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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0068

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-— 55

Chors. Der Satz: „Daß der berühmteste schwä-
bische Dichter des M.-A., Hartmann von Aue,
von Obernau stammte, tvird jetzt fast allgemein
angenommen" (5. 285), tvird den Widerspruch
der Literarhistoriker Hervorrufen. P. K.

Die Jesiliteitkirche in Dillingen,
ihre Geschichte unb Beschreibung mit be-
sonderer Berücksichtigung des Meisters
ihrer Fresken Christoph Thomas Scheffler
hl 700—1756). Ein Beitrag zur Kunst-
geschichte des 17. und 18. Jahrh. von
ihr. Oskar FreiherrnLochner v o n
Zübenbach, Prof, am bisch. Lyceum zu
Eichstätt. Mit 19 Abb. Stuttgart, Reff
1895. 76 S.

Otto Truchseß von Waldbnrg, der große
Kardinal unb Fürstbischof von Augsburg, grün-
dete 1549 eine Akademie zu Dilliugen, tvelche
1551 zur Universität erhoben und 1563 in^die
Leitung der Jesuiten gegeben wurde. Sein
vierter Nachfolger Heinrich von Knöringen weihte
1617 die neue Kirche ein, tvelche jetzt die
Stndienkirche des Lhcenms ist, und welcher der
Verfasser in erster Linie seine Monographie
widmet. Ein Barockban mm schönen Verhält-
nissen ; das Schiff von Kapellenreihen begleitet,
doch ohne Gallerieti zwischen den eingezogenen
breiten Strebet!; tinr im Chor sind über den
Sakristeiräumen Emporen angebracht, — das
Schema beinahe ganz das der Jesnitenlirche in
Weggenthal bei Nvttenbnrg. Die Malereien
des Christoph Thomas Scheffler, ans der Schule
der Münchener Asam, werden ausführlich be-
sprochen und ihre leitende Grundidee anfgedeckt;
sie machen einen sehr guten Eindruck, namentlich
durch Fern Haltung extravaganter Architektnr-
perspektive. Da alle Nachrichten über Scheffler
znsammengetragen sind und auch alle seine
übrigen Werke anfgeführt und eingehend be-
sprochen tverden, so ist damit wieder eine der
wichtigeren Kiinstlerpersönlichkeiten des vorigen
Jahrhunderts in das Licht der knnsthistorischen
Forschung gerückt. Das Berständniß und die
gerechte Würdigung der kirchlichen Kunst des
>7. und 18. Jahrhunderts zu fördern, erklärt
der Verfasser selbst als Hanplziveck seiner Studie;
wenn auch diese Intention mitnnter seinen Ans-
siihrnngen ettvas panegyrischen Klang giebt, so
bleibt doch seine Schrift eine treffliche unb ver-
dienstliche Leistung.

Das N o t h w e u d i g st e über die kirch-
l i ch e P a r a m e n t e n st i ck e r e i, sofern sie
eine Ausübung von Kunst und Kuusthanb-
iverk ist. Ein Hanbbüchlein für ben
hochw. Klerus, sowie für klösterliche
Institute, Stickereien «mb Zeichner von I
Ai artin Knoblauch, Priester ber
Diözese St. Gallen. Mit 14 Lichtbruck-
bilbern. Kempten, Kösel 1895, 119 S.
Preis: 3,20 M., gebb. 4 M.

Verfasser hat im Kloster St. Scholastika bei
Norschach eine Knnststickerinnenschnle gegründet
unb noch unter seiner Aufsicht und Leitung.
Daß es ihm an der nöthigen praktischen Erfahrutig

tticht gebricht, zeigen seine (ettvas gar gelehrt
mit einer „Definition der Stickknnst" beginnenden)
llnteriveisungen über die Parainentenstvffe, die
Slickseide, das Goldmaterial, die verschiedenen
Techniken oder Stiche. Der ziveite Theil handelt
von der Dekoration der Paramente, der Bild-
stickerei, dein animalischen unb vegetabilischen
Ornament, über Form, Schnitt, symbolische Be-
deutung der liturgischen Getvänder. Jitdem wir
das Büchlein als brauchbar empfehlen, fügen
lvir für eine ziveite Auslage einige Wünsche an.
Bor allem möge der langatmige Titel durch
einen einfacheren ersetzt werden. Sodann kann
der erste Abschnitt des zweiten Theils mir ge-
winnen, wenn er sich beschränkt ans die speziell
in der Paramenlik verivendeten und heute noch
verwendbaren Darstellungen unb Gegenstände.
Die archäologischen und liturgischen Angaben
bedürfen einer Revision. Die Angaben über
Form und Schnitt der heiligen Getvänder sind
für die Praxis völlig ungenügend; zum mindesten
für Casel, Dalmatik, Chorrock, Albe müßten
tiokhtvendig genaue Schniltinuster beigegeben
werden. Die am Schluß beigefügte „knnst-
geschichtliche Parallele", welche über die charakte-
ristischen Verschiedenheiten der Stickerei in den
einzelnen Stilperioden instrniren soll, tvird diesen
ihren Ziveck kaum erfülle» können. Die in einer
Mappe angehefteten Tafeln können nicht als
Vorlagen dienen, schon wegen des Oktavformats
und wegen der Farblosigkeit.

Neue Flugblätter. Verlag von Breit-
kops unb Härtel in Leipzig. Blatt 1 —14.
Preis: a 10 Pf.

Die Idee dieses netten Unternehmens ist an
sich eine gute. Uni im Volke den Sinn für
eine volksthümliche Poesie ivieder zu wecken und
zugleich volksthümliche Kunst zu pflegen, soll eine
größere Serie von einzelnen Folioblüttern ans
starkem, imitiertem Büttenpapier, bedruckt mit
dem Texte bekannter Volkslieder und mit dazu
gestimmten künstlerischen Illustrationen, ansge-
geben werden. Die Wohlfeilheit soll diese Blätter
zur Massenverbreitung, tiainentlich bei festlichen
Anlässen, geeignet machen. Sv soll in das
monotone, ideenarme Volksleben der Gegeinvart
ivieder etwas poetischer unb idealer Gehalt ge-
leitet tverden. Unsere Sache ist es nicht, ans
die Blätter profanen Inhaltes näher eiiizngehe» ;
sonst könnten wir manchen derselben Lob spen-
den, müßten aber einige auch ernstlich bean-
standen, wie das sittlich nicht nnbedenkliche Lore-
leibild, das nach Text und Jllnstration gleich
geistlose Bild des Reservemanns, auch das Rbein-
lied Nr. 4 mit der Begräbnißscene. Ebenso
geht uns das Trutzlied „Eine feste Burg k."
mit seiner etwas phantastischen Jllnstration nichts
an. Aber über drei spezifisch religiöse Blätter
haben mir ein Wort zu sagen. Nr. 10 verbindet
mit dem schönen Lied: „O Haupt voll Blut
und Wunden" ein Kreuzignngsbild, ans tvelchem
wir das Antlitz sowohl des Gekreuzigten, wie
der Magdalena und des Johannes weniger grimas-
sirt wünschen müssen. Nr. 7 ist ein Weih),achts-
bild und verdient samt dem Texte Lob; ist aber
die heilige Mutter hier wie unter dem Kreuz
ans Ehrung des „protestantischen Beivußtseins"
 
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