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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 9
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Schwarz, Franz Joseph: Praktische Winke für den Bau des Tabernakels und Tabernakelaltars, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0080

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72

Wahrung und Exposition des heiligsten
Sakraments, sondern auch des Hochbaus
in allen Stylarten, da sich die gegebenen
Beispiele des romanischen und gothischen
Styls durch eine organische Weitergestal-
tung der Konstruktion leicht namhaft höher
führen lassen.

Beginnen wir 1. mit der Basis des
Altar-Aufsatzes, denn hier schon
muß die nöthige Vorsicht obwalten, wenn
der Ausbau praktisch und bequem werden
soll. Sie ist gebildet von dem rückwärts
liegenden Theile der Mensa Fig. I B a c h k,
während der vordere a b i k für den hl.
Dienst frei bleibt. Man achte ja darauf, daß
dieser freie Vorraum weder zu geringe, noch
zu große Tiefe erhalte. Denn im ersten Fall
ist er für den ungehinderten Altardienst un-
zureichend, im andern tritt der Aufriß des
Tabernakels und Thronns unnöthiger
Weise weit zurück; Nichts aber macht sie
schwerer zugänglich, als diese tiefe Lage.
Wir wollen nicht sagen, daß es ein für
alle Fälle anwendbares Maß gebe, aber
wir haben gute, der Erfahrung entnom-
mene Gründe, zu behaupten, daß die Tiefe
a b der für die Darbringung des hl.
Meßopfers bestimmten Fläche der Mensa
nicht unter 60 cm sein könne und
nie über 65 cm zu betragen brauche.
Wenn die'Mensa nicht mit einem Holz-
Antipendium und dessen Gesims umkleidet
ist, so reichen 60—62 cm immer hin.

Sollte es aber aus irgend einem beson-
deren Grunde uöthig sein, den Vorraum
tiefer zu machen, so rathen wir sehr drin-
gend, den Altaraufriß so zu konstruiren,
daß wenigstens der Thronns um minde-
stens eben so viel über den Tabernakel
ausladet (vortritt), als dem höchsten Maß
von 65 cm Tiefe zugegeben werden mußte.
Wenn man z. B. geuöthigt ist, die Fläche
der Mensa 69 statt 65 cm breit frei zu
lassen und erst in dieser Tiefe den Sockel
des Tabernakels anzulegeu, so muß das
Hauptgesims des Tabernakels (s. ein sol-
ches II C 5) wenigstens um 4 cm weiter
vortreten (ausladen), damit die Bodenfläche
des Thronns dem Officiator gleichfalls
näher trete, wie es durch die puukirte Aus-
ladung II C 10 angedeutet ist. Aller-
dings würde dadurch auch der Tabernakel
etwas höher, allein das ist von weniger
schlimmem Einfluß, und überdies lassen

sich 1—2 cm am Tabernakelkörper er-
sparen. Möge man diesen Wink ja nie
außer Acht lassen.

2. Grundriß des Aufsatzes.
Von demselben kommt aus praktischen
Gründen nur eine Rücksicht in Betracht:
die untere Leuchterbank, welche im Verein
mit dem Unterbau des Tabernakels sozu-
sagen den Sockel des ganzen Aufbaues
bildet, soll mit dem Tabernakelsockel nach
der dem Priester zugewendeten Seite stets
eine in der gleichen Flucht liegende, unge-
brochene Linie bilden, s. I B d e. Das soll
geschehen, damit nicht die Altartücher, und
besonders das obere, in Zwickel ausgeschnit-
ten werden müssen, welche in der Wäsche ein-
gehen, bei jedem Bügeln sich anders ver-
schieben, in ihrer Form ändern, so daß
der Altarstein bald da, bald dort unbedeckt
bleibt oder das untere Altartuch sichtbar wird.

3. Altarsockel, d. h. der Sockel
des Tabernakels und die erste Leuchter-
stufe Fig. IA1, I C 1, II Al und II
C 1 soll nie unter 22 cm betragen, weil
es nicht wohl möglich und schön ist, niedri-
gere Canontafeln zu machen, selbst wenn
man sie in Form eines Triptychons her-
stellt, wie wir in Nr. 6 des „Archivs"
vorgeschlagen haben, und weil die Taber-
nakelthürchen sollen-geöffnet werden kön-
nen, ohne die Canontafel zu entfernen.
Aus dem gleichen Grunde empfiehlt es
sich, die Umrahmung der Canontafel so
schmal zu machen, als es die Rücksicht
auf Dauerhaftigkeit und Schönheit nur
immer zuläßt. Man hüte sich aber auch,
schon hier mit der Höhen-Ausdehnung
verschwenderisch zu seiü, sonst läuft man
Gefahr, den Thronus in zu große Höhe
legen zu müssen und das Geschäft der
Exposition unnöthig zu erschweren. Der
Umstand, - daß niedrige Canontafeln mit
Dreitheilung bis jetzt noch nicht zu haben
sind, möge Niemanden abhalten, so zu ver-
fahren. Denn solche sind — und müßte
man sie eigens für eine Kirche drucken
lassen — um so geringe Kosten zu haben,
daß die Ausgabe durch die bequeme und
praktische. Einrichtung des Expositions-
Raumes reichlich ausgewogen wird.

Bei alten und konsekrirten Altarsteinen,
für welche ein neuer Aufsatz gebaut wer-
den soll, ist der für die Darbringung des
hl. Opfers bestimmte Raum genau nach
 
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