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Winghart, Stefan; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Restaurierung des Plenarsaals: 300 Jahre Oberlandesgericht Celle — Hameln: Niemeyer, Heft 38.2011

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Zur Baugeschichte des Gerichtsgebäudes
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https://doi.org/10.11588/diglit.51158#0015
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Zur Baugeschichte des Gerichtsgebäudes

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richtet war. Der König schwieg sich in der Folgezeit
über die Eröffnung aus33, so dass das Gericht im alten
Kanzleigebäude „überwinterte". Im Juni 1843 forder-
te das Gericht Reparaturarbeiten gegenüber der Do-
mänenkammer am Altbau ein, um für den kommen-
den Winter gerüstet zu sein. Der Finanzminister
wandte sich daraufhin an den König, so dass dieser
endlich den Justizminister mit der Übergabe des
Gebäudes beauftragte. Am 24. August 1843 erfolgte
dann in einer feierlichen Plenarsitzung, bei der drei
Präsidenten und 13 Oberappellationsräte anwesend
waren, die Eröffnung durch den Justizminister.34
Damit war das Oberappellationsgericht, welches ne-
ben den Schlossumbauten von Georg Ludwig Fried-
rich Laves das bedeutendste Bauvorhaben der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts in Celle war, endlich nutz-
bar.35 Errichtet wurde, an historisch wichtiger Stelle
(Schlossplatz 2), eine nach Norden geöffnete Dreiflü-
gelanlage im „Palazzo-Stil" der Rundbogenarchitek-
tur. Das südliche, zum Schloss ausgerichtete Kern-
gebäude erhielt eine repräsentative Hauptfassade.
Dazu schreibt Fischer:
„Das blockhafte dreigeschossige Putzgebäude unter
flachgeneigtem Walmdach hat neun Fensterachsen.
Seine Mittelachse wird durch das Rundbogenportal
mit Kassettentüre und die vorgelegte Freitreppe be-
tont, auf der ehemals zwei gusseiserne Laternen stan-
den. Die Fenster sind allesamt rundbogig ausgebildet,
diejenigen des ersten Obergeschosses sind durch Grö-

ße und eingestellte Säulen hervorgehoben. Am Giebel
Inschrift ERNESTVS AVGVSTVS REX MDCCCXL."36
Die schlichter gehaltenen Seitenflügel wurden eben-
falls dreigeschossig ausgeführt und erhielten rundbo-
gige Fensteröffnungen. Die Flügel waren circa TI m
lang und mit zum Hof gelegenen Fluren versehen. An
den nördlichen Enden befanden sich jeweils zweiläu-
fige Treppen, welche die Geschosse miteinander ver-
banden. Zur West- und Ostseite waren die Geschäfts-
räume angeordnet.
Die Eingangshalle ist symmetrisch in der Mittelachse
des Gebäudes gelegen. Die beiderseits des Portals
gelegenen Fenster belichten den Innenraum. Dieser
wird durch mächtige Stützen in Teilflächen unterteilt,
auf denen die zwölf „falschen" Kreuzgewölbe ruhen.
Im hinteren Teil der Halle führen Flure in die seitlich
angrenzenden Gebäudeflügel. Übereine repräsentati-
ve, dreiläufig gearbeitete Treppe ist das erste Ober-
geschoss zu erreichen. Der Treppenansatz befindet
sich in der Mittelachse des Gebäudes und führt auf
ein Podest, welches an der Rückseite des Hauptge-
bäudes liegt und durch drei große, rundbogige Fens-
ter belichtet wird (die einfach gehaltenen Vergla-
sungen wurden 1911 durch eine aufwändige
Schmuckverglasung ersetzt). Zwei parallel angeordne-
te Treppenläufe führen ab hier in die Hauptetage des
Gebäudes. Der Plenarsaal ist von hier aus unmittelbar
zu erreichen, da dieser über der Eingangshalle ange-
ordnet ist und seine Flügeltür ebenfalls in der Mittel-

6 Südfassade, Zustand nach Fertigstellung. Aufnahme von 2010.
 
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