Fenster
Bestandsqualität
Das Fenster zählt zu den wichtigsten gestalterischen und
funktionalen Bestandteilen der Wohnungsbau-Architektur
aus der Zwischenkriegszeit. Auch wenn das wohnungspoliti-
sche Ziel der damaligen Planer auf eine möglichst wirksame
Kostenminimierung gerichtet war, wurden dem Fenster als
vermittelndem Element zwischen öffentlichem Straßenraum
und privatem Wohnraum besonders intensive Überlegungen
gewidmet.
Einerseits sollte dem zeitgenössischen Motto nach mög-
lichst viel „Licht, Luft und Sonne“ entsprochen werden, an-
dererseits wurden die Fenster als integrierter Bestandteil der
Fassadengestaltung verstanden. Nicht einfache Aussparun-
gen, Löcher sollten die Fenster sein - eine Rationalisierung
und Brutalisierung, die vor allem seit den fünfziger und sech-
ziger Jahren bekannt ist - sondern Elemente eines sorgfältig
abgewogenen grafischen Rasterspiels. Neben diesen ästhe-
tischen Qualitäten bieten die kleinteiligen Fenster gegenüber
den sogenannten „modernen“ großflächigen Nachfolgern
eindeutige funktionale Vorteile. Zusammen mit den häufig
vorhandenen Lüftungsklappen müssen die schmalen Fen-
sterflügel im Hinblick auf die relativ kleinen Wohnräume als
sehr viel sinnvoller bewertet werden als die riesigen, unpro-
portionalen, bei Öffnung das Zimmer verstellenden einflügeli-
gen Dreh-Kippfenster.
Schließlich muß noch auf die Materialqualität hingewiesen
werden, die diese originalen Holzfenster kennzeichnet. Man
verwendete ausnahmslos gut abgelagertes, teures Holz. Die
noch vorhandenen Fenster sind objektives Beweismaterial
und lassen weder Zweifel an der Substanz noch an der Funk-
tionstüchtigkeit, höchstens der Pflege, zu.
In den bis 1931 fertiggestellten Bereichen des Siegfriedvier-
tels stellt das feingliedrig unterteilte Fenster ebenfalls ein prä-
gendes Element der architektonischen Fassadenbehand-
lung dar. Während in den streng funktionalistisch gestalteten
Bauten die feinteilig strukturierten Fenster als „Gitternetz“ die
Wandflächen horizontalisierend betonen, leisten Ziegelein-
rahmungen in den gemäßigt funktionalistischen und expres-
sionistischen Fassaden eine zusätzliche gestalterische Ein-
bindung.
Allerdings wurde auch im Siegfriedviertel Ende der Zwanzi-
ger Jahre mit dem sprossenlosen Fenster experimentiert. So
kamen 1929 im Bereich der westlich verlängerten Siegfried-
straße Fenster zur Ausführung, die eine vertikale Dreiteilung
mit mittlerem Oberlicht ohne Sprossenteilung aufwiesen
(Abb. 33). Diese vorgefundene Form dient als „Modell“ für die
im Teil „Maßgaben“ angegebene abgeschwächte „Kompro-
mißlösung“.
Eine spezifische Fensterform kennzeichnet die baulichen Er-
gänzungen der dreißiger Jahre an der westlichen Siegfried-
straße, dem östlichen Teilgebiet des Walkürenringes und an
der Sieglindstraße. Hier wurde das zwei- bzw. dreiflügelige
Fenster mit mittlerer Quersprosse eingebaut, welche die
Glasfläche in vier, bzw. sechs annähernd quadratische Fel-
der gliederte. Innerhalb des schutzwürdigen Bereiches des
Siegfriedviertels ist dieser Fenstertyp (Typ 3) nur noch verein-
zelt, vor allem als Balkonverglasung erhalten.
