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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 2
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [17]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0022

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Hastigkeit des Arbeiters ab. Wenn auch
schließlich die gesanlmte Oberfläche des ver-
goldeten Gegenstandes gleichnräßig gold-
farbig sich prüsentirt, so wird stets ein
Theil etwas dünner, ein Theil etwas stärker
mit Gold versetzt sein.

6. Hiezu kommt ein weiterer Umstand,
der von einschneidender Bedeutung ist.
Da die Fenervergoldung nicht eine ein-
fache Ueberschichtuug mit Gold ist, son-
dern eine enge chemische B erm i s ch u n g
des Goldes mit der betreffenden Metall-
vberfläche dilrch das Quecksilber, also eine
Art Zusammensetzung mit diesem nnter-
geordueten Acetall, so werden neben den
Goldatomen die des letzteren an der Ober-
fläche sich befinden, wenn auch unsichtbar.
Allein mit der Zeit treten diese Unedel-
metall-Atome als winzige Poren zu Tage
(thatsächlich sind diese' Poren das Oxyd
ans den betreffenden Punkten). Es wird
diese Erscheinung von den Technikern
immer wieder gegen die Feuervergoldung
angeführt, um darzuthnn, daß die große
Widerstandsfähigkeit und Haltbarkeit der
Feuervergoldnng dadurch wieder paralp-
sirt werde, daß keine absolut dichte, un-
durchdringliche Goldschicht durch sie her-
gestellt werden könne. Allerdings wird
die Zahl dieser mikroskopischen Poren um
so geringer werden, je stärker — drei-
oder vierfach — die Vergoldung ist.

0. Weiter wird geltend gemacht (vgl.
Strnve, Weiß, Käufer n. a.): Von bem
Amalgam verdunste zwar der größere
Theil des Quecksilbers, aber ein kleiner
Theil bleibe mit dein Gold verbunden
trotz Abränchern zurlick, und zwar 13—16
Prozent des ursprünglich beigemischten
Quecksilbers. Auch hiedurch entstehen win-
zige Lücken und Poren und wird vor
allem die Farbe der Fenervergoldung selbst
beeinträchtigt.

7. Sodann hat die Feuervergoldnng
auch ihre Nachtheile für die Zukunft des
betreffenden Gegenstandes. Soll derselbe
nach einer Reihe von Jahren wieder aufs
neue im Feuer vergoldet werden, so muß
die Oberfläche wegen der porösen Stellen
(beziehungsweise des Metallorpds) erst
wieder a b g e s ch li f f e n werden, was
eine Verdünnung des Gegenstandes 511U
Folge hat. Das geht oft soweit, daß z. B.
dünne Kelchcnppen fast diirchgeschlisfen

iverden. Also ist eine zweite Fener-Ver-
goldung stets nur nut einer Schwächung
der betr. Metallgefässe verbunden, so daß
sie bei einer öfter wiederholten Prozedur
einfach unbrauchbar werden.

8. Weiter gibt auch die Feuervergol-
dnng an linb für sich noch keine unbe-
dingte Garantie für lange Haltbarkeit
und Solidität. Es kann auch „im Feuer"
sehr schwach vergoldet werden. Kommt ja
folgendes vor: Bei der Bereitung des
Amalgams mit 67 Theilen Gold und 33
Theilen Quecksilber wird dasselbe durch
einen Lederbeutel gepreßt, so daß das Zuviel
an Quecksilber, was darin ist, hinansgetrie-
ben wird. Dies führt aber wiederum einen
kleinen Theil Goldes mit sich. Diesen
Abfall nimnlt man da und dort zum Ver-
golden selbst, wodurch freilich nur der
allerschwächste Grad einer Goldschicht er-
zielt wird, der selbstverständlich höchst wenig
haltbar ist. Beinl ersten Anblick aber ist nicht
31t unterscheiden, ob die Vergoldung mit
goldsattem Amalgam, oder nur mit dem
Abfall geschehen ist, besonders, wenn noch
ein Ueberzug ans galvanischem Wege dar-
über gemacht wurde. Es ist überhaupt eine
Kontrolle über die Menge des vernvende-
teit Goldes beim Feuervergoldeu nur
schwer möglich wegen des langen, kvmpli-
zirten Verfahrens, des Abfalls an minder-
gehaltigem Amalgaur und der Gefahr
beim eigentlichen Vergoldegeschäfte. Ga-
rantie gibt einzig die Gewissenhaftigkeit
der Firma und des Arbeiters. Während
die beste Fenervergoldung (mit circa 26
Gramm, gleich annähernd 2 Loth Gold
auf den Quadratmeter) eine Goldschicht
von ( 750 Millimeter Dicke ergibt, sinkt bei
anderen dieses Maß bis auf f 4000 und
gar ‘/ü000 Millimeter herab.

9. Endlich ist die Fenervergoldung er-
fahrungsgemäß nüt verhältnismäßig er-
heblicheil Kosten verknüpft. Das hängt
mit der geschilderten Prozedur zusanlnlen.
Sogar der Preis des Quecksilbers (beffeu
Weltmonopol die Londoner Rotschildfamilie
allein in Händen hat mtb rücksichtslos
ausbeutet) kommt etwas in Betracht. -

Soviel von der F e n e r v e r g 0 l d u u g.
Und nnil zu der sogenannten galvanischen,
oder genauer der Vergoldung nlittelst
Elektrizität.
 
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