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Abb. 50 „Großes Blattknollenkapitell" an der vierten östlichen Vorlage des Kreuzgangs, um 1230/50 (S4O)
Säulen, Kapitelle und bauplastischer Schmuck der
Zwergarkatur wurden zum Großteil im 19. Jahrhundert
bei der Restaurierung unter Conrad Wilhelm Hase
erneuert.30 Die Rekonstruktionen des 19. Jahrhunderts
bezeugen indirekt die Formenvielfalt der frühgotischen
Steinmetzarbeit, die auch durch Zeichnungen Hases
dokumentiert ist (Abb. 59).31 Als einziges mittelal-
terliches Original ist ein über lange Zeit eingemauertes
Kapitell der Zwergarkatur links neben dem Portalgewän-
de der Arkadenwand in Joch 2 erhalten geblieben
(Abb. 41). Es zeigt Spuren von Farbschichten, die be-
legen, dass Architekturteile und Bauplastik aus der Zeit
um 1240/50 nicht steinsichtig, sondern getüncht bzw.
geschlämmt waren und eine polychrome Fassung auf-
wiesen. Sie ist heute nicht mehr rekonstruierbar. Eine
zusätzliche Verfeinerung der Steinoberfläche bzw. eine
Verbesserung von Werksteinteilen erfolgte zumindest
partiell durch einen stuckartigen Überzug, der sich noch
heute an einer Säule im elften Joch nachweisen lässt
(Abb. 40).
Die differenzierte Gliederung der Architektur findet
ihren Höhepunkt in der reichen Bauplastik, deren über-
aus feine Ausarbeitung trotz des teilweise schlechten
Erhaltungszustandes noch zur Geltung kommt.
Die Kapitelle
Die Säulen und teils auch die Pfeiler der Wandvorlagen
sind mit reich ausgebildeten Blattkapitellen geschmückt,
in deren Rankenwerk vereinzelt Tiermotive erscheinen.
Einige Kapitelle sind als Dreierblöcke für drei Bündelsäu-
len bzw. für eine Säule und den dazugehörigen Wand-
pfeiler zusammengefasst. Aufgrund formaler und qualita-
tiver Kriterien können die Kapitelle in Gruppen unter-
teilt und unterschiedlichen Händen zugeschrieben
werden.32 Von besonders hoher Qualität ist die Gruppe
der Rankenkapitelle. Sie zeigt eine filigrane Blattarchitek-
Abb. 50 „Großes Blattknollenkapitell" an der vierten östlichen Vorlage des Kreuzgangs, um 1230/50 (S4O)
Säulen, Kapitelle und bauplastischer Schmuck der
Zwergarkatur wurden zum Großteil im 19. Jahrhundert
bei der Restaurierung unter Conrad Wilhelm Hase
erneuert.30 Die Rekonstruktionen des 19. Jahrhunderts
bezeugen indirekt die Formenvielfalt der frühgotischen
Steinmetzarbeit, die auch durch Zeichnungen Hases
dokumentiert ist (Abb. 59).31 Als einziges mittelal-
terliches Original ist ein über lange Zeit eingemauertes
Kapitell der Zwergarkatur links neben dem Portalgewän-
de der Arkadenwand in Joch 2 erhalten geblieben
(Abb. 41). Es zeigt Spuren von Farbschichten, die be-
legen, dass Architekturteile und Bauplastik aus der Zeit
um 1240/50 nicht steinsichtig, sondern getüncht bzw.
geschlämmt waren und eine polychrome Fassung auf-
wiesen. Sie ist heute nicht mehr rekonstruierbar. Eine
zusätzliche Verfeinerung der Steinoberfläche bzw. eine
Verbesserung von Werksteinteilen erfolgte zumindest
partiell durch einen stuckartigen Überzug, der sich noch
heute an einer Säule im elften Joch nachweisen lässt
(Abb. 40).
Die differenzierte Gliederung der Architektur findet
ihren Höhepunkt in der reichen Bauplastik, deren über-
aus feine Ausarbeitung trotz des teilweise schlechten
Erhaltungszustandes noch zur Geltung kommt.
Die Kapitelle
Die Säulen und teils auch die Pfeiler der Wandvorlagen
sind mit reich ausgebildeten Blattkapitellen geschmückt,
in deren Rankenwerk vereinzelt Tiermotive erscheinen.
Einige Kapitelle sind als Dreierblöcke für drei Bündelsäu-
len bzw. für eine Säule und den dazugehörigen Wand-
pfeiler zusammengefasst. Aufgrund formaler und qualita-
tiver Kriterien können die Kapitelle in Gruppen unter-
teilt und unterschiedlichen Händen zugeschrieben
werden.32 Von besonders hoher Qualität ist die Gruppe
der Rankenkapitelle. Sie zeigt eine filigrane Blattarchitek-