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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 5
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Busl, Karl Anton: Neues zur Baugeschichte der Prämonstratenser-Abtei Weissenau und ihrer Kirche, [2]: die Bauten des 18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0049

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gearbeitet werden kann. Schmuzer hin-
gegen macht sich verbindlich, den Pontian
und Hans Michael (Gehilfen, mit welchen
man, wie es scheint, sehr zufrieden war),
bis zur Beendigung der Arbeit in Kirche
und Hofgebände zu belassen.

Den steinernen Klosterbrnnnen machte
Johann Michael I a g m e t h H in Markdorf
nach aufgesetztem Risi um 100 fl. Er
und seine Leute hatten den Hoftisch und
ein Laiblein Brod. Der Brunnen stand
gegenüber dem Hofgebände, die baroke
Brnnnensänle trug eine Heiligenfigur.

2. Kirchenban?)

Laut schon oben angeführten: Accord
vom 18. Februar 1717 verpflichtet sich
Franz Beer, die alte Kirche sammt dem
Thurm bis an den Chor abznbrechen und
die neue Kirche mit zwei Thürmen nach
dem verabredeten Riß anfznbauen. Sie
solle ohne den Chor (der stehen bleibt),
150 Fuß Länge, die Thürme eine Höhe
von 136 Fuß erhalten?) Alle Stein-
hanerarbeit und das Bestechen des Innern
übernimmt das Kloster. Beer hat auch
das Dach zu decken, wie am Hofgebän,
das Verbringen der Dachziegel aber be-
zahlt jeder Theil zur Hälfte. Die Kirche
soll unter dem Pflaster gewölbt werden
und zwischen Boden und Gewölb 7 Fuß
hohl sein. Der Baumeister hat seine Leute
zu unterhalten; sämmtliches Material lie-
fert das Kloster. Er bekommt für die
Kirche sammt Thürmen 10,300 fl. Im
Uebrigen sind die Bedingungen für seine
Person und seine Leute die gleichen, wie
beim Hofgebände. Als Paliere werden in
Rechnungen von 1717 und 1720 ein Jo-

0 Konzept und Original vom 16. November
1727. Kanzleisieget.

2) Vgl. hiezn meine Broschüre S. 18—26 nnd
Professor P. Keppler in den „Histor. pvlit. Bl."
Bd. 102 nnd Württemb. Knnstaltertümer S. 275.

3) In der Pfründbeschreibnng ist die Länge
einschließlich des Chores zu 2281, die Breite
zu 75* angegeben. Auf einem jetzt auf der
Kanzlei der Irrenanstalt anfbewahrten, aus der

2. Hälfte des 18. Jahrhunderts stammenden
Grundriß der Klostergebänlichkeiten ist der Chor
ein nach außen geschweifter Bau. Man wird
daraus schließen dürfen, daß ein derartiger Neu-
bau, welcher den Chor in Harmonie mit den
vier Ausladungen des Schiffes gebracht hätte,
damals beabsichtigt lvar. Er kam aber nicht zur
Ausführung.

seph Gvoper, schon 1710 nnd wieder 1717
Christian Berwickh genannt. Der Dach-
stnhl wurde im Taglohn gemacht; von
wem? ist nicht angegeben. Für alle seine
Bauten vom Jahre 1708 ab erhielt Beer
einschließlich der zu 416 fl. 40 kr. berech-
neten Diskretion von 100 Spez.-Dukaten
nach und nach 23,616 fl. 40 kr.

Laut Hanptabrechnnng vom 2. Januar
1723 schuldete ihm Weissenau nur noch
364 fl. 56 kr., wogegen er sich anheischig
machte, den Kirchenban nnd Hofban znm
Abschluß zu bringen?) Eingerechnet wur-
den in das Empfangene 6000 fl. von einem
Kanfschilling von 8000 fl. für ein Gut des
Klosters in Bezan, genannt „die Halden",
welches Beer am 16. November 1722
demselben abgekanft hatte?)

Für die Stnckirnng der Kirche war
ursprünglich Johann Binz von Konstanz
in Aussicht genommen und ein Vertrag
mit ihm zu 1000 fl. entworfen?) Der
Plan zerschlug sich nnd es trat an seine
Stelle laut Notiz in der „Uebersicht" Franz
Schmuzer. Er erhielt 1500 fl. und
den Konventstisch, wogegen er den Gips
zu beschaffen hatte, der Palier den Hof-
tisch, die übrigen Leute Brod nnd Trunk.

Die Deckengemälde der Kirche malte
I. Karl Stander von Konstanz laut
Vertrag vom 28. November 1718* 2 *) nnd
angebrachter Inschrift. Er sollte alle Maler-
arbeiten der Kirche mit Ausnahme der
Altäre um 1000 fl. übernehmen, ein Ar-
beits- nnd ein Schlafzimmer, den Konvents -
tisch, seine Gesellen den Hoftisch haben.
Farben k. re. hatte er selbst zu beschaffen.
Ansgestrichen ist, daß seine Arbeit in 12
Stück oberhalb der Gallerieen, fünf Blatt
im Schiff sammt dem großen Gewölbe-
oder Knppelbild bestehen solle. In Wirk-
lichkeit sind am Plafond des Schiffes 14
Stück gemalt worden.

Die Eindecknng der Thürme mit
Kupfer wurde zwei Meistern übertragen.
Der eine Thurm (ob der südliche oder nörd-
liche, ist nicht gesagt; weil jedoch beim
südlichen der Grundstein 1717 gelegt wurde,
dürfte dieser zuerst fertig gebaut worden

*) Die Kirche wurde deu 23. April 1724
eingeweiht.

2) Konzept.

3) Konzept vom 18. November 1718.

4) Konzept.
 
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