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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 7
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [13]: eine systematische Darstellung
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Virtuosität gepflegt wurde, dafür ist der
beste Beweis die Arbeit, die nur zu Be-
giuu dieses Artikels erwähut haben: ein
getriebener Silberkorb mit dem aus dein
Wasser ragenden Hirsch. Es gesellen sich
dazu noch einige derartige Treibkunst-
arbeiten difficilster Art aus Silberblech.
Ein fleißiger Mann hat dieselben während
der Zeit seines Privatlebens mit wunder-
barer Geduld und Treue geschaffen: es
ist kein anderer gewesen, als der ver-
storbene Vater des Reichs- und Land-
tagsabgeordneten Landgerichtsraths Grö-
ber, Herr Privatier Albert Gröber
in Weingarten, uitb die Meisterwerke, an
bereit jedem er Monate, ja Jahre lang ge-
arbeitet hat, sind im Besitze des Sohnes.) Zn
den hervorragendsten Monnmentalarbeiten
der Gegenwart gehören jedenfalls die bei-
den in Kupfer getriebenen Kolossal-
fignren der Herolde, die auf Rossen sitzen
und das Banner des Reichs tragen, mit
welchen die Ostfront des neuen Reichs-
tagsgebäudes in Berlin besonders charak-
teristisch geschmückt ist' es sind Werke des
bayerischen Künstlers Rudolf Maison.
Uebrigens ist die Kolosfalstatne des Her-
mannsdenkmals im Teutoburger Wald,
die erst ca. 1880 vollendet wurde, auch ein
bedeutendes und glänzendes Zeichen des
Wiederanfblnhens der Treibknnst; sie ist
aus Kupfer von Hand getrieben.

Kommen nur nun auf hervorragende
getriebene Arbeiten in nnserem Lande,
so gibt uns wiederum Kepplers „Württ.
Kunstalterthümer" auf den Einleitungsfeiten
LXII bis LXXI einen vorzüglichen Ueber-
blick, auf den wir im allgemeinen ver-
weisen müssen, da er raumeshalber nicht
abgedrnckt werden kann. Doch heben wir
zur Orientirnng wenigstens einiges heraus.

Ans der romanischen Zeit ist das Com-
burger Antependium aus getriebenem und
vergoldetem Kupferblech einzig dastehend,
das herrliche roman. Rauchfaß ans der
Eßlinger Barfüßerkirche ist seit den 40er
Jahren verschollen; roman. Reliquien-
brustbilder finden sich in Scheer.

Aus der g o t h i s ch e n Zeit: die sechs
Pracht-Monstranzen in Ochsenhausen, Weil
der Stadt, Horb (rein gothifch) und Gmünd,
Wangen und Mergentheim; auch zahl-
reiche einfache gothische Kelche, die schön-
sten in Weil der Stadt, Jsny, Zeil,

Adotzhausen, Mengen, Gnndelsheim, Ring-
genweiler. Uebrigens ist bei denselben
neben der Treibknnst das Email und Fili-
gran n. s. w. verwendet. Auch gothische
Ciborien finden sich noch etwa 12—15
im Lande. Kreuzpartikel-Ostensorien find
zahlreicher, die schönsten in Weil der Stadt,
Horb, Gmünd, Ulm, Wiesensteig, Kirch-
heim (4l eres heim), Reichenbach (Geislingen),
bei einzelnen derselben, wie z. B. dem
Gmünder ist viel getriebene Arbeit. Re-
liquienbrustbilder in Scheer, Reliquien-
Osrensorien in verschiedenen Orten.

Aus der Renaissance- und Spätzeit ist
natürlich noch eine Fülle von schönen
Metallwerken da — trotz der entsetzlichen
Ausleerung der Sakristeien und Schatz-
kammern in der Säkularisationszeit, lind
da zeigt sich die Treibknnst in glänzendster
Höhe. In erster Linie kommen die Mon-
stranzen, die schönsten in reiner Renaissance
zu Biberach und Drackenstein, die schönste in
! Spätkunst zu Gmünd, dann kommen die in
Mergentheim, Reresheim, Jsny, Wangen,
Haifterkirch,Süfli:igen,Rctihlheiin,Diirnien-
tingen, Uttenweiler, Rottenbnrg, Ehingen,
Lndwigsbnrg, Rottweil, Altshaiffen, Schns-
fenried ; Kelche in Barock- und Rokoko zahl-
reich, besonders in Gmiind, den oberschmä-
j bischen Städten und Klosterkirchen, silberge-
! triebene Reliqnienbrustbilder in Kißlegg,
Wangen, Biberach, Rottenbnrg, Wachen-
dorf; filbergetriebene Madonnenbilder in
Gmünd (das schönste), Antendorf, Ehingen,
Hoib, Mergentheim, Ellwangen, der hl. Se-
bastian in Mergentheim; außerdem eine
Reihe anderer Utensilien in diesem Stil,
z. B. Leuchter, Weihwasferkesfel, Rauchfässer
n. f. w.; endlich die großen getriebenen
Mefsingbecken ans Augsburg, das größte
und schönste in Jsny.

Von Altaraufsätzen in silbergetriebener
Arbeit hat die Stiftskirche in Ellwangen
noch weitaus das pompöseste Strick ans
ihrem Hochaltar im Chore. Als Eigen-
thum der Marianischen Kongregation
konnte es auf energisches Eintreten der-
selben den Krallen der Säkularisation ent-
rissen werden und bildet nun, unterst Prälat
Schwarz zu einem Ganzen wieder zu-
sammengesetzt und restanrirt, den ständigen
reichen Aufsatz des gen. Hochaltars. Das
Werk gliedert sich in den überaus pracht-
vollen Rokoko-Tabernakel, das prächtige
 
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