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Möller, Hans-Herbert [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

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Feld, Marion; Drescher, Gerhard: Die Wandmalereien des frühen 14. Jahrhunderts in der Kirche des Lübecker Heiligen-Geist-Hospitals
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0133
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4 Im Bereich der Krone abweichende Putzkittung mit Malerei (ge-
schlossenes Gerüstloch), die sich in der Horizontalen in gleichen
Abständen fortsetzen (Eintragungen auf der Dokumentationsskizze).


5 Auf den Fingern in Ölfarbe pastös aufgesetzte Lichthöhungen.
Der Handrücken weiß lasiert.

- Die Sitzbank wurde in Grün übermalt (an den Blüten deut-
lich zu sehen).
- Die Abtreppungen hinter den Löwen sind neu, die Löwen
werden von der Farbe beschnitten.
- Alle Rahmenbänder der Stifterbüsten, die Schriften und
z.T. die Stifterbüsten selbst sind neu.
- Malreste und geschrumpfte Ölfarbtropfen in den Gewän-
dern.
- Die Weltenkugel in der Marienkrönung mit mehreren unter-
schiedlichen Binnenzeichnungen (Abb. 5, 6).
Übermalungen, die besonders stark durch
UV-Licht hervortreten
- Alle Gesichter mit Weißhöhungen.
- Alle Gewänder mit Weißhöhungen oder die Farben, die
durch Weiß aufgehellt wurden.
Die Fluoreszenzfeststellung auf den Gesichtern und Gewän-
dern deutet auf jüngere Farben und Bindemittel hin. Nach
eigener Erfahrung und der Darstellung in der einschlägigen
Literatur erscheint nur Zinkweiß in einer gelbgrünen UV-Fluo-
reszenz, Bleiweiß jedoch nicht.2
Deutlicher stellt sich die Befundlage bei den Rottönen dar.
Hier ist nur eine geringfügige violette Fluoreszenz zu beobach-
ten. Das kleinteilige Craquelé kann durch das Aufbringen der
Schattenlasuren in den feuchten Überzug oder durch einen
zu fetten Malgrund entstanden sein. Weitere Übermalungs-
reste befinden sich auf unterschiedlichen Gewandteilen, teil-
weise mit einer weißen Zwischenschicht. Hier kann es sich

um Malereirückstände handeln, die im 19. Jahrhundert aufge-
bracht und 1938/39 wieder entfernt wurden (Abb. 7).
Fehlende Malerei
Zu beobachten ist, daß die weniger attraktiven Flächen und
Malereien größere Fehlstellen zeigen als die Hauptthemen.
Ein Grund dafür kann die Nebensächlichkeit innerhalb der
Malerei oder der zur Zeit der Freilegung gute Erhaltungszu-
stand gewesen sein:
- Alle Hintergrundpartien im Bildnis „Salomonischer Thron”
und „Majestas Domini”, die jetzt weiß erscheinen, waren
vermutlich blau (Azurit); geringe Befunde an den vergolde-
ten Randzonen weisen darauf hin (Abb. 8).
- Die roten Hintergründe in den beiden Bildthemen sind
ebenfalls weitgehend in der Oberfläche abgesandet und
wurden bei der Restaurierungsmaßnahme 1938/39 rot
überlasiert (Abb. 9).
- Die festgestellten Hintergrundschäden durch Absandung
der Malereiflächen führten zu Niveauunterschieden von
1 bis 2 mm und vermitteln einen graffitoähnlichen Eindruck.
Ein kontinuierlicher Transport löslicher Salze an die Oberflä-
che und ihre Kristallisierung sind Ursache des Malereiverlu-
stes. Die Kalkbatzen und andere Zuschlagstoffe sind in
der Fläche leicht erhaben und zeichnen sich gut ab.
- Die Löwen in den Stufenbereichen der Darstellung „Salo-
monischer Thron” zeigen große Farbverluste mit beginnen-
der Ablösung der Epidermis und somit auch Malereiverlust.
- Abplatzende Konturen der Vorzeichnung und Endausfüh-
rung sind gut zu beobachten in den Augenpartien und


6 Übermaltes Inkarnat, das im UV-Licht in gelbgrüner Fluoreszenz
erscheint.


7 Kleinteiliges Craquelé in roten Gewandfalten, die dunkelbraun
ablasiert sind. Im UV-Licht dunkelrot (Salomonischer Thron, östliche
Darstellung).

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