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Möller, Hans-Herbert [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

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Beck, Silke; Geruschkat, Uta; Glashoff, Harm: Foto und Raumkoordinate als Hilfsmittel der Befunddokumentation
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https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0018
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Foto und Raumkoordinate als Hilfsmittel der Befunddokumentation

Silke Beck / Uta Geruschkat / Harm Glashoff

Einleitung
Bei jeder Befunddokumentation älterer Baudenkmäler fallen
unzählige Informationen aller Art an. Um diese sinnvoll weiter-
hin nutzen zu können, ist es erforderlich, bei der Datengewin-
nung und langfristigen Aufzeichnung/Archivierung nach einem
nachvollziehbaren Konzept vorzugehen. Dabei sollte gleich zu
Anfang der Begriff „Dokumentation” sinnvoll definiert werden.
Nicht jede Beobachtung ist - so wichtig sie momentan sein
mag - langfristig „dokumentationswürdig”. Die professionelle
Definition entspricht der des Duden-Lexikons: „Sammlung,
Ordnung und Nutzbarmachung von Daten”, wobei das „und”
auch ersetzt werden kann durch „zum Zweck der. .
Vorbereitung
Grundsätzlich sollte vor Maßnahmen an wichtigen Kulturdenk-
malen ein intensives Literatur- und Aktenstudium den Untersu-
chungen vor Ort vorangehen. Alle Quellen sollten dabei sach-
gerecht erfaßt, exzerpiert und unter Angabe ihres Standortes
festgehalten sowie wichtige Daten als „tabellarischer Lebens-
lauf” zusammengefaßt werden.
Planmaterial
Als nächster Schritt sollten alle verfügbaren Pläne und Auf-
maße beschafft und auf Aktualität und Genauigkeit geprüft
werden. Im Idealfall sollten Grund-, Längs- und Aufrisse sowie
Querschnitte im gleichen Maßstab (mindestens 1:50) vorlie-
gen. Für fehlende Teile ist eine neue Vermessung durchzufüh-


1 Krummhörn-Eilsum, Ldkr. Aurich, Ev.-ref. Kirche. Lage des Bau-
körpers im dreidimensionalen Koordinatensystem.

ren; evtl, ist unter restauratorischer Anleitung vor Ort ein ent-
sprechend erfahrenes Institut zu beauftragen. Für Arbeiten an
Wandgemälden oder Fassaden ist von den zu untersuchen-
den Flächen möglichst eine fotogrammetrische Aufnahme
(1:25 oder größer) herzustellen. Dabei sind ± ebene Flächen
direkt darzustellen, Zylinderflächen (oft Apsiswände) sind ab-
zuwickeln, sonstige gebuste Flächen oder Kugelkalotten kön-
nen - mathematisch beweisbar - nicht gleichzeitig flächen-,
winkel- und abstandsgetreu abgebildet werden. Hierfür ist in
Absprache mit der Fotogrammetrie eine geeignete Projektion
von Fall zu Fall abzusprechen. Die Darstellung auf den foto-
grammetrischen Plänen sollte nicht zu viele Details enthalten.
Zur Orientierung reicht es aus, wenn wichtige Konturen, archi-
tektonische Kanten, typische Phänomene wie Mauerrisse,
Putzgrenzen u. ä. dargestellt sind. Als zusätzliche Hilfsmittel
können Fotomosaiken im Einzelfall hilfreich sein.
Unterstützende Fotomosaiken
Um diese Fotomosaiken zu erstellen, werden der Grundriß
und die bereits fotogrammetrisch entzerrten Wandabwicklun-
gen zum Objekt vorher auf dem Zeichenbrett in gleichgroße
Felder unterteilt. Jedes Feld wird mit einer eigenständigen
Bezeichnung, zur besseren Verständigung während der Foto-
aufnahme und als Hilfestellung für die spätere Montage der
Einzelaufnahmem, belegt.
Die dann folgenden fotografischen Aufnahmen werden vor
Ort mit einer Mittelformatkamera (Mamyia RZ 67) und einem
75-mm-Objektiv genau nach der vorher festgelegten Feldauf-
teilung vorgenommen. Der Bildausschnitt ist dabei so zu wäh-
len, daß sich die Aufnahmen für eine spätere Montage etwa
um 30% nach allen Seiten hin überlappen, um Verzerrungen
und Unschärfebereiche etc. zu vermeiden. Dabei ist auf eine
konstante Kameraentfernung zur Wand und eine gleichblei-
bende Kamerahöhe, die auch auf dem Gerüst gewährleistet
sein muß, zu achten. Als zusätzliches Hilfsmittel dienen Lote,
die mit geringem Abstand zur Wand fixiert sind, und so erstens
die exakte Winkelausrichtung der Kamera und zweitens eine
Orientierung auf den späteren Abzügen zulassen. Durch Licht-
wannen erzielt man eine gleichmäßige Ausleuchtung, die für
die spätere Lesbarkeit der Schwarz-Weiß-Fotos von Wichtig-
keit ist.
Nach Entwicklung und Vergrößerung der Einzelaufnahmen
wird mit Hilfe der Feldeinteilungen ein Fotomosaik angefertigt.
Aufgrund geringfügiger und nicht ganz auszuschließender
Verzerrungen bei der Aufnahme kann es auch später bei der
Montage zu Ungenauigkeiten kommen. Hierbei ist der Wand-
aufbau von seinen Phänomenen her wichtiger in seiner Abbil-
dung, als die Paßgenauigkeit architektonischer Details.
Von dem fixierten Fotomosaik wird ein Negativ erstellt, das
sich beliebig vervielfältigen läßt. Zusammen mit den fotogram-
metrischen Plänen dienen die Fotomosaike dem Benutzer als
Grundlage für die Beprobungseintragungen, aber auch für
andere Beobachtungen und Kartierungen vor Ort; ein wissen-
schaftlicher Austausch ist mit diesen unterstützenden Foto-
mosaiken leichter vorzunehmen.

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