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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen
Zur Geschichte und den Besitzern des Gutes
Das Gut scheint in seiner für die letzten vier Jahr-
hunderte gültigen Form erst um 1590 durch Zusam-
menlegung verschiedener Besitzungen entstanden zu
sein.5 Die mittelalterliche Geschichte eines hier gele-
genen und wohl zunächst Graffhorst genannten An-
wesens ist bislang nur in Ansätzen bekannt. Dieses lag
im Verband mit zwei unmittelbar benachbarten Höfen
(den heutigen Höfen Pollert und Austermann), die
gemeinsam den kleinen Drubbel Grafhorst unmittel-
bar außerhalb der städtischen Feldflur von Telgte im
Kirchspiel Telgte bildeten. Erst seit der Neuzeit zählten
die drei Höfe zu der innerhalb der Feldmark von Telgte
liegenden Flur Woeste6 und wurden Teil der Bauern-
schaft Schwienhorst.
Ob es sich bei der 1340 belegten Bezeichnung Graff-
horst zunächst um den Namen eines großen Hofes
oder um die Bezeichnung des daraus hervorgegange-
nen Höfe-Drubbels handelt, ist bislang nicht sicher
geklärt. Letztere Entwicklung scheint sich allerdings
2 Gut Haus Milte bei Telgte; Plan der Gesamtanlage. Aus-
schnitt aus dem Urkatasterplan von 1829. Deutlich erkenn-
bar ist die rechteckige Gräftenanlage mit dem zentralen gro-
ßen Haupthaus (der Wirtschaftsgiebel mit dem vorgelager-
ten Hof nach Nordwesten). Die Zufahrt auf die Gräfteninsel
erfolgt von Südwesten über eine Zugbrücke und das
Torhaus, das an die südöstliche Ecke der Gräfteninsel gestellt
ist. Entlang der östlichen Gräfte stehen zwei weitere kleine
Wirtschaftsgebäude. Einen zugehörigen Schafstall gab es
südlich der Gesamtanlage an der Zufahrtsstraße.
aus den Quellen erschließen zu lassen, wobei vermu-
tet wird, dass der Ursprung der freie Hof Sutbeke
gewesen sei.7 1379 wird eine curtem Sutbeke im
Kirchspiel Telgte genannt, mit dem Wessel Wettinch-
dorf belehnt ist.8 Dieser ist mehrmals als Freigraf bzw.
Richer in Telgte genannt. Der zunächst große Hof
Sutbeke wurde offensichtlich schon spätestens in der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in mehrere Höfe
aufgeteilt. Zu ihrer Unterscheidung gebrauchte man
verschiedene Bezeichnungen, wobei wohl erst Ende
des 15. Jahrhunderts der ursprüngliche Name Sut-
beke verschwand. 1411 ist eine Hälfte des Hofes Sut-
beke dem Temme von Werne verlehnt, so wie sie frü-
her ein Lehen von Wessel Wettinchdorf war. Er gibt
an, sie von Bernd von Lonne erworben zu haben.9
1427 ist das Erbe Sudbecke im Kirchspiel Telgte ein
Lehen des Roland von Lonne,10 womit vielleicht ein
weiterer Teil des Gutes gemeint ist. In den folgenden
Jahren bis zu seinem Tode um 1450 verkauft von Lon-
ne, der wohl auf dem Haus Lonne in der Telgte Bau-
ernschaft Vechtrup lebte11, nach und nach zahlreiche
Flächen sowie sein Haus innerhalb der Stadt Telgte,12
wobei es möglicherweise auch zu einer Zersplitterung
des Gutes Sutbeke und dem folgenden Untergang
des Namens kam.
1340 wird das Haus Grafhorst (domus ton Grafhues)
und ein darauf lebender Miltmann als Zubehör der
Obödienz Bullersen genannt.13 1352 verkauft der Graf
von Tecklenburg dieses Haus Grafhorst im Kirchspiel
Telgte an Eckbertus, Sohn des Machorius, der das
Haus zuvor schon zu Lehen hatte.14 Der Hof Miltmann
(1412 domus ton Graffhorst per Bem. Miltmann) tra-
dierte also Rechte des 1340 belegten freien Hofes
Graffhorst und scheint mit einem Bauern besetzt wor-
den zu sein. Im 16. Jahrhundert befand sich der Besitz
an dem Hof (wohl durch Erbschaft) in zwei verschie-
denen Familien. Im Zuge der Telgter Flurprozession
um die Stadt machte man 1541 auch auf der Graff-
horst Station.15
Nach dem Viehschatzregister von 1547 lebten auf
dem Hof Miltmann zwei Familien und man hielt dort
6 Pferde, 5 Kühe, 4 Rinder, 6 Schweine und 10 Scha-
fe. 1549 wurden neben der Bauernfamilie vier Knech-
te, drei Mägde sowie ein Jungknecht genannt, und
1589 hat Miltmann neun Volck. Erkennbar handelte
es sich noch immer um eine sehr große Hofanlage.
Die für die weitere Geschichte des Hofes entscheiden-
de Familie von der Wyck (auch Wiek)16 gehörte seit
dem frühen 16. Jahrhundert zur Gruppe von Verwal-
tern und Beamten des Bistums Münster.17 Ein Zweig
der Familie war spätestens seit der Mitte des 15.
