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Möller, Hans-Herbert [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

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Haastrup, Ulla: Originale Wandmalereien in Dänemark
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https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0056
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Originale Wandmalereien in Dänemark
Ulla Haastrup

In Dänemark besteht der größte Teil der Kirchen überwiegend
aus mittelalterlichen Gebäuden. Ungefähr zwei Drittel der
Dorfkirchen sind in romanischer Zeit aufgeführt worden, und
die meisten haben gotische Anbauten und Gewölbe. Alle
diese mittelalterlichen Kirchen müssen aus didaktischen und
liturgischen Gründen Wandmalereien enthalten haben, doch
bislang sind solche nur in ca. 700 Kirchen aufgedeckt worden,
d.h. ungefähr in der Hälfte des ursprünglichen Bestandes.
Stets findet man sowohl romanische und gotische als auch
nachreformatorische Wandmalereien neben- und übereinan-
der, die inhaltlich wie künstlerisch oft von großer Bedeutung
sind.
Wie überall in Europa begann man sich in Dänemark erst
Mitte des vorigen Jahrhunderts für Wandmalereien ernsthaft
zu interessieren. Aufdeckungs- und Konservierungsmethoden
- ganz abgesehen von den Restaurierungsprinzipien - unter-
schieden sich erheblich von denen der Gegenwart. Daher gibt
es etliche Wandmalereien, ob in Fresco- oder Seccotechnik,
die durch grobe Übermalungen z.B. mit Leimfarbe so verän-
dert worden sind, daß der originale Eindruck zerstört ist.

Die im Laufe der letzten zehn Jahre entdeckten Wandmale-
reien haben in der Regel eine viel sorgfältigere Freilegung
erfahren. Ihre Konservierung besteht vorzugsweise aus Putz-
reparaturen und Festigungsmaßnahmen, außerdem gibt es
bereits etliche Beispiele ganz ohne Retusche.
Einzelne Ausschmückungen sind nie übertüncht gewesen.
Sie präsentieren sich im Originalzustand - allerdings häufig
sehr verschmutzt und in mehreren Fällen verblichen. In Däne-
mark folgte nach der Einführung der Reformation 1536 kein
eigentlicher Bildersturm und daher auch keine Übertünchung
des gesamten Kirchenraumes. Entweder durften die katholi-
schen Bilder im Raum verbleiben, oder es wurden einige Hei-
ligenbilder, falls sie der „Anbetung” dienten, übertüncht.
Neue Wandmalereien wurden über die mittelalterlichen hin-
weg gemalt, jedoch - sehr interessant - ohne das Bildpro-
gramm besonders zu ändern, und stets konnten auch katholi-
sche Vorbilder in protestantischen Kirchen verwendet werden.
Mit dem Pietismus setzte sich aber eine neue Auffassung
durch, die weißgetünchte Wände und graues Inventar bevor-
zugte.


1 Gundsømagle, Dorfkirche von Osten. Die ursprüngliche halbkreisförmige Apsis existiert nicht mehr. Schiff und Chor stammen aus dem
12. Jahrhundert. Der Turm wurde um 1300 erbaut. Die Wandmalereien im Chor sind im ersten Viertel des 12., die im Schiff Ende des 13. Jahr-
hunderts entstanden.

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