Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Möller, Hans-Herbert [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

DOI article:
Feld, Marion; Drescher, Gerhard: Die Wandmalereien des frühen 14. Jahrhunderts in der Kirche des Lübecker Heiligen-Geist-Hospitals
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0132
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

2 Ritzungen für die Medaillons der Stifterbüsten.

aus einer männlichen Mittelfigur und zwei weiblichen Begleite-
rinnen. Alle drei sind gekrönt und unnimbiert und beziehen
sich möglicherweise auf historische Persönlichkeiten, wie sie
auch tropologisch (beispielsweise als Salomo) oder symbo-
lisch (z. B. als personifizierte Tugenden) aufgefaßt werden kön-
nen.
Bauhistorische Tatsachen sowie die Memorialinschriften des
östlichen Wandfeldes ergeben als terminus post quem das
Jahr 1305, der Stilvergleich mit den übrigen lübischen Wand-
malereien sowie mit überregionalen Kunstwerken der Zeit las-
sen die Wandmalereien des Heiligen-Geist-Hospitals mit
großer Sicherheit in das erste Drittel des 14. Jahrhunderts
(um 1325/30) datieren.
Marion Feld


3 Der zentrale Punkt für alle ausgeführten Zirkelschläge der Büsten
befindet sich im Mund.

Restauratorischer Untersuchungs-
bericht
Vorbemerkung
Die ersten Betrachtungen der Malereien an der Nordwand
bei Tages- und UV-Licht wurden am 7. und 8. 3. 1989 durch-
geführt. Während dieser Maßnahme konnten schon größere
Übermalungen und eine starke gelbgrüne UV-Fluoreszenz in
großen Bereichen der Malerei „Salomonischer Thron” festge-
stellt werden. Mit dem Verdacht auf Verwendung von Zinkweiß
wurden bei der Untersuchungsmaßnahme vier Kleinstproben
von den Malereien entnommen und an die Bundesanstalt für
Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, weitergeleitet.
In der Auswertung wurde statt Zinkweiß Bleiweiß festgestellt,
das in der UV-Fluoreszenz aber nicht gelbgrün erscheint. Ein
weiterer UV-Test sollte daher erstellt werden.
Die ebenfalls analysierte, von mehreren Bereichen entnom-
mene Rotfassung stellt originalen Befund dar, der mit einem
jüngeren Überzug versehen ist.1
Malereiaufbau
Der für die Malerei speziell aufgetragene Intonaco hat eine
Stärke von 1 -5 mm und mehr und befindet sich auf einem
Backsteinmauerwerk. Die Oberfläche ist überwiegend im Bür-
stenverstrich geglättet.
Die einzelnen Arbeitshöhen (Pontate) zeichnen sich unter-
schiedlich gut ab. In den Intonaco erfolgten die wenigen Vorrit-
zungen in Zirkelkonstruktionen und das Anlegen der Malerei-
skizzen in gelbem Ocker oder auch in Grün mit schwarzen
Konturen. Dieses Phänomen ist gut zu sehen auf der Ostwand
im südlichen Seitenschiff in der Dreifaltigkeit: in Grün vorgelegt
die Taube, und in Rot die Marienverkündigung, dazu schwarze
Binnenzeichnungen (Abb. 2, 3).
Die Endausführung wurde dann farbig, dem Bildthema und
der Heraldik entsprechend aufgetragen.
Dem Aufbau nach zu urteilen, kann es sich um ein nicht
gelungenes Fresko handeln. Bei anzunehmender etagenwei-
ser Malart von Gerüst- zu Gerüstlage, ist dem Maler der Mörtel
zu stark carbonatisiert, so daß nur die Untermalung zu einer
Freskoabbindung führte. Nach dem Malen und dem Gerüst-
abbau wurden dann die Gerüstlöcher grob mit Mörtel ge-
schlossen und die Putzflicken der Malerei angepaßt (Abb. 4).
Die Analysen von Dr. Kühn, München, 19. 5.1980, verweisen
auf eine Temperamalerei. Ob es sich dabei um die Übermalun-
gen oder um die Endgestaltung handelt, müßte nochmals
überprüft werden.
Übermalungen
Wird die Malerei aus größerer Distanz betrachtet, scheint sie
in ihrem Zustand noch recht komplett und in den Details gut
erhalten zu sein, doch das täuscht. Bei näherer Betrachtung
vom Gerüst aus sind starke pastose Ölübermalungen beson-
ders in den Hauptdarstellungen und den Architekturgliedern
deutlich zu erkennen.
Übermalungen im Detail:
- Alle Gesichter bekamen durch das Nachmalen von Licht
und Schatten eine ursprünglich nicht vorhandene Plastizi-
tät.
- Die Hände wurden mit dicken pastosen Lichtern wie auf
einem Leinwandbild versehen, desgleichen die Engelsflü-
gel.
- Der Regenbogen und die Mandorlen wurden komplett
nachgemalt.

130
 
Annotationen