Akten nicht erheben, wohl aber ihr Ab-
schluß. Abt Johann Christoph rechnet
den 20. Juli 1640 mit ihrem Verfertiger,
dem Meister Zacharias Binder, Bild-
hauer von Ehingen a. D., wegen der zwei
Hochaltäre ab, die dieser nach Weissenau
und Mariathal (b. W.) zu vollster Zu-
friedenheit geliefert und bekennt, daß er
ihm „wegen schwerer Zeit" noch 250 fl.
schuldig bleiben müsse, die er mit fünf
Prozent verzinsen und in jährlichen Raten
von 50 sl. abzahlen wolle?) Erst 26 Jahre
später wurde der Hochaltar gefaßt. Abt
Michaeli!. Musacker (1684—1696)betrant
mit dieser Arbeit den Bürger und Maler
Johann Christoph Weigl-) von Ravens-
burg am 13. März 1686. Das Kloster
liefert sämmtliches Material, einen Hand-
langer, gibt dem Meister 130 sl. und zehn
Eimer mittleren Wein, ihm und den Ge-
sellen den Hoftisch und 1V2 Maß Wein,
den Jungen lls Maß. Prior Pater Gode-
fried Schütz läßt beifügen, daß aus den
Kirchen- und Prioratsintraden mit 380 sl.
bis zur Vollendung des Werks konknrrirt
werde.* 2 3 * * * * 8)
Daß das große Altarwerk erst nach
mehr als fünfzig Jahren vollendet wurde,
läßt sich in Anbetracht der schweren Schick-
salsschläge, die das Kloster während des
unheilvollen dreißigjährigen Krieges trafen,
leicht begreifen. Als der Nachfolger Jo-
hann Christophs, Abt Bartholomäus Eber-
lin „praeckeeessoris 8ui adflictionis con-
sors, laborum et miseriarum successor“
im Jahre 1654 die Regierung antrat, fand
er fein Kloster verschuldet und verarmt,
nicht weniger als siebenmal war es von
den Schweden vollständig ansgeplündert
worden, sechzig Bauernhäuser lagen in
Asche, die Klostergebände waren dem Ver-
fall nahe, die Weinberge zerstört, die Wie-
sen und Aecker verwüstet, versumpft oder
') Original vom Abt unterschrieben und ge-
siegelt.
2) Ob dieser, oder der gleichnamige und zeit-
genössische, bekannte Kupferstecher und Kunst-
händler (1654—1725) die Zeichnung zu dem in
meiner Broschüre S. 27 beschriebenen Kupfer-
stich von I. II. Kraus (das heilige Blut von
Weissenau und dessen Donatoren), der in die
Negierungszeit Musackers fällt, geliefert hat, mag
dahin gestellt bleiben. Ersteres ist mir wahr-
scheinlicher.
8) Konzept.
wenigstens unangebant, und das Kloster
wäre ztl Grund gegangen, wenn ihm lticht
Kaiser Ferdinand III., bei welchem der
Abt persönlich vorstellig wltrde, die bei der
kaiserlichen Kasse anfgelanfenen Schulden
erlassen und die in der Folge noch zu
leistenden 80,000 sl. auf 20,000 sl. er-
mäßigt hätte. I
Als die Zeiten wieder etwas besser
wurden, konnte Abt Michael im I. 1671
den vor einem Jahr begonnenen Prä-
lat e n b a u durch den Zimmermeister Ka-
spar Berbik (Berwik) ans Bezan gegen
einen Arbeitslohn voit 180 fl. und 3 Mal-
ter Kernen, die ihm im Kloster sollen ver-
mahlen und verbacken werden, sortsetzen
lassenZ) und Christoph Schmutze r, Stuk-
kator („Stokhodor") ans Bayern machte
1687 die Decke im Refektorium, die Thür-
verkleidnng desselben mit Säulen und
Dachtmg auf korinthische Art sammt dem
Wappen des Abtes um 60 fl. und freie
Kost für sich und Gesellen?) Prälaten-
hans und Refektorium wichen im folgenden
Jahrhundert dem jetzigen Neubau, von
welchem nunmehr gehandelt werden soll.