Jahrhunderts auch in Telgte ansässig und erwarb dort
Grundbesitz.18 1458 wird Maes von der Wiek mit der
Dauvenmühle vor Münster und damit auch mit de
Graffhorst im Kirchspiel Telgte belehnt.19 1484 besaß
Heinrich von der Wyck in Telgte Landstücke vor dem
Steintor,20 doch bleibt unklar, ob es sich hierbei um
Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen
Zur Geschichte und den Besitzern des Gutes
Das Gut scheint in seiner für die letzten vier Jahr-
hunderte gültigen Form erst um 1590 durch Zusam-
menlegung verschiedener Besitzungen entstanden zu
sein.5 Die mittelalterliche Geschichte eines hier gele-
genen und wohl zunächst Graffhorst genannten An-
wesens ist bislang nur in Ansätzen bekannt. Dieses lag
im Verband mit zwei unmittelbar benachbarten Höfen
(den heutigen Höfen Pollert und Austermann), die
gemeinsam den kleinen Drubbel Grafhorst unmittel-
bar außerhalb der städtischen Feldflur von Telgte im
Kirchspiel Telgte bildeten. Erst seit der Neuzeit zählten
die drei Höfe zu der innerhalb der Feldmark von Telgte
liegenden Flur Woeste6 und wurden Teil der Bauern-
schaft Schwienhorst.
Ob es sich bei der 1340 belegten Bezeichnung Graff-
horst zunächst um den Namen eines großen Hofes
oder um die Bezeichnung des daraus hervorgegange-
nen Höfe-Drubbels handelt, ist bislang nicht sicher
geklärt. Letztere Entwicklung scheint sich allerdings
2 Gut Haus Milte bei Telgte; Plan der Gesamtanlage. Aus-
schnitt aus dem Urkatasterplan von 1829. Deutlich erkenn-
bar ist die rechteckige Gräftenanlage mit dem zentralen gro-
ßen Haupthaus (der Wirtschaftsgiebel mit dem vorgelager-
ten Hof nach Nordwesten). Die Zufahrt auf die Gräfteninsel
erfolgt von Südwesten über eine Zugbrücke und das
Torhaus, das an die südöstliche Ecke der Gräfteninsel gestellt
ist. Entlang der östlichen Gräfte stehen zwei weitere kleine
Wirtschaftsgebäude. Einen zugehörigen Schafstall gab es
südlich der Gesamtanlage an der Zufahrtsstraße.
aus den Quellen erschließen zu lassen, wobei vermu-
tet wird, dass der Ursprung der freie Hof Sutbeke
gewesen sei.7 1379 wird eine curtem Sutbeke im
Kirchspiel Telgte genannt, mit dem Wessel Wettinch-
dorf belehnt ist.8 Dieser ist mehrmals als Freigraf bzw.
Richer in Telgte genannt. Der zunächst große Hof
Sutbeke wurde offensichtlich schon spätestens in der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in mehrere Höfe
aufgeteilt. Zu ihrer Unterscheidung gebrauchte man
verschiedene Bezeichnungen, wobei wohl erst Ende
des 15. Jahrhunderts der ursprüngliche Name Sut-
beke verschwand. 1411 ist eine Hälfte des Hofes Sut-
beke dem Temme von Werne verlehnt, so wie sie frü-
her ein Lehen von Wessel Wettinchdorf war. Er gibt
an, sie von Bernd von Lonne erworben zu haben.9
1427 ist das Erbe Sudbecke im Kirchspiel Telgte ein
Lehen des Roland von Lonne,10 womit vielleicht ein
weiterer Teil des Gutes gemeint ist. In den folgenden
Jahren bis zu seinem Tode um 1450 verkauft von Lon-
ne, der wohl auf dem Haus Lonne in der Telgte Bau-
ernschaft Vechtrup lebte11, nach und nach zahlreiche
Flächen sowie sein Haus innerhalb der Stadt Telgte,12
wobei es möglicherweise auch zu einer Zersplitterung
des Gutes Sutbeke und dem folgenden Untergang
des Namens kam.
1340 wird das Haus Grafhorst (domus ton Grafhues)
und ein darauf lebender Miltmann als Zubehör der
Obödienz Bullersen genannt.13 1352 verkauft der Graf
von Tecklenburg dieses Haus Grafhorst im Kirchspiel
Telgte an Eckbertus, Sohn des Machorius, der das
Haus zuvor schon zu Lehen hatte.14 Der Hof Miltmann
(1412 domus ton Graffhorst per Bem. Miltmann) tra-
dierte also Rechte des 1340 belegten freien Hofes
Graffhorst und scheint mit einem Bauern besetzt wor-
den zu sein. Im 16. Jahrhundert befand sich der Besitz
an dem Hof (wohl durch Erbschaft) in zwei verschie-
denen Familien. Im Zuge der Telgter Flurprozession
um die Stadt machte man 1541 auch auf der Graff-
horst Station.15
Nach dem Viehschatzregister von 1547 lebten auf
dem Hof Miltmann zwei Familien und man hielt dort
6 Pferde, 5 Kühe, 4 Rinder, 6 Schweine und 10 Scha-
fe. 1549 wurden neben der Bauernfamilie vier Knech-
te, drei Mägde sowie ein Jungknecht genannt, und
1589 hat Miltmann neun Volck. Erkennbar handelte
es sich noch immer um eine sehr große Hofanlage.
Die für die weitere Geschichte des Hofes entscheiden-
de Familie von der Wyck (auch Wiek)16 gehörte seit
dem frühen 16. Jahrhundert zur Gruppe von Verwal-
tern und Beamten des Bistums Münster.17 Ein Zweig
der Familie war spätestens seit der Mitte des 15.
Jahrhunderts auch in Telgte ansässig und erwarb dort
Grundbesitz.18 1458 wird Maes von der Wiek mit der
Dauvenmühle vor Münster und damit auch mit de
Graffhorst im Kirchspiel Telgte belehnt.19 1484 besaß
Heinrich von der Wyck in Telgte Landstücke vor dem
Steintor,20 doch bleibt unklar, ob es sich hierbei um