21 Tageszeitliche Bewegungen der Probefläche: Verschiebung
(senkrecht zur Wand) 5, 10 und 20 Stunden nach Versuchsbeginn.
strierte das automatische Meßsystem ohne besonderen Be-
treuungsaufwand die Meßdaten. Auf eindrucksvolle Weise zei-
gen schon diese Messungen an einer nicht besonders ausge-
suchten Wandfläche, wie die ständigen Veränderungen der
Umwelt in einer Kirche die Prozesse an ihren Wänden bestim-
men. Beim Einsatz an Salzausblühungen, über abblätternden
Farbschichten, an Mörtelfugen oder in Feuchtezonen sind
Daten zu erwarten, die wichtige Aufschlüsse liefern bei der
Suche nach den zerstörerischen Mechanismen, die das Bau-
werk bedrohen.
Ausblick
Laseroptik an Bauwerk oder Prüfstand hat die Veränderungen
in der Mikrotopographie an der Oberfläche von Bauteilen dem
messenden Forscher zugängig gemacht, trotz ihrer Winzig-
keit. Er kann die Auswirkung des täglich oder jahreszeitlich
schwankenden Umgebungsklimas auf die steinerne Mikro-
landschaft miterleben. Er kann zum Beispiel messen, ob die
vom eindringenden Wasser erzeugte Quellung in der nächsten
Trockenphase wieder vollkommen zurückgeht, oder ob eine
irreversible Verschiebung kleiner Steinbestandteile gegenein-
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Zeit (Tage)
22 Rhythmen von Wandbewegung und Klima, a) Relative Schräg-
lage der mittleren Putzpartie auf der Probefläche während einer Wo-
che, b) Verlauf der Temperatur in der Kirche während des gleichen
Zeitraumes.
ander übrigbleibt. Er kann Vorboten mikrotektonischer Aktivi-
tät schon erkennen, lange ehe sich Risse im Steingebirge
auftun. Da Kollegen gleichzeitig das Umgebungsklima in auf-
wendigen Meßanlagen für Temperatur, Feuchtigkeit, Luftbe-
wegung oder Schadstoffe registrieren werden, ist zu erwarten,
daß der Zusammenhang zwischen diesen Parametern und
den beobachteten Auflösungserscheinungen der steinernen
Umgebung entdeckt wird. So können Anforderungen an eine
verträgliche Umwelt formuliert und Vorschläge für konkrete
wirkungsvolle Schutzmaßnahmen erarbeitet werden.
Anmerkungen
1 Entwicklung des in diesem Bericht vorgestellten Meßverfahrens
und Planung oder Durchführung der Experimente gründen auf
Arbeiten von K.-H. Goldmann, G. Gülker, H. Helmers, C. Hölscher,
A. Kramer, H. Neunaber, W. Platen und K. Wolff aus der Arbeits-
gruppe „Kohärente Optik” an der Carl-von-Ossietzky-Universität,
Oldenburg.
2 Die Entwicklung laseroptischer Meßtechnik zum Einsatz am stei-
nernen Kulturdenkmal wurde großzügig durch das BMFT in den
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