Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Möller, Hans-Herbert [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen: ein Forschungsprojekt des Bundesministers für Forschung und Technologie; aktuelle Vorberichte zu den ersten interdisziplinären Befunden — [Hannover]: Inst. für Denkmalpflege, Heft 8.1990

DOI Artikel:
Oehmig, Sven: Ein romanisches Wandmalereifragment: Klosterkirche der Abtei Frauenwörth im Chiemsee
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50505#0140
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ein romanisches Wandmalereifragment:
Klosterkirche der Abtei Frauenwörth im Chiemsee
Sven Oehmig

Den bisher bekannten und beschriebenen Wandmalereifrag-
menten1 aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts2 gesellte
sich ein weiteres hinzu. Anläßlich einer im Oktober 1987 im
Auftrag der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser,
Gärten und Seen durchgeführten Restaurierung mußte das
östliche (linke) Kapitell des aus Versatzstücken bestehenden
Nordportals der Klosterkirche herausgenommen werden. Die
entstandene Öffnung, bedingt durch das Hineinragen des
Kapitellsteines bis auf die ca. 90 cm hinter der Stirnwand der
Vorhalle liegenden Außenkante der Kirchenwand, gab den
Blick auf eine etwa handtellergroße Fläche auf dem Putz lie-
gender mittelalterlicher Malschicht frei.
Die Entdeckung eines Wandmalereibefundes, der hinter der
Stirnwand des Vorbaues seit 1472 geschützt lag, besitzt un-
schätzbaren Wert, auch im Vergleich mit den durch Brand-
einwirkung mehr oder weniger beeinträchtigten Wandmale-
reien im Obergaden wie auch mit den bereits 1928 freigelegten
(und restaurierten) Malereien in den Bogenlaibungen des
Chorraumes. Somit erfolgte im Spätherbst 1987 eine Vergrö-
ßerung der Öffnung in der aus Tuffstein bestehenden Außen-
schale der Stirnwand auf ca. 50 x 70 cm (vom Statiker be-
grenzt) und die Herausnahme des nur teilweise mit Kalk ge-
bundenen Füllmauerwerks, soweit dies die Öffnung erlaubte.
Sichtbar ist nun ab einer Höhe von 2 m über Niveau des
Vorhallenbodens (FBN) ein ca. 85 cm großer, musizierender
Engel (gebogenes grünes Horn). Er reicht nach links bis zur
Anschlußkante einer vermutlichen, nach Nord laufenden
Mauer, nach unten bis zur Freilegungsgrenze. Nach rechts
endet die Darstellung durch Abschlagen des Putzes während
der Umbauten im Jahre 1472, doch sind noch Teile des rech-
ten Flügels und des Nimbus eines weiteren, sich ebenfalls in
Richtung des Portales wendenden Engels vorhanden. Nach
oben, bei auslaufender Putzfläche (ca. 3,40 m über FBN) sind
die figürlichen Darstellungen durch einen rund 32 cm breiten,
nicht konstruierten, vegetabilen Fries abgeschlossen.


1 Nordportal. Durch Herausnahme des östlichen Kapitelles be-
dingte Öffnung in der Stirnwand von 1472.


2 Nordwand, östlich des Nordportales. Detail des sich auf ursprüng-
lichem Außenwandniveau befindenden Wandmalereibefundes.

Eine über die Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlös-
ser, Gärten und Seen in Auftrag gegebene Zustandsdokumen-
tation, sowie maltechnische Untersuchungen für den Ver-
gleich mit den bereits bekannten Wandmalereiresten, kann
nun durch Aufnahme des Münsters in den Arbeitsplan des
BMFT-Projektes „Wandmalerei-Schäden” erweitert werden.
Die Dokumentationen sowie eine Kopie in Originalgröße wer-
den auch nach erfolgtem Verschließen der Öffnung bei Einset-
zen des Kapitelles die Weiterführung der Forschungen in der
Abtei Frauenwörth ermöglichen.
Anmerkungen
1 Hier sei lediglich erwähntV. Milojcic: Bericht über die Ausgrabungen
und Bauuntersuchungen in der Abtei Frauenwörth auf der Frauen-
insel im Chiemsee, 1961-1964. München 1966.
2 Gemeint sind die über dem Gewölbe von 1476 in den Gewölbeta-
schen bis zum romanischen Deckenniveau erhaltenen Reste der
figürlichen Ausmalung auf den Hochwänden des Sanktuariums,
welche, 1960 entdeckt, 1961-1964 freigelegt und restauriert wor-
den waren sowie die 1928 freigelegten Malereien in den Bogenlai-
bungen zwischen Altarraum und Chorumgang.
Abbildungsnachweis
Verfasser.
Summary
In 1987, during the removal of one re-used Romanesque
capital on the northern portal (1472), a 12th-century wall paint-
ing fragment was discovered on the wall behind. After some
uncovering, a horn-blowing angel became visible (ca. 85 cm
hight) beneath a ca. 32 cm wide frieze.
Before the opening in the wall will be closed again in due
course, the condition of the Romanesque painting and the
painterly technique will be documented; this also serves to
compare the painting with the other two Romanesque wall
painterly fragments (partially destroyed) in the church.

138
 
Annotationen