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Möller, Hans-Herbert [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

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Feld, Marion; Drescher, Gerhard: Die Wandmalereien des frühen 14. Jahrhunderts in der Kirche des Lübecker Heiligen-Geist-Hospitals
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https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0131
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Die Wandmalereien des frühen 14. Jahrhunderts in der Kirche
des Lübecker Heiligen-Geist-Hospitals
Gerhard Drescher / Marion Feld

Kunsthistorische Anmerkungen
Die untersuchten Wandmalereiflächen befinden sich auf der
Nordwand einer dreischiffigen, zweijochigen, westlich dem
Hospitalitensaal (sog. Langes Haus) queroblong vorgelager-
ten Hospitalkirche. Der umfangreiche Gebäudekomplex war
um 1260 in Opposition zum Domkapitel von bürgerlichen Auf-
traggebern und Trägern an der jetzigen Stelle (Koberg) neu
errichtet worden (nach Aufgabe des an der Marlesgrube gele-
genen Gründungsbaues von etwa 1226).
Die wohl ohne großen zeitlichen Abstand voneinander ausge-
malten Wandkompartimente sind der räumlich-architektoni-
schen Situation entsprechend in zwei jeweils kompositorisch
und inhaltlich in sich geschlossene Bildfelder gegliedert:
- Das östliche Wandfeld zeigt eine Majestas Domini (mit auf
Regenbogen thronendem Christus in einer Mandorla und
vierpaßförmig angegliederten Evangelistensymbolen), die
von Wappen und Bildnismedaillons der ersten Stifter und

Hospitalsvorsteher umgeben ist. Die im Wechsel von goti-
schen Majuskeln und Minuskeln ausgeführten Inschriften
kennzeichnen die Dargestellten als Verstorbene, so daß
man insgesamt von einer Memorialkomposition sprechen
darf. Gewiß ist auch die Zwölfzahl nicht unbeabsichtigt und
mag typologisch - etwa im Sinne einer Apostelnachfolge
- gemeint sein.
- Die westliche Schildmauer trägt eine inhaltlich vielschich-
tige, teilweise noch ungedeutete Darstellung. Den Hauptteil
der Bildfläche nimmt das auf dem salomonischen Löwen-
thron sitzende und von den Engelschören umgebende
Himmlische Paar ein, das sowohl Christus und Maria in
derThematik einer Marienerhöhung zeigt, als auch zugleich
in allegorischer Verschlüsselung Sponsa und Spons, die
mysthische Vermählung Christi mit Ekklesia im Sinne der
mittelalterlichen Hohelied-Exegese, bedeutet. Unmittelbar
darunter, in einem stichbogenartigen Feld, findet sich eine
weitere, kleinmaßstäblichere Figurengruppe, bestehend


1 Nordwand, Gesamtansicht.

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