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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: St. Michaelis in Hildesheim — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 34.2008

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Braune, Michael: Die Zusammenfassung der Baugeschichte und ein kritischer Blick in den Baugrund
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https://doi.org/10.11588/diglit.51162#0084
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Michael Braune


8 Hildesheim, St. Michaelis, Zeichnung des Stadtarchitekten Gothe als Grabungsdokumentation in der Krypta (1940).

Trotz aller Bemühungen bleibt die Krypta das Haupt-
problem für eine statische Sicherung. 1936 bei einer
Begehung zur Feststellung von Bauschäden war auch
Prof. Georg Rüth aus Dresden eingebunden.34 Prof.
Rüth war zu dieser Zeit der wohl renommierteste Bau-
ingenieur, hatte er doch den Mainzer Dom und im sel-
ben Jahr die Kuppel der Dresdener Frauenkirche wie-
der standsicher gemacht. Im Dezember 1938 wurden
Baugrunduntersuchungen begonnen, Mitte Januar
1939 lagen die Bohrergebnisse vor, ebenso wie die
sich widersprechenden Feststellungen zweier Wün-
schelrutengänger. Ende Januar teilte Prof. Rüth mit,
dass die vor 14 Tagen gesetzten Gipsmarken bereits
wieder gerissen waren, so dass die sofortige Sperrung
der Krypta mit ihrem Umgang sowie der Hohe Chor
mit seinen Nebenräumen erforderlich wurden. „Das
Kryptaportal bedarf sofortiger Behandlung (nämlich
hölzerner Abstützung) wenn es nicht ganz dem Un-
tergang verfallen soll (Abb. 7)." Der Hannoversche
Anzeiger textete in seiner Sonntagsausgabe vom 5.
März 1939 „Michaeliskirche erhält neues Funda-
ment“. So führte der Stadtarchitekt Gothe zur
Vorbereitung der geplanten statischen Sicherung
zwischen 1939 und 1941 Ausgrabungen in der

Krypta durch und entdeckte dabei zwei Grablegen,
die eine „im südlichen Seitenschiff der Krypta westlich
des Chorquadrates'',35 die andere „im Mittelschiff der
Krypta westlich des Chorquadrates (Abb. 8 und 9)".36
Bei den Schürfen außerhalb der Krypta wurden zahl-
reiche menschliche Knochen gefunden, was auf einen
Friedhof schließen lässt.
Stadtarchitekt Gothe entfernte fünf Schwibbögen im
Kryptenumgang und fördert die romanische Nischen-
gliederung und Reste von Ornamentfries und Inschrif-
ten zu tage. Außerhalb der Krypta vor ihrem Eingang
wurde ein Brunnen37 freigelegt (Abb. 10). Der Brun-
nentubus bestand aus 60-70 cm hohen Ringschichten
aus keilförmig zugehauenen, sonst kaum bearbeite-
ten Bruchsteinen, der in 7 m Tiefe auf einem rostarti-
gen Brunnenschling aus Eichenholz lastete. Der Was-
serspiegel stand in 5 m Tiefe (vom oberen Brunnen-
rand?). Der Brunnen wurde ausgeräumt, doch es gab
keine relevanten Funde.38 Mit der Bernwardsquelle in
der Krypta musste er sich nicht beschäftigen, denn
diese war seit 1934 völlig versiegt, das heißt die was-
serführenden Schichten hatten sich offenbar einen
anderen Weg gesucht. Bereits 1911 - es war wohl ein
 
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