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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Forschungsprojekt Wandmalerei-Schäden — Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 11.1994

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Turek, Peter; Autenrieth, Hans-Peter: Erscheinungsbild-Analyse, Mikro-Monitoring, Schadensdynamik
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https://doi.org/10.11588/diglit.51142#0054
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In Idensen zeigte die Auswertung der Fotos, daß sich die gra-
vierendsten Schäden bereits vor langer Zeit ereignet hatten,
selbst die auffälligsten Risse im Putz waren schon beim Freile-
gen 1932 vorhanden. Die starken Schäden der Westwand des
Nordquerhauses - beispielsweise - stammen womöglich
schon aus derZeit desDreißigjährigen Krieges, sicher ist, daß
sie sich seit etwa 1967 kaum mehr verändert haben.9 Andere
Phänomene wie die dunklen Fugen, die sich durch den Putz
hindurch abzeichnen (Nische südlich vor der Apsis) fanden ih-
re Erklärungen darin, daß um 1942 ein großer Wasserein-
bruch stattgefunden hatte, der sowohl in den Akten wie in den
Fotos aus jener Zeit verifizierbar ist. Der Fall Eilsum liegt an-
ders: Dort zeigten die Fotos, daß sich schon bald nach der
Freilegung ein schlimmes »Drama« abgespielt hatte.

Die Auswertung deralten Fotos ist ein relativ grobes Verfahren,
außerdem völlig abhängig von der Qualität des vorhandenen
Bildmaterials (fast immer fehlen ältere Nah- oder gar Mikroauf-
nahmen), aber diese Methode ist der einzige wissenschaftlich

objektive Weg, um einer Gesamtschadensgeschichte über-
haupt näherzukommen. Dabei gilt: Die zeitliche Dynamik im
»Grobmaßstab« (ein Maßstab, der dafür aber zeitlich am weite-
sten zurückreicht) ergibt sich aus der Baugeschichte und aus

den Akten, die Dynamik im mittleren Maßstab - d.h.fürdie letz-
ten hundert Jahre - aus dem Fotomaterial, den Feinmaßstab
legt das aktuelle Mikro-Monitoring an.10

Fehlbestand
Von den im Projektvorhaben geplanten Techniken wurde al-
lein die Technik der Videoaufzeichnung nicht intensiv betrie-
ben. Um aus einer fortlaufenden, variablen Aufzeichnung
brauchbare Einzelbilder »auszuschneiden«, reichte (bis vor
kurzem) die Qualität des Video-Stehbildes nicht aus. Auch bei
den Mikroaufnahmenwaren die Versuche mit Video noch un-
befriedigend. Dennoch können die Vorteile der Videoauf-
zeichnung nicht geleugnet werden: die Online-Demonstra-
tion, die Bild-Fernkontrolle der fotografischen Einstellung bei
unsicherer Arbeitsposition, außerdem die Möglichkeit eines
sofortigen Ausdruckes als Sicherheitsreserve.
Für die fotografischen Mikroaufnahmen wurde auch eine
eventuelle fotogrammetrische Auswertung diskutiert. Diese
scheint ziemlich aufwendig zu sein, man hätte die Vermes-
sung aber wohl auf die entscheidenden Distanzen im Bild be-
schränken können (z.B. auf die Erhebung eines Salzkornes).


3 Salzburg-Nonnberg, Stiftskirche, Paradies. Pilzbewuchs auf
Resten eines Fixiermittels. Eine von zwei Aufnahmen eines Mikro-
Stereo-Bildpaares. Bildbasis ca. 2,7 mm.

Versuche waren am Ende des Projektes nicht mehr möglich.
Jetzt sind Videogeräte auf dem Markt, die eine bescheidene,
zweidimensionale Mikrofotogrammetrie ermöglichen.
Zukunftsprojektion
Weltweit besteht heute die Tendenz zur nicht destruktiven Un-
tersuchung von Kunstwerken. (N.B.: Je nach Lage des Falles
kann schon eine ausgiebige Beprobungskampagne zu den


1130

1220

1670

1890 1930 1960

Fig. 1. Versuch einer grafischen Darstellung des Gesamtschadensverlaufes in Idensen und Eilsum. Dargestellt ist jeweils das rechnerische
Produkt aus den Faktoren »Ausdehnung der bemalten Oberfläche« und »Farbdeckung«. In beiden Monumenten ereigneten sich vor dem
Übertünchen am Ende des Mittelalters beträchtliche Schäden, in Idensen zusätzliche im 17. Jh.; später hohe Verluste bei den Freilegungen,
anschließend in Idensen relative Stabilität bis heute, in Eilsum dagegen dramatischer Verfall bis auf 1,95 % der Originalsubstanz.

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