Erhaltung von Industriedenkmalen
zwischen Denkmalschutz und Stadtplanung
HPC Weidner
Es hat lange gebraucht, bis sich der moderne Denkmalbegriff
mit seinem Bezug zu jeglichem Kulturschaffen der Vergan-
genheit und nicht nur zum künstlerischen Handeln des Men-
schen auch in einer breiteren Öffentlichkeit durchgesetzt hat.
In starkem Maße waren (und sind es oft noch heute) scheinbar
überzeitliche Kriterien wie Schönheit und Harmonie aus-
schlaggebend für die Wertschätzung eines Gebäudes als
Denkmal. Ein solcher Bewertungsmaßstab, der generell nicht
ausgeschlossen werden sollte, führt jedoch, allein vorgetra-
gen, fast immer zu einer Verdeckung der eigentlichen Aus-
sage des Denkmals. Das geschichtliche Dokument verliert
seinen Charakter als „Erinnerungsmai“ und wird zum zeit-
losen ästhetischen Objekt.
Die traditionellen Kunstdenkmale unterliegen bereits in star-
kem Maße einer solchen Gefahr. Barockkirche und gotisches
Rathaus werden selten als begreifbare Dokumente zum Ver-
ständnis ihrer Entstehungszeit mit ihren besonderen wirt-
schaftlichen, politischen und vor allem sozialen Bedingungen
gesehen. Das Zeitkriterium hat allenfalls in derTouristenwer-
bung eine jahrmarktsgemäße („ältestes Rathaus“) Funktion.
Ihre stilvolle „Schönheit“ sichert diesen Bauten jedoch immer-
hin die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums. Diese
öffentliche Beachtung ist eine wichtige Voraussetzung für die
Durchsetzung von Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen.
Denkmale, die ausschließlich der Kultursphäre des Techni-
schen und des Sozialen zugeordnet werden müssen, entbeh-
ren demgegenüber weitestgehend der Möglichkeit, ein von
einer breiten öffentlichen Meinung getragenes Erhaltungs-
interesse aus dem äußeren Erscheinungsbild allein abzulei-
ten. So kommt es dazu, daß technische Bauwerke wie Wind-
mühlen wegen ihres auffälligen, bizarren Aussehens zwar
bereits seit langer Zeit Wertschätzung und Schutz erfahren,
Das Lagergebäude der St. Catherin-Docks in London wurde umgewandelt in ein Hotel mit Ladenkolonade im Erdgeschoß.
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zwischen Denkmalschutz und Stadtplanung
HPC Weidner
Es hat lange gebraucht, bis sich der moderne Denkmalbegriff
mit seinem Bezug zu jeglichem Kulturschaffen der Vergan-
genheit und nicht nur zum künstlerischen Handeln des Men-
schen auch in einer breiteren Öffentlichkeit durchgesetzt hat.
In starkem Maße waren (und sind es oft noch heute) scheinbar
überzeitliche Kriterien wie Schönheit und Harmonie aus-
schlaggebend für die Wertschätzung eines Gebäudes als
Denkmal. Ein solcher Bewertungsmaßstab, der generell nicht
ausgeschlossen werden sollte, führt jedoch, allein vorgetra-
gen, fast immer zu einer Verdeckung der eigentlichen Aus-
sage des Denkmals. Das geschichtliche Dokument verliert
seinen Charakter als „Erinnerungsmai“ und wird zum zeit-
losen ästhetischen Objekt.
Die traditionellen Kunstdenkmale unterliegen bereits in star-
kem Maße einer solchen Gefahr. Barockkirche und gotisches
Rathaus werden selten als begreifbare Dokumente zum Ver-
ständnis ihrer Entstehungszeit mit ihren besonderen wirt-
schaftlichen, politischen und vor allem sozialen Bedingungen
gesehen. Das Zeitkriterium hat allenfalls in derTouristenwer-
bung eine jahrmarktsgemäße („ältestes Rathaus“) Funktion.
Ihre stilvolle „Schönheit“ sichert diesen Bauten jedoch immer-
hin die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums. Diese
öffentliche Beachtung ist eine wichtige Voraussetzung für die
Durchsetzung von Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen.
Denkmale, die ausschließlich der Kultursphäre des Techni-
schen und des Sozialen zugeordnet werden müssen, entbeh-
ren demgegenüber weitestgehend der Möglichkeit, ein von
einer breiten öffentlichen Meinung getragenes Erhaltungs-
interesse aus dem äußeren Erscheinungsbild allein abzulei-
ten. So kommt es dazu, daß technische Bauwerke wie Wind-
mühlen wegen ihres auffälligen, bizarren Aussehens zwar
bereits seit langer Zeit Wertschätzung und Schutz erfahren,
Das Lagergebäude der St. Catherin-Docks in London wurde umgewandelt in ein Hotel mit Ladenkolonade im Erdgeschoß.
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