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Maßwerk haben, sind an ihren Aus-
ladungen innen und außen erweitert wor-
den, nm alles möglichst glatt und eben
zu machen. Im rechten Seitenschiffe be-
finden sich mehrere Epitaphien, von denen
besonders das folgende interessant ist, das
dieJnschrift trägt: ,,/^vvo dorn. blLEEEE
nd. zu bent XI. jnr (1511) starb der edel
vnn vest Hans rudolf vogt vonn Alten-
sumero zu Crasperg dem got gnad." Es
ist ein vorzügliches Werk der Skulptur-
arbeit aus dem Aufaug des 16. Jahr-
hunderts uud schon im Renaissancestil ge-
halten. Zwei schwebende Engel halten
über dem Haupte des Ritters ein Spruch-
band „Homo bulla“; der Ritter selbst
ist bis an die Zähne gewappnet und seine
Gesichtszüge sind sehr markirt ansgedrückt.
Glasgemälde, die noch vom alten AUtter-
maier in Launigen stammen und zu den
besten derartigen Arbeiten ans den 1860er
Jahren gehören; das eine ist eine Stiftung
des „Jos. Anton Gegenbaur, K. W. Hof-
maler in Stuttgart 1860", das andere
des „Anton Lütt Sohn des letzten Bürger-
meisters dieser Stadt 1862".
Das Aeußere der Kirche gibt durch
feine flachen Seitenschiffdächer und in
Folge Mangels säst jeder Gliederung kein
günstiges Architekturbild, und wenn auch
hei der früheren baulichen Veränderung
wieder sämtliche Fenster im Spitzbogen
gehalten wurden, so sind sie doch ohne
alles und jedes Maßwerk geblieben. Be-
sonders nüchtern erscheint die Westfa?ade,
und wenn auch au Portal und Fenstern
nicht viel zu ändern gewesen wäre, so
hätte doch eine Gliederung der Fläche
dieser Giebelfa?ade und eine Betonung
des Mittelschiffes etwa durch zwei Strebe-
pfeiler ein besseres Architekturbild gegeben.
Der Kirchenstiftungsrath wollte aber auf
keine baulichen Veränderungen sich ein-
lasscn und die freiwilligen Beiträge —
allerdings im Sinne wohl sämtlicher Geber
— auf die innere Erneuerung der Kirche
verwenden. Stattlich dagegen ist der
Thurm der Kirche, der der Frühgothik
angehört; er baut sich in drei Stockwerken
auf und es ist diese Eintheilung auch äußer-
lich durch horizontale Gurten angezeigt.
! .Stein Thurm des Allgäues ans dieser
Zeit zeigt eine solche Lebhaftigkeit der
Architektur wie dieser, indem er auf allen
vier Seiten und in allen drei Stockwerken
gleichmäßig durchbrochen ist, und zwar
haben die unteren Arkaden den Rnnd-
bogen, die oberen den Spitzbogen. Trotz-
dem ist nicht eine verschiedene Bauzeit
wahrzunehmen, sondern der Meister wollte
offenbar dadurch eine größere Lebhaftig-
keit und Abwechslung erzielen, was ihm
auch gelungen ist. Leider, daß der Ab-
schluß nach oben ein so geschmackloser ist,
und seine nicht unbedeutenden Dimen-
sionen nicht recht zur Wirkung kommen
1 läßt. Diesen Abschluß erklärt eine Notiz,
welche ein in der Pfarr-Negistratur zu
Pfärrich aufbewahrtes und aus dem Jahr
1523 stammendes Anniversarienbuch mit
Kalendarium enthält: „Ao. 1739 du
6 Juny am Samstag abendts nm halb
9 vhr hat ds Hochgewütter Zu Wangen
in den Pfarr Kirch Thurm geschlagen,
und abgebrunnen bis auf gloggen herund:
ist ein spitziger Thurm gewesn, wie alhier."
Was nun die innere R e st a u r a t i o n
der Stadtpfarrkirche in Wangen anlangt,
so wandte sich schon im Oktober 1884
der seitdem verstorbene Herr Dekan
Stemmer an den Verfasser dieses, um
bei Einleitung der Renovation mitthätig
zu sein, und übergab zugleich aus eigenen
Mitteln 5000 Mark an die Kirchenpflege
als Beitrag zu diesem Unternehme». Es
sollte vor allem — das war seine Ab-
sicht — in der Pfarrgemeinde eine Kol-
lekte veranstaltet werden und zu diesem
Zwecke sollten am Kopfe des Sammel-
bogens möglichst kurz die Fragen beant-
wortet werden, was aus der Kirche wer-
den soll, was bleiben, was entfernt wer-
den soll, wie hoch die Kosten sein »'er-
den u. s. w. Allein diese Fragen in
dieser Weise zu beantworten, wäre nicht
wohl möglich gewesen und hätte auch nicht
zum Ziele geführt. Unser Vorschlag gieng
vielmehr dahin, vor allem, bevor noch
mit der Kollekte begonnen würde, einen
Plan mündlich zu besprechen und schrift-
lich abzufassen und in diesen Plan ver-
schiedene Bestimmungen oder Abände-
rungen als möglich aufzunehmen, je nach-
dem die Beiträge reichlicher oder sparsamer
fließen würden. Weiter aber als zu dieser
Maßwerk haben, sind an ihren Aus-
ladungen innen und außen erweitert wor-
den, nm alles möglichst glatt und eben
zu machen. Im rechten Seitenschiffe be-
finden sich mehrere Epitaphien, von denen
besonders das folgende interessant ist, das
dieJnschrift trägt: ,,/^vvo dorn. blLEEEE
nd. zu bent XI. jnr (1511) starb der edel
vnn vest Hans rudolf vogt vonn Alten-
sumero zu Crasperg dem got gnad." Es
ist ein vorzügliches Werk der Skulptur-
arbeit aus dem Aufaug des 16. Jahr-
hunderts uud schon im Renaissancestil ge-
halten. Zwei schwebende Engel halten
über dem Haupte des Ritters ein Spruch-
band „Homo bulla“; der Ritter selbst
ist bis an die Zähne gewappnet und seine
Gesichtszüge sind sehr markirt ansgedrückt.
