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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: System Denkmalpflege - Netzwerke für die Zukunft — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 31.2004

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Sektion 6: Historische Forschung in der Denkmalpflege - Das Beispiel der Stadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.51150#0407
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Das Kalkplatten- bzw. Legschieferdach im Altmühl-Juragebiet

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derlichen Abstand dann noch Holzleisten aufgenagelt
werden.
Die ursprüngliche Ort- und Traufgangausbildung
war analog jener bei Biberschwanzdeckung, nämlich
kantensaubere Ausformung, unterstützt von der jewei-
ligen „Hamickelschalung“ (Abb. 4). Bei der Ortgang-
eindeckung wird darauf geachtet, dass die Schnittform
leicht geschwungen nach innen zieht (analog jener bei
der Biberschwanzdeckung). Heute werden Dachränder
bei ungeschützter Kantenausbildung (ohne Ortgang-
brett) mit Stein- bzw. Fliesenklebem gesichert.
Die Firstausbildung mit Hauben aus naturroten
Tonziegeln ist inzwischen die gängige Ausführung.
Früher wurde auch jene analog der Schindeldeckung
gewählt, das heißt auf der Wetterseite Firstüberstand
und auf der dem Wind/Regen bzw. Schnee abgewandten
Seite der entsprechende niederere Anschluss. Bei der
Kalkplatten- bzw. Legschieferdeckung wurde dieser
Anschluss dann auch noch mit Kälberhaar-Kalkmörtel
verstrichen, um eine entsprechende Dichtigkeit zu
erzielen.
Bei den Dachaufbauten (Gauben, Kaminköpfe)
wurden früher keine Bleche verwendet, das heißt auf-
gekeilter Anschluss an den jeweiligen Dachaufbau zur
besseren Wasserableitung von der vertikalen Putzfläche
des Dachaufbaus.
Ursprünglich waren an Kalkplattendächem keine
Rinnen angebracht. Die Holzrinnen dürften im
wesentlichen erst im 16./17. Jahrhundert aufgekommen
sein, wobei sie dann auf Kalkkragsteine aufgelegt
wurden. Der freie Abfluss erfolgte am Rinnenende.
Die ursprüngliche Steindeckung war mindestens - an
der dünnsten Stelle - 12 cm stark. Die Stärke ergab sich
aus circa sieben Schichten Steinplatten einschließlich
der so genannten Unterfütterung mit kleinteiligen Stein-
platten. Im Extremfall - bei entsprechender Nach-
besserung über Jahrhunderte - ergeben sich Gesamt-
stärken in der Steindeckung gerade im Kehlbereich bis
zu 1,20 m. Heute wird die Steinplattendeckung - ohne
Berücksichtigung der Steinunterfütterung - auf circa
6-7 Schichten festgelegt.
Ausgehend von einer Plattenlänge von circa 40 cm
ergibt sich bei einem jeweiligen Kantenabstand zur
nächsten Platte von circa 5 cm dann eine Gesamt-
schichtenabfolge von 8 Platten.
Das Eigengewicht der Steinplattendeckung beläuft
sich heute auf circa. 250 kg/m2. Ehemals, im besonderen
bei häufigen Ausbesserungen und Nachdeckungen,
wurde das Eigengewicht der Steinplattendeckung bis zu
600 kg/m2 und mehr erhöht. Die zugehörige Pfetten-
dachkonstruktion ist für ein solches Eigengewicht unter-
dimensioniert; Verformungen treten auf und vermindern
die Dichtigkeit. Trotz Ausbildung der Pfetten in der Re-
gel als Durchlaufträger sind diese am meisten gefährdet.
Noch bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert war das
Biberschwanzdach die teuerste Lösung, die Steinplat-
ten- und Schindeldeckungen jedoch die preiswertesten.
Dies ergab sich aus den relativ geringen Materialkosten.
Inzwischen sind Steinplatten- und Schindeldeckungen
mit Abstand die teuersten Dachmaterialien. Die teuerste
Deckung ist die mit Steinplatten, wobei sich hier ein
mittlerer qm-Preis von derzeit mindestens € 145- (ohne
Mehrwertsteuer) ergibt. Der qm-Preis für Schindel-
deckung beläuft sich je nach verwendeter Holzart
(Fichte, Kiefer, Lärche) zwischen € 80,- für Schar-





Abb. 2 (oben): Die Leg-
schieferplatten werden palet-
tiert vom Steinbruch zum
Verlegeort transportiert, 1998.
Abb. 3 (links): Die drei
wichtigsten Handwerkszeuge
beim Legschieferplatten-
decken: Leinenstrohsack,
Legschieferhammer und die
Zwickzange, 1998.

Abb. 4: Ort- und Trauf gang
sind ähnlich wie bei der Biber-
schwanzdeckung ausgebildet:
kantensaubere Ausformung
der im Unterbau von der
Hamickelschalung gestützten
Steinplatten, 1998.

Abb. 5: Steinplatten für ein so
genanntes Zwicktaschendach,
in Form und Größe einem
Tonziegel-Biberschwanz nach-
gebildet, 1998.
 
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