(Fortsetzung folgt.)
Literarisches.
Luthers Verhältniß zu Kunst und
Künstlern von P. Lehseldt. Berlin,
Hertz, 1892. 1110 S. Preis 2 M.
Mit apologetischer Tendenz, aber im Ganzen
mit ehrlicher Wahrheitsliebe und Objektivität ge-
schrieben. Eine peinlich genaue Durchsuchung
aller Schriften Luthers und ein Berhör aller
' Nachrichten über ihn führt den Verfasser zunächst
i zu folgenden Sätzen. Musik und Poesie allein
unter den „schönen Künsten" begegneten bei
Luther einer günstigeil Naturanlage und einem
tieferen Verständniß. Das Kunstgewerbe schätzte
er nur nach seiner praktischen Seite und nach
dem materiellen Werth seiner Erzeugnisse. Von
Architektur verstand er nichts; seine Alterthnms-
kenntnisse waren gleich null; die Fähigkeit, Kunst-
werke zu beurteilen oder auf sich wirken zu lassen,
gleich null; der Verkehr mit Künstlern du rein
persönlicher, ohne kunstbildendeu Einfluß, auch
der mit Lnkas Cranach. Luther eifert gegen
die Bilderstürmer und weiß die große Macht
! bildlicher religiöser Darstellungen wohl zu schätzen,
sucht sie auch in den Dienst seiner Sache zu
ziehen. An der Ausbeutung der Kunst zu pole-
mischen Zwecken durch Cranach und andere hat
er eine innere Freude; ja der Verfasser glaubt,
daß Luther selber zu den berüchtigten, abscheu-
0 John 1. c. 123.
2) Verdingzettel vom 12. Mai.
®) Konzept und Verdingzettel vorn 7. Juli.
schluß. Abt Johann Christoph rechnet
den 20. Juli 1640 mit ihrem Verfertiger,
dem Meister Zacharias Binder, Bild-
hauer von Ehingen a. D., wegen der zwei
Hochaltäre ab, die dieser nach Weissenau
und Mariathal (b. W.) zu vollster Zu-
friedenheit geliefert und bekennt, daß er
ihm „wegen schwerer Zeit" noch 250 fl.
schuldig bleiben müsse, die er mit fünf
Prozent verzinsen und in jährlichen Raten
von 50 sl. abzahlen wolle?) Erst 26 Jahre
später wurde der Hochaltar gefaßt. Abt
Michaeli!. Musacker (1684—1696)betrant
mit dieser Arbeit den Bürger und Maler
Johann Christoph Weigl-) von Ravens-
burg am 13. März 1686. Das Kloster
liefert sämmtliches Material, einen Hand-
langer, gibt dem Meister 130 sl. und zehn
Eimer mittleren Wein, ihm und den Ge-
sellen den Hoftisch und 1V2 Maß Wein,
den Jungen lls Maß. Prior Pater Gode-
fried Schütz läßt beifügen, daß aus den
Kirchen- und Prioratsintraden mit 380 sl.
bis zur Vollendung des Werks konknrrirt
werde.* 2 3 * * * * 8)
Daß das große Altarwerk erst nach
mehr als fünfzig Jahren vollendet wurde,
läßt sich in Anbetracht der schweren Schick-
salsschläge, die das Kloster während des
unheilvollen dreißigjährigen Krieges trafen,
leicht begreifen. Als der Nachfolger Jo-
hann Christophs, Abt Bartholomäus Eber-
lin „praeckeeessoris 8ui adflictionis con-
sors, laborum et miseriarum successor“
im Jahre 1654 die Regierung antrat, fand
er fein Kloster verschuldet und verarmt,
nicht weniger als siebenmal war es von
den Schweden vollständig ansgeplündert
worden, sechzig Bauernhäuser lagen in
Asche, die Klostergebände waren dem Ver-
fall nahe, die Weinberge zerstört, die Wie-
sen und Aecker verwüstet, versumpft oder
') Original vom Abt unterschrieben und ge-
siegelt.
