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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Alte Rathaus von Celle — Celle: Stadt Celle, Heft 35.2009

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Emmenegger, Oskar; Grote, Rolf-Jürgen; Ovelgönne, Maria: Restauratorische Maßnahmen zur Bestandssicherung der Fassadenmalereien von 1697
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https://doi.org/10.11588/diglit.51151#0029
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Restauratorische Maßnahmen
zur Bestandssicherung
der Fassadenmalereien von 1697
Bei Vorarbeiten für einen Neuanstrich traten 1984 umfangreiche Reste
von Fassadenmalereien zutage. Die archivalischen und restauratori-
schen Untersuchungen ließen eindeutig erkennen, dass der Außenbau
bis in das 20. Jahrhundert immer wieder, zum Teil sehr aufwändig,
farbig gestaltet worden ist. Erst seit 1938 trug das Geller Rathaus
verschiedene monochrome Anstriche in Ockertönen. In der Abfolge
der 16 nachweisbaren Farbfassungen verdiente neben einer in situ
fragmentarisch belegbaren Diamantquadermalerei der Renaissance
eine reich ausgebildete Fassadenmalerei aus dem Barock - möglicher-
weise als modifizierte Nachfassung - besondere Aufmerksamkeit
(Friese 2005; Grote, Königfeld 1985): eine Dekorationsmalerei mit
Quaderungen im Erdgeschoss sowie Pilastergliederungen, Nischen,
Fruchtgehängen und Rankenornamenten im Obergeschoss. Sie ist mit
Rechnungsbelegen von 1697 in Verbindung zu bringen.
Die zentrale Denkmalfachbehörde empfahl damals der Stadt, die na-
tional bedeutende Fassadenmalerei der Barockzeitfreizulegen und zu
restaurieren. Ausschlaggebend waren dabei die technischen Gegeben-
heiten: Da der Bestand der älteren Fassungen durch die darüberlie-
genden, im Zustand mangelhaften Anstriche gefährdet war, ergab sich
die Notwendigkeit, die jüngeren Schichten, Zementausflickungen und
Spachtelmassen zu beseitigen und die barocke Malschichtfreizulegen.
Vergleichbare Baudenkmale wurden in Niedersachsen im 19. Jahrhun-
dert ihrer Putzhaut beraubt, sodass Farbbefunde nicht mehr vorhanden
sein können. Ähnliche Malereien sind dort bislang nur in Innenräumen,
zum Beispiel in Kloster Lüne und der Gutskapelle in Barnstedt, Ldkr.
Lüneburg, überliefert. Allerdings fügt sich das Dekorationssystem des
Geller Rathauses ganz selbstverständlich in überregionale Zusammen-
hänge ein, die von Mittel- bis Süddeutschland, Böhmen und Österreich
bis Italien mit zahlreichen Beispielen noch vorhanden sind (Friese
2005; Grote, Königfeld 1985).
Obwohl die Restaurierung auf dem damals bekannten Stand des Wis-
sens und der technischen Gegebenheiten basierte, zeigten sich in der
Folge kontinuierlich zunehmende Schäden:
- weiße Schleier durch krepierte Bindemittel der Übermalung und
der Überzüge aus Acrylharz (Paraloid), Alkydharz und Öl;
- abrollende Malschichten;
- hohlliegende Putze durch Oberflächenspannungen mit eindrin-
gendem Regenwasser;
- eine stark mit Craqueluren zerrissene Malschicht;
- Färb- und Untergrundabhebungen sowie Rissbildungen im Be-
reich der Spachtelungen.

Oskar Emmenegger
Rolf-Jürgen Grote
Maria Ovelgönne

Ostfassade,
nördliches
Zwerchhaus mit
Obergeschosserker.

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