27 Um das lagerhafte Erscheinungsbild des Gebäudes wiederherzustel-
len, das ursprünglich geprägt wurde durch die auf gleicher Höhe durch-
laufenden Riegel, mußte die ehemals zur Vergrößerung von Belichtungs-
flächen erfolgte Tieferlegung einzelner Brüstungsriegel wieder rückgän-
gig gemacht werden. Dies hatte jedoch eine Verringerung der Fenster-
größe zur Folge. Zur Vermeidung weiterer Lichtverluste für die Räume
erfolgte die Ausbildung der Fenstersprossen in Blei, wie sie für die Stadt
historisch belegt und in der unmittelbaren Umgebung auch noch vorzu-
finden sind.
28 Die schmalen senkrechten Bleisprossen teilen das Glas konstruktiv, die
Querunterteilung erfolgt durch aufgesetzte Windeisen. Die Möglichkeit
der „Dauerlüftung" wird hier denkmalverträglich durch einen ausstellba-
ren Oberlichtflügel erreicht. Auch dies zeigt, daß neben dem stets ange-
botenen, technisch überfrachteten „Einhand-Dreh-Kipp-Beschlag" Alter-
nativen möglich sind, die dem Denkmal und dem Nutzeranliegen gerecht
werden.
Neubau nach Analogieschluß
29 Für dieses wertvolle Kulturdenkmal lagen keine eindeutigen Nach-
weise über Art und Aussehen der Fenster aus der Bauzeit vor. In enger
Abstimmung zwischen Eigentümern und Denkmalpflege erfolgte die
Entscheidung zum Neubau eines Kreuzstockfensters mit feststehender
oberer Verglasung und unteren Drehflügeln mit dekorativer Bleivergla-
sung. Als Vorlage diente eine bildhafte Interieurdarstellung eines Malers
des 17. Jahrhunderts (Pieter Janssen, M. 17. Jh., Alte Pinakothek, Mün-
chen).
30 Der Entscheidung zu einer bestimmten Gestaltungs- und Konstrukti-
onswahl eines Fensters an einem Objekt hat eine intensive Auseinander-
setzung mit den gebäudespezifischen Kriterien und Rahmenbedingun-
gen vorauszugehen. Dieses muß nachvollziehbar sein. Die notwendigen
Grundlagenermittlungen müssen auf die jeweiligen Anforderungen hin
für jedes Objekt neu und einzeln definiert werden, entsprechende Detail-
planungen sind hierbei unumgänglich.
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