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Möller, Hans-Herbert [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

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Hinsch, Klaus: Laseroptik am Baudenkmal - ein Beitrag zum Erhalt steinerner Kulturgüter
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https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0048
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19 Beobachtungsfeld von 5x5 cm2 auf einer riß haltigen Putzpartie.


20 Beobachtungsfeld mit Verformungsstreifen (Bewegung senk-
recht zur Wand), deren Diskontinuitäten deutlich die Lage der Risse
wiedergeben.

aufgrund der im Mörtel erzeugten Reaktionswärme. Die Hef-
tigkeit der Aushärtungsreaktion wird durch die Steigung in
beiden Kurven zum Ausdruck gebracht, die dann allmählich
in die Horizontale einschwenken, die Phase, in der keine wei-
teren Veränderungen mehr stattfinden.
Zur Beurteilung des Gesamtsystems könnten nun z. B. heran-
gezogen werden:
1. Maximale Verformung im Bereich der Steinersatzmasse.
Je kleiner diese ist, desto geringer ist das Schwinden der
Ersatzmasse, nachdem sie bereits an den Steinrändern
festhält.
2. Qualitativer Verlauf der Kurven. Sobald diese einigermaßen
ähnlich sind, findet eine entsprechende Übertragung der
durch das Schwinden erzeugten Spannungen auf die
Steinumgebung statt.
3. Unterschied in der Endverformung beider Bereiche (Lage
der horizontalen Endstücke). Je dichter sie zusammenlie-
gen, desto geringer sind die durch die Verformungsdiffe-
renzen erzeugten Spannungen in der Haftungsfläche.

Zur vollständigen Beurteilung eines solchen Systems wären
nun natürlich Versuche mit der ausgehärteten Probe erforder-
lich, bei denen diese verschiedensten Umwelteinflüssen aus-
gesetzt wird, vor allem den thermischen und hygrischen Bela-
stungen, die auch in der Natur auftreten. Dabei sollte ein gut
geeignetes System jeweils ein möglichst ähnliches Verfor-
mungsverhalten von Stein und Ersatzmasse zeigen.

Mikrobewegungen in der Kirchenwand
Kehren wir zurück zu den laseroptischen Verformungsmes-
sungen in der Eilsumer Kirche. Vier Wochen lang hat sich der
videoholographische Meßstand an der Innenwand der Kirche
bewähren müssen. Vor diesen Messungen war nichts bekannt
über Art und Ausmaß möglicher Störeinflüsse sowie über die
Größenordnung der zu messenden Wandverschiebungen.
Mit Absicht wurde als Beobachtungsfeld ein rißhaltiges Putz-
stück gewählt (Größe etwa5x5 cm, siehe Abb. 19), innerhalb
dessen Relativbewegungen der verschiedenen durch Risse
getrennten Partien vermutet werden konnten. Welchen ständi-
gen Bewegungen, so lautet hier die Frage, ist eine solche
rißhaltige Wand der Kirche in ihrem Alltagsleben ausgesetzt?
Ziel ist es, solche Bewegungen des Wanduntergrundes auch
in ihrer Bedeutung für den fortschreitenden Zerfall der Wand-
malereien zu verstehen. Nach ersten orientierenden Versu-
chen zur Größenordnung der Bewegungen wurden die Gra-
nulationsfelder ungefähr stündlich registriert und mit dem Bild
zu Beginn des Versuches verrechnet. Die dabei entstehenden
Verformungsstreifen (hier die z-Komponente der Bewegung
aus der Wand heraus; Bewegungen in der Ebene der Wand
wurden an dieser Stelle nicht festgestellt) sehen typischer-
weise so aus, wie das sechs Stunden nach Versuchsbeginn
gewonnene Beispiel in Abb. 20. Die deutlich erkennbaren
Risse werden dadurch besonders auffallend, daß sie Gebiete
mit sehr unterschiedlichen Streifenformationen trennen: Nur
die mittlere Partie hat eine maßgebliche Verformung, erkenn-
bar an dem System paralleler Streifen, erfahren, während die
Zonen rechts und links davon sich nur unwesentlich bewegt
haben. Erinnern wir uns: die Streifen stellen Linien konstanter
Verformung aus der Steinebene heraus dar. Die mittlere
Scholle hat sich also ein wenig schräg gestellt, gekippt um
eine Achse, die parallel zu den Streifen liegt.
Die genaue Untersuchung der übereinen Zeitraum von insge-
samt vier Wochen registrierten Wandbewegungen zeigt, daß
die mittlere Wandpartie diese Kippbewegung periodisch mit
dem Tagesrhythmus fortsetzt. Ihre Schräglage (bezogen auf
den Ausgangszustand) wechselt dabei auch das Vorzeichen,
wie aus der Darstellung (Abb. 21) von drei Stadien dieser
Bewegung zu verschiedenen Zeiten innerhalb der ersten
24 Stunden des Versuches zu sehen ist. In Abb. 22a ist die
Schräglage für die erste Woche seit Versuchsbeginn ausge-
wertet. Der Bereich unter der Kurve wird dabei während der
Nacht, der Bereich oberhalb während des Tages durchlaufen.
Dies wird auch deutlich, wenn gleichzeitig eine Kurve der
Temperatur im Innenraum der Kirche gezeigt wird (Abb. 22b),
die eine ganz ähnliche Struktur aufweist. Selbst die während
des Tages durch wechselnde Sonneneinstrahlung hervorgeru-
fenen schnelleren Temperaturschwankungen finden sich in
den Wandbewegungen wieder, ein Indiz dafür, daß die thermi-
schen Belastungen hier einen wesentlichen Einfluß auf das
Verhalten der Wand ausüben.
Vier Wochen nach Beginn dieser Messung der winzig kleinen
Wandbewegungen in einer Probefläche der Eilsumer Kirche
konnte immer noch durch Vergleich mit der Anfangsoberfläche
die Verformung bestimmt werden. Während der gesamten
Zeit hing der Meßkopf unverändert an der Wand und regi-

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