Glasgemälde, die noch vom alten AUtter-
maier in Launigen stammen und zu den
besten derartigen Arbeiten ans den 1860er
Jahren gehören; das eine ist eine Stiftung
des „Jos. Anton Gegenbaur, K. W. Hof-
maler in Stuttgart 1860", das andere
des „Anton Lütt Sohn des letzten Bürger-
meisters dieser Stadt 1862".
Das Aeußere der Kirche gibt durch
feine flachen Seitenschiffdächer und in
Folge Mangels säst jeder Gliederung kein
günstiges Architekturbild, und wenn auch
hei der früheren baulichen Veränderung
wieder sämtliche Fenster im Spitzbogen
gehalten wurden, so sind sie doch ohne
alles und jedes Maßwerk geblieben. Be-
sonders nüchtern erscheint die Westfa?ade,
und wenn auch au Portal und Fenstern
nicht viel zu ändern gewesen wäre, so
hätte doch eine Gliederung der Fläche
dieser Giebelfa?ade und eine Betonung
des Mittelschiffes etwa durch zwei Strebe-
pfeiler ein besseres Architekturbild gegeben.
Der Kirchenstiftungsrath wollte aber auf
keine baulichen Veränderungen sich ein-
lasscn und die freiwilligen Beiträge —
allerdings im Sinne wohl sämtlicher Geber
— auf die innere Erneuerung der Kirche
verwenden. Stattlich dagegen ist der
Thurm der Kirche, der der Frühgothik
angehört; er baut sich in drei Stockwerken
auf und es ist diese Eintheilung auch äußer-
lich durch horizontale Gurten angezeigt.
! .Stein Thurm des Allgäues ans dieser
Zeit zeigt eine solche Lebhaftigkeit der
Architektur wie dieser, indem er auf allen
vier Seiten und in allen drei Stockwerken
gleichmäßig durchbrochen ist, und zwar
haben die unteren Arkaden den Rnnd-
bogen, die oberen den Spitzbogen. Trotz-
dem ist nicht eine verschiedene Bauzeit
wahrzunehmen, sondern der Meister wollte
offenbar dadurch eine größere Lebhaftig-
keit und Abwechslung erzielen, was ihm
auch gelungen ist. Leider, daß der Ab-
schluß nach oben ein so geschmackloser ist,
und seine nicht unbedeutenden Dimen-
sionen nicht recht zur Wirkung kommen
1 läßt. Diesen Abschluß erklärt eine Notiz,
welche ein in der Pfarr-Negistratur zu
Pfärrich aufbewahrtes und aus dem Jahr
1523 stammendes Anniversarienbuch mit
Kalendarium enthält: „Ao. 1739 du
6 Juny am Samstag abendts nm halb
9 vhr hat ds Hochgewütter Zu Wangen
in den Pfarr Kirch Thurm geschlagen,
und abgebrunnen bis auf gloggen herund:
ist ein spitziger Thurm gewesn, wie alhier."
Was nun die innere R e st a u r a t i o n
der Stadtpfarrkirche in Wangen anlangt,
so wandte sich schon im Oktober 1884
der seitdem verstorbene Herr Dekan
Stemmer an den Verfasser dieses, um
bei Einleitung der Renovation mitthätig
zu sein, und übergab zugleich aus eigenen
Mitteln 5000 Mark an die Kirchenpflege
als Beitrag zu diesem Unternehme». Es
sollte vor allem — das war seine Ab-
sicht — in der Pfarrgemeinde eine Kol-
lekte veranstaltet werden und zu diesem
Zwecke sollten am Kopfe des Sammel-
bogens möglichst kurz die Fragen beant-
wortet werden, was aus der Kirche wer-
den soll, was bleiben, was entfernt wer-
den soll, wie hoch die Kosten sein »'er-
den u. s. w. Allein diese Fragen in
dieser Weise zu beantworten, wäre nicht
wohl möglich gewesen und hätte auch nicht
zum Ziele geführt. Unser Vorschlag gieng
vielmehr dahin, vor allem, bevor noch
mit der Kollekte begonnen würde, einen
Plan mündlich zu besprechen und schrift-
lich abzufassen und in diesen Plan ver-
schiedene Bestimmungen oder Abände-
rungen als möglich aufzunehmen, je nach-
dem die Beiträge reichlicher oder sparsamer
fließen würden. Weiter aber als zu dieser