2) Ob dieser, oder der gleichnamige und zeit-
genössische, bekannte Kupferstecher und Kunst-
händler (1654—1725) die Zeichnung zu dem in
meiner Broschüre S. 27 beschriebenen Kupfer-
stich von I. II. Kraus (das heilige Blut von
Weissenau und dessen Donatoren), der in die
Negierungszeit Musackers fällt, geliefert hat, mag
dahin gestellt bleiben. Ersteres ist mir wahr-
scheinlicher.
8) Konzept.
wenigstens unangebant, und das Kloster
wäre ztl Grund gegangen, wenn ihm lticht
Kaiser Ferdinand III., bei welchem der
Abt persönlich vorstellig wltrde, die bei der
kaiserlichen Kasse anfgelanfenen Schulden
erlassen und die in der Folge noch zu
leistenden 80,000 sl. auf 20,000 sl. er-
mäßigt hätte. I
Als die Zeiten wieder etwas besser
wurden, konnte Abt Michael im I. 1671
den vor einem Jahr begonnenen Prä-
lat e n b a u durch den Zimmermeister Ka-
spar Berbik (Berwik) ans Bezan gegen
einen Arbeitslohn voit 180 fl. und 3 Mal-
ter Kernen, die ihm im Kloster sollen ver-
mahlen und verbacken werden, sortsetzen
lassenZ) und Christoph Schmutze r, Stuk-
kator („Stokhodor") ans Bayern machte
1687 die Decke im Refektorium, die Thür-
verkleidnng desselben mit Säulen und
Dachtmg auf korinthische Art sammt dem
Wappen des Abtes um 60 fl. und freie
Kost für sich und Gesellen?) Prälaten-
hans und Refektorium wichen im folgenden
Jahrhundert dem jetzigen Neubau, von
welchem nunmehr gehandelt werden soll.
(Fortsetzung folgt.)
Literarisches.
Luthers Verhältniß zu Kunst und
Künstlern von P. Lehseldt. Berlin,
Hertz, 1892. 1110 S. Preis 2 M.
Mit apologetischer Tendenz, aber im Ganzen
mit ehrlicher Wahrheitsliebe und Objektivität ge-
schrieben. Eine peinlich genaue Durchsuchung
aller Schriften Luthers und ein Berhör aller
' Nachrichten über ihn führt den Verfasser zunächst
i zu folgenden Sätzen. Musik und Poesie allein
unter den „schönen Künsten" begegneten bei
Luther einer günstigeil Naturanlage und einem
tieferen Verständniß. Das Kunstgewerbe schätzte
er nur nach seiner praktischen Seite und nach
dem materiellen Werth seiner Erzeugnisse. Von
Architektur verstand er nichts; seine Alterthnms-
kenntnisse waren gleich null; die Fähigkeit, Kunst-
werke zu beurteilen oder auf sich wirken zu lassen,
gleich null; der Verkehr mit Künstlern du rein
persönlicher, ohne kunstbildendeu Einfluß, auch
der mit Lnkas Cranach. Luther eifert gegen
die Bilderstürmer und weiß die große Macht
! bildlicher religiöser Darstellungen wohl zu schätzen,
sucht sie auch in den Dienst seiner Sache zu
ziehen. An der Ausbeutung der Kunst zu pole-
mischen Zwecken durch Cranach und andere hat
er eine innere Freude; ja der Verfasser glaubt,
daß Luther selber zu den berüchtigten, abscheu-
0 John 1. c. 123.
2) Verdingzettel vom 12. Mai.
®) Konzept und Verdingzettel vorn 7. Juli.