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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 2
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [17]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0021

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schehene a e u e r v e r g o (b u n g. Welin man
den Ziveck der letzteren int Auge hat, dann
erscheint die in der Diözese Rottenburg
geltende Bestimmung als genügend, ja
strengstens genommen mürbe sogar die
Forderung der Feuervergoldung auf die
Kelch cuppa beschränkt werden können.
Denn die Vergoldung wird ja verhält-
nißnläßig wenig in Anspruch genoinmen
durch das Abstergiren der Patene nnt
den Fingern. Dagegen ist es der Wein
(chemische Säure), dessen Gestalt das
Kelchinnere angreift, besonders bei länge-
rem Verbleiben in denselben, wozu noch
die Purifikation tt. s. 10. konunt. Wird
ein Kelch Dag für Tag, oder gar mehr-
mals int Tage in den Dienst genonnnen,
so snnunirt sich hieraus ein erheblicher
Anspruch an die Solidität wtb Wider-
standsfähigkeit seiner Vergoldung. Nach-
weisbar aber hält ein tüchtig feilerver-
goldetes Cuppa-Jnnere eine Reihe von
Jahren diesen Dienst aus (wobei freilich
noch eine Reihe anderer Umstände in
Rechnung kommt. Von zwei gleich solid
vergoldeten Kelchen hält der eine vielleicht
die doppelte Zeit aus gegenüber dem Nei-
dern, wenn letzterer schlecht «fbewahrt ist
(ohne CStiti, dem Staub, großer Feuchtig-
keit ausgesetzt), wenn er beim Ertergiren
uuuöthigerweise, vielleicht auch mit Puri-
fikatorien gröbster und härtester Struktur,
sörnüich mißhandelt wird, wenn er einer
österlichen „Reinigung" in scharfer Lauge
unterzogen wird, welche iu Wirklichkeit
eine Aetzung ist u. s. w.).

Diesenl unleugbaren großen Vorzug der
Feuervergoldnng gesellen sich aber andere
Mvmente bei, welche schwere Schatten-
seiten derselben darstellen. Wir führen
sie in folgendem an:

1. Für den feuervergoldenden A r b e i t e r
bildet diese Thätigkeit in nicht geringein
Maße eine Gefährdung seiner Gesund-
heit. Quecksilber, das in den menschlichen
Leib kommt, wirkt vergiftend (Merkurialis-
mus chronischer Art mit Speichelfluß,
Mrlnd- und Rachengeschwliren, Lilugeu-
leiden; bei akuter Erkrankung binnen 30
Stunden todbringend). Der betreffende
Arbeiter aber muß während des Ver-
dampfens des Quecksilbes das Ancalgam
fortwährend verreiben, neu anftragen, den
Gegenstand auf den Kohlen umwenden

n. s. w.; es ist gar nicht zu verhüten, daß
er mit dem. schädlichen Kohlendunst die
noch viel gefährlicheren Qllecksilberdüilste
einathnret. Mail flicht sich auf alle Weise
dagegen zu schützen (Besondere Kleidung,
Essen fetter Speisen n. derglch, allein es
ist nie zu verhüten, daß ein Arbeiter, der
mir einige Stunden seilervergoldet, scholl
von dem bekanilten Lockerwerden der
Zähne, Ailschmellen des Halses, des Ge-
sichtes re. befalleil wird, selbst iveiiil er im
Freien arbeitet. Daher fommt es auch,
daß iu Geschäfteil, wo viel feuervergoldet
wird, ein einzelner Arbeiter nie mehr als
einen halben Tag hiefür verwendet wird.
Jil geschlossenen Räumen vermehrt sich na-
türlich die Gefahr bedeutend.

2. Die Arbeit der Fenervergoldnng
selbst ist sehr nlühsaiil uub difficil. Es
kommt zuerst die absolut gründliche Reini-
gung der zil vergoldenden Oberfläche,
was bei reicheren Arbeiten sehr schwierig
ist, die Herstellung des Aiualgams, die
sorgfältige Auftraguilg uitb Verreibung
derselben auf dem glutheißen Gegellstande
mittelst der Metallbürste, das Abrällchern,
Reuauftragulig, die letzte Färbilng. Das
ist zeitraubelld unb vermehrt die Kosten.

3. Jnl Wesen dieser Handbearbeitnng
liegt der Nachtheil, daß dirrch die Behalld-
lung mit der Kratzbürste, durch „Siedeil"
u. s. w. die Oberfläche des betreffeubeu
Gegenstalldes, besonders wenn sie fein
gearbeitet ist (Relief, Treibearbeiten unb
dergleichen) mehr oder lveniger beschädigt
oder doch hart mitgenommen wird.

4. Ferner, was das Refllltat der
Feuervergoldung betrifft, so wird
diese selbst gerne, ja ausilahmslos il n-
gleich werden. Da, wo das Anlalganl
stärker anfgetragen wird, wird äilch lnehr
Gold zurückbleibell, unb umgekehrt. Na-
turgemäß werden bei Vergoldinig von
nicht glatten Gegenständen die Erhöhungen
int Nachtheil sein gegenüber ben Vertie-
fungen, in die sich der Anlalganlbrei selbst-
verstülldtich zuerst einbettet; aber gerade die
Erhöhinlgen brauchten die stärkste Vergol-
dluug, weil sie der abllützendeil Berührung
am meiftcn ansgesetzt unb. Auch bei
glatten Flächen wirb es nie möglich sein,
eine vollkonllilelle gleich dichte unb starke
AMnlgamschicht allzubringen; es hängt da
alles voll de„l Geschick lind der Gelvissell-
 
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