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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Nr. 10
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Die Gemäldesammlung des bischöflichen Diözesan-Museums im Rottenburg a. N.
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0096

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87

Nr. 17 n. 18. St. Antonius der E r e-
mite und St.Kalharina, St. Hein-
rich und St. Georg, Tafelbildchen
anfHolz mitGoldhintergrnnd, 42:25 cm,
von der Hand des Meisters von
M e ß k i r ch.

Ein aus, dem Schloß Wildensteiu bei Meß-
kirch in die fürstliche Sammlung in Dvnau-
eschingen übertragenes Flügelaltärchen mit den
Jahrzahlen 1536 und 1548, sowie andere sicht-
lich von der gleichen Hand stammende Gemälde
wurden bisher zumeist Bartel Beham in Nürn-
berg (1507 —1540) zugeschrieben, können aber
nicht von diesem Meister stammen. Man einigte
sich dahin, den wirklichen Urheber jener Bilder
als Meister von Meßkirch zu bezeichnen und
Karl Kötschan (Bartel Beham und der Meister von
Meßkirch, Straßbnrg 1893) hat ca. 60 Genüilde
anfgefnnden, welche theils sicher, theils wahr-
scheinlich diesem Meister zngehören. Dazu kommen
drei weitere in unserer Sammlung. Vgl. Nr. 46.

Nr. 19 n. 19a. Mariä V erin ählung
(3 Personen: Hohepriester und die Ver-
lobten) und Mariä Heimsuchung
(mit den ans den Leib gemalten heiligen
Kindern)aufGoldhintergrnnd; 43:29cm.
Nördlinger Schul e.

Begründer der Nördlinger Schule ist Friedrich
Herlin, seit 1467 in Nördlingen thätig, gest. dort
1499. S. Nr. 27. 38. 39. 41.

Nr. 20. H im m e lf a h r t C h r i st i, 163 cm
breit, 117 hoch, zwölf Apostel und Maria,
alle k n i e e n d, über spitzem Bergkegel
noch die Füße des Heilands sichtbar;
Goldhintergrnnd. Fast ganz übermalt.
Ans der Ulm er S chtt le, von einem
Vorgänger Zeübloms.

Nr. 2t. Beschneidnng Christi; Maria
und Joseph; zwei Priester, von welchen
der eine das bl. Kind hält, der aridere
über einem Metallbecken die Beschnei-
dung vornimmt, zwei Sänger vor einem
Notenpult; 80:75 cm; ordentlich er-
halten. Ulm er Schttle.

Nr. 22 n. 23. H e i l i g e S i p p e, Alphäus
mit Jakobns dem Jüngeren in einem
Buch lesend; Maria, Johanites säugend,
zu ihren Fußen Simon und Judas mit
Löffeln bei der Breikachel. Ans der zwei-
ten Tafel St. Wendelin, mit ans-
gebreiteten Armen auf dem Felde, von
seinen Schafen umgeben, beteitd (oder
die Vision Joachims ?); der Himmel über-
malt. Aus Holz, je 95: 57 cm; ordent-
lich erhalten. Von Friedrich H e r l i n.
Friedrich Herlin, Begründer der Nörd-
liuger Schule, erst in Rothenburg, seit 1467

in Nördlingen thätig, gest. dort 1499. Stark
von den Niederländern beeinflußt, mäßig be-
gabter Nachfolger Rogier v. d. Weydens, tech-
nisch sehr tüchtig, künstlerisch untergeordnet, ohne
schöpferische Bedeutung. Sein Hauptwerk ein
Flügelaltar in der städtischen Sammlung in
Nördlingen. Nr. 22. 23.

Nr. 24 n. 25. St. Katharina uub
Barbara, S t. A nna und Mari a,
welche mit einander das heilige Kind
halten, ans Holz, mit Goldhintergrnnd,
63 : 52 cm. Waren ächte Z e i t b l o NI,
jetzt durch Ueberinalung fast ganz rninirt.

Bartholme Zeitblom, geb. ca. 1450, gest.
nach 1517, thätig in Ulm und llmgegend. Eigen-
artige und vornehme Künstlernatur, weniger
durch Phantasiefülle als durch Reinheit und
Schlichtheit der Anschauung, Kraft individueller
Charakteristik, stilvolle Oiewandbehandlung, tüch-
tiges Cvlvrit und gediegene Ausführung aus-
gezeichnet. Gemäßigter Realismus, Ueberrest
des älteren idealen Sinnes; eigenthümliche Kopf-
typen mit starker Nase. Vorliebe für das Ruhige,
Gemessene, Ernst-Würdevolle. Aecht deutscher
Maler. Seine Hauptwerke in der Gallerte in
Stuttgart. Janitschek 1, c. 258—266. S. Nr. 11.
43. 44.

Nv. 26. Mariä Verkündigun g; in
einfachem Gemach, durch dessen Fen-
ster man in eine liebliche Landschaft
sieht, kniet Maria am Boden; der Engel
kommt von links herein mit von einem
Spruchband umwundenem Stab. Aus
Holz, 150 : 142 cm. Frühes Werk von
"Martin Schaffner, leider sehr stark
übermalt.

Martin Schaffner, 1508—39 in Ulm
nachgewiesen, Hanptvertreter der neuen Richtung
der Ulmer Schule. Sein Kunstcharakter ist un-
gleich. In seinen besten späteren Werken zeigt
er italienischen (venezianischen) Einfluß, Sinn
für Schönheit und Anmut, künstlerische Kompo-
sition, prächtige Ausführung, aber wenig Tiefe
und Energie. Frühes Altarwerk in der Gallerie
in Sigmaringen. Janitschek 1. c. 414 ff.

Nr. 27. Kreuzsch lepp nn g mit Simon,
zwei Henkern und Maria und Johannes.
Flüchtige Arbeit der Nördlinger
Schule. AnfHolz; 95 cm lang, 35
hoch. S. Nr. 18 und 19—38.

Nr. 28. Kreuzig nngsgruppe ans
Holz, 59 : 45 cm, mit 8 Personen, im
Hintergrund die Stadt Jerusalem. Feines
Werk der fränkischen Schule, von
Zeitblomschen Einflüssen berührt.

Hauptsitz der fränkischen Schule ist Nürn-
berg, hervorragendster Meister derselben Michael
Wohlgemut 1434—1519.
 
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