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Müller, Michael Christian; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Orgeldenkmalpflege: Grundlagen und Methoden am Beispiel des Landkreises Nienburg/Weser — Hameln: Niemeyer, Heft 29.2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.51261#0059
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50 Bockhorn, Ev. Kirche St, Cosman und Damian, Orgel

51 Melle, Ev. Kirche St. Petri, Orgel


bild, die Anlage der Mensuren mit Blick auf die polypho-
ne Klangstruktur oder die Verschmelzung der einzelnen
Register wurden von Vater aber beibehalten.22 So ver-
wundert es nicht, dass sich die Instrumente Vaters großer
Beliebtheit erfreuten, wie auch die Abnahmegutachten
belegen. Diese Beliebtheit wirkte sich auch auf die
Reichweite seiner Geschäftsbeziehungen aus. Vater lie-
ferte Orgeln u. a. nach Amsterdam, Bockhorn, Celle,
Darmstadt, Gifhorn,23 Hannover, Kloster Marienrode,
Melle,24 Stadthagen und Wildeshausen.25 Die Orgel für
die evangelische Kirche in Bockhorn erbaute Vater 1721-
1722 (Abb. 50), jene von St. Petri in Melle 1722-1724
(Abb. 51). Größere Instrumente am Ende seiner Schaf-

52 Gifhorn, St. Nikolai, Orgel


fenszeit sind die Orgeln in der Nikolaikirche in Gifhorn,
erbaut 1744-1748 (Abb. 52), und in der Klosterkirche
Marienrode bei Hildesheim (Abb. 17). Dieser Neubau ist
der letzte Vaters, der aber 1888 durch August Schaper,
Hildesheim, umgebaut wurde. Für das Gesamtbild von
Vater ist es schließlich nicht unerheblich, dass er sich
nicht nur auf den Orgelbau, sondern auch auf das Orgel-
spiel verstand: 1709 übernahm er das Organistenamt in
der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Han-
nover - überhaupt galt er als gebildet und geschäfts-
tüchtig.26
Auch im Landkreis Nienburg baute Vater einige Orgeln.
In Holtorf und in Steyerberg sind wenigstens die Pros-
pekte dieser Instrumente erhalten. Die Orgel in Holtorf
stellte Vater 1718 auf, ihr Prospekt wurde in spätere
Veränderungen bzw. Erweiterungen des Gehäuses in-
tegriert (Abb. 106-108). 20 Jahre später entstand die
Orgel für Steyerberg, an deren Prospekt sich im Detail
Entwicklungsschritte in Gestaltung und Bearbeitung
ablesen lassen (Abb. 191-193). Als Christian Vater 1756
im Alter von 77 Jahren starb, konnte er über 80 Arbeiten
auf seiner Werkliste verzeichnen.27
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und zu Be-
ginn des 19. Jahrhunderts liegt der Neubau von Orgeln
im heutigen Landkreis Nienburg mehr oder weniger
brach. Aus dieser Zeit sind keine Instrumente, auch nicht
in Teilen erhalten.28 Jene Instrumente, die jenseits der
Kreisgrenzen errichtet werden, spiegeln die zunehmende
Tendenz während dieser Jahrzehnte, den Klang der
Orgeln zu mildern und grundtöniger anzulegen. Die

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