151
48 Sieglindstraße, Ansicht mit originaler Fensterteilung, Typ 3
Bestandsqualität
Das Fenster zählt zu den wichtigsten gestalterischen und
funktionalen Bestandteilen der Wohnungsbau-Architektur
aus der Zwischenkriegszeit. Auch wenn das wohnungspoliti-
sche Ziel der damaligen Planer auf eine möglichst wirksame
Kostenminimierung gerichtet war, wurden dem Fenster als
vermittelndem Element zwischen öffentlichem Straßenraum
und privatem Wohnraum besonders intensive Überlegungen
gewidmet.
Einerseits sollte dem zeitgenössischen Motto nach mög-
lichst viel „Licht, Luft und Sonne“ entsprochen werden, an-
dererseits wurden die Fenster als integrierter Bestandteil der
Fassadengestaltung verstanden. Nicht einfache Aussparun-
gen, Löcher sollten die Fenster sein - eine Rationalisierung
und Brutalisierung, die vor allem seit den fünfziger und sech-
ziger Jahren bekannt ist - sondern Elemente eines sorgfältig
abgewogenen grafischen Rasterspiels. Neben diesen ästhe-
tischen Qualitäten bieten die kleinteiligen Fenster gegenüber
den sogenannten „modernen“ großflächigen Nachfolgern
eindeutige funktionale Vorteile. Zusammen mit den häufig
vorhandenen Lüftungsklappen müssen die schmalen Fen-
sterflügel im Hinblick auf die relativ kleinen Wohnräume als
sehr viel sinnvoller bewertet werden als die riesigen, unpro-
portionalen, bei Öffnung das Zimmer verstellenden einflügeli-
gen Dreh-Kippfenster.
Schließlich muß noch auf die Materialqualität hingewiesen
werden, die diese originalen Holzfenster kennzeichnet. Man
verwendete ausnahmslos gut abgelagertes, teures Holz. Die
noch vorhandenen Fenster sind objektives Beweismaterial
und lassen weder Zweifel an der Substanz noch an der Funk-
tionstüchtigkeit, höchstens der Pflege, zu.
In den bis 1931 fertiggestellten Bereichen des Siegfriedvier-
tels stellt das feingliedrig unterteilte Fenster ebenfalls ein prä-
gendes Element der architektonischen Fassadenbehand-
lung dar. Während in den streng funktionalistisch gestalteten
Bauten die feinteilig strukturierten Fenster als „Gitternetz“ die
Wandflächen horizontalisierend betonen, leisten Ziegelein-
rahmungen in den gemäßigt funktionalistischen und expres-
sionistischen Fassaden eine zusätzliche gestalterische Ein-
bindung.
Allerdings wurde auch im Siegfriedviertel Ende der Zwanzi-
ger Jahre mit dem sprossenlosen Fenster experimentiert. So
kamen 1929 im Bereich der westlich verlängerten Siegfried-
straße Fenster zur Ausführung, die eine vertikale Dreiteilung
mit mittlerem Oberlicht ohne Sprossenteilung aufwiesen
(Abb. 33). Diese vorgefundene Form dient als „Modell“ für die
im Teil „Maßgaben“ angegebene abgeschwächte „Kompro-
mißlösung“.
Eine spezifische Fensterform kennzeichnet die baulichen Er-
gänzungen der dreißiger Jahre an der westlichen Siegfried-
straße, dem östlichen Teilgebiet des Walkürenringes und an
der Sieglindstraße. Hier wurde das zwei- bzw. dreiflügelige
Fenster mit mittlerer Quersprosse eingebaut, welche die
Glasfläche in vier, bzw. sechs annähernd quadratische Fel-
der gliederte. Innerhalb des schutzwürdigen Bereiches des
Siegfriedviertels ist dieser Fenstertyp (Typ 3) nur noch verein-
zelt, vor allem als Balkonverglasung erhalten.
151
48 Sieglindstraße, Ansicht mit originaler Fensterteilung, Typ 3