Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Adreßbuch der Stadt Heidelberg: Adreßbuch der Stadt Heidelberg mit den Gemeinden Ziegelhausen und Leimen sowie der Stadt Wiesloch — 82.1951

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41979#0023

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Wandlungen im Heidelberger Stadtbild

XV

hundertwende, als die Fuchs’sche Waggonfabrik, die 1853
etwa da, wo heute die Christuskirche in der Weststadt
steht, gegründet worden war, mehr nach Süden auf die
Rohrbacher Gemarkung verlegt wurde. Freundliche, breit-
angelegte Straßen geben dem Wohnviertel der Weststadt
ihr Gepräge. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
ging dann der Prozeß der Ausweitung des Heidelberger
Stadt- und Wohngebiets in beschleunigtem Tempo wei-
ter. Vor allem wandelte sich das Gesicht der Vororte,
zu denen 1920 Wieblingen und Kirchheim, 1927 Rohr-
bach und 1935 der Grenzhof hinzugekommen waren,
durch die Wirksamkeit Gemeinnütziger Baugenossen-
schaften, aber auch durch städtische Bautätigkeit. Gar-
ten- und Ackerland mußte Reihenhäusern und Wohn-
blocks weichen. Weit draußen im Pfaffengrund entstand
sogar ein ganz neuer Vorort eigener Prägung. Und im
Zusammenhang mit dem Anschluß der Stadt an das
Netz der Autobahn konnte am Wieblinger Weg ein be-
trächtliches Baugebiet erschlossen werden. Die im Jahre
1928 fertiggestellte Ernst-Walz-Brücke stellte die Ver-
bindung des bisherigen Klinikenviertels mit dem für den
Neubau von Kliniken und Universitätsinstituten vorge-
sehenen Gelände her. Sie wird nach ihrem Wiederauf-
bau zudem wichtige Aufgaben für den Nord-Süd-Durch-
gangsverkehr zu erfüllen haben.

Die jüngeren Stadtteile moderner Städte, die unter ähn-
lichen Voraussetzungen entstanden und nach weitgehend
übereinstimmenden Grundsätzen gebaut wurden, weisen
in vieler Hinsicht das gleiche Bild auf. In ihrem Kern
jedoch bewahrte jede Stadt trotz des wachsenden Ver-
kehrs, belebter Verkehrsstraßen, Warenhäuser und Licht-
reklamen ihre Eigenart, ihre besonderen Wesenszüge.
Auch in unseren Tagen bleibt das Bild des eigentlichen
Heidelberg noch durch die alte Brücke, Heiliggeistkirche
und Schloßruine bestimmt. Daran haben einige stillose
Bauten aus der Gründerzeit, wie etwa die Universitäts-
bibliothek (1901—1905) oder das Schloßhotel ebenso-
wenig etwas zu ändern vermocht wie notwendige tech-
nische Zweckbauten (Stauwehr und Schleusenanlage am
Karlstor 1927—1929). Wer den Philosophenweg hin-
aufsteigt und ins Neckartal blickt, bleibt auch heute
noch „in dieses Märchens Bann verzaubert stehen“
(Eichendorff). Hier wird dem Betrachter immer wieder
bewußt, was den unvergänglichen Zauber dieser Stadt
ausmacht und Einheimischen und Fremden in gleicher
Weise ergreift: es ist der einmalige Zusammenklang von
Natur und Kunst, von geschichtlicher Verwurzelung und
weltoffener Atmosphäre.
Dr. Karl Kollnig.


Die neue Friedrichsbrücke
 
Annotationen