sie andernfalls leicht nach außen abrut-
schen könnten. Auch wurde bereits gezeigt,
daß bei dem Typus mit innen aufgezapftem
Rähm eine Einhälsung oder Einzapfung
dieses Längsholzes in die Giebelwandständer
vorkommt.
Die ältesten Ställe - und das trifft mehr noch
als auf die Kübbungsställe auf die Wand-
ständerställe zu - zeichnen sich durch eine
minimale Verriegelung der Wände aus,
wodurch es zu den charakteristischen großen,
ursprünglich mit Lehmtafeln ausgefüllten
Wandgefachen kommt. Bei etwas jüngeren
Ställen, etwa seit der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts, tritt eine doppelte Riegelkette
auf, verbunden mit einzelnen Fußstreben
oder auch sogenannten Sturmbändern. In den

niedrigen Längswänden der Cruck- und
Kübbungsställe fehlt öfters eine Riegelkette,
ohne daß dieses unbedingt als ein Kriterium
für eine Alterseinschätzung angesehen wer-
den kann. Immerhin sind die Seitenwände bei
den ältesten Ställen besonders niedrig, kaum
mehr als einen Meter hoch, wozu allerdings
relativ hohe Steinsockel kommen können.
Bei letzteren handelt es sich in unserem
Untersuchungsgebiet ursprünglich immer um
einfache Legsteinfundamente, bestehend aus
mehr oder weniger großen Findlingen, die
entweder unbearbeitet geblieben oder durch
Keile grob aufgespaltet worden sind.
Schafstallsockel oder -wände aus aufge-
schichteten Feldsteinen, wie man sie in
weiter westlichen Geestgebieten antrifft,
kommen in unser Gegend nicht vor; eine
fotografische Abbildung Lindners von einem
Stall zwischen Hollenbeck und Örsdorf
<203> muß als Ausnahme angesehen werden.
Dagegen haben einige Ställe Fundament-
sockel aus Ziegelsteinen; in Analogie zu den
Verhältnissen bei den Bauernhäusern muß
man darin stets jüngere Ersatzmaßnahmen
sehen, die sich übrigens für die Gebäude
wegen der verstärkt aufsteigenden Boden-
feuchtigkeit meistens ungünstig auswirken.
Vor allem bei den noch zu besprechenden
Kombinationsgebäuden, soweit sie der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstam-
men, ist der Schafstallteil gelegentlich an
einem solchen bis Im hohen Ziegelstein-
sockel erkennbar, während die Scheunen-
abschnitte noch eine bis zur Bodenschwelle
reichende Fachwerkwand aufweisen.
Auf das Vorkommen von Bohlenwänden mit
der unterschiedlichen regionalen Ausprägung
bei Wandständer- und ausnahmsweise bei
Kübbungsställen wurde mehrfach eingegan-
gen. Ansonsten bestand die ursprüngliche
Fachausfüllung der Außenwände fast durch-
weg aus den üblichen Flechtwänden aus
Spalthölzern und Zweigen, die teils luft-
durchlässig belassen wurden, teils aber auch
als geschlossene Lehmtafeln angetroffen
werden. Bei einzelnen Wandständerställen,
zum Beispiel denjenigen in Fintel und
Benkeloh (s.o. Abb. 29 und 32), waren nur
die oberen Gefache ursprünglich mit Flecht-
werk ohne Lehmschlag ausgefüllt, wobei
eine Ausstopfung mit Heide oder Ginster für